Yes zum „Jess“!
Die kleine Stadt Jessheim bekommt ein schönes neues Zentrum: Designt vom norwegischen Büro Mad architects entsteht ein City-Center, das nachhaltige Stadtentwicklung mit attraktiven Innen- und Außenbereichen verspricht.
Wie schön, abends an einen nahen Ort spazieren zu können, an dem gesellig buntes Treiben herrscht. Was man sonst eher aus mediterranen Urlaubsorten kennt, soll nun auch in Norwegens Kleinstadt Jessheim Wahrheit werden. Denn dort heißt’s jetzt „Yes zum Jess!“: Das norwegische Büro Mad architects hat ein neues City-Center designt, das einen einladenden Hot-Spot schafft. Und zwar nicht nur für Shopping bis Geschäftsschluss. Sondern auch für abendliche Treffen und entspannte Auszeit mit der Familie.
Urbane Lebensqualität
Grüne Alleen, urbane Räume und attraktive Treffpunkte sollen Bewohner und Besucher künftig ins Herz von Jessheim locken. Genauer gesagt: In die Zone zwischen dem Jessheim Storsenter und dem Rathaus. In ein Gebiet, das Büros, Schulen, Gesundheitszentren, Hotels, Wohnungen, Geschäfte und Lokale beherbergen kann. Möglich macht dies der Entwurf, mit dem Mad architects in Kooperation mit Mellbye Arkitektur Interiør AS den entsprechenden Wettbewerb für sich entschied.
Das Vorhaben in Jessheim ist ein Stadtentwicklungsprojekt, das perfekt zu Mad architects‘ Motto passt. Schließlich hat sich das interdisziplinäre Team dem Ziel verschrieben, stets unter einen Hut zu bringen, was lokal gewünscht und nötig, zugleich jedoch gut für Natur und Klima ist. Oder, wie auf der Website zu lesen steht: „Für uns ist jedes einzelne Projekt außergewöhnlich. Und alle unsere Projekte müssen zu einer positiven und nachhaltigen Veränderung der Gesellschaft beitragen“.
Nachhaltig, bunt & einladend
Ganz in diesem Sinne haben Mad architects und Mellbye in Jessheim großen Wert darauf gelegt, das neue Viertel sowohl in wirtschaftlicher, als auch in sozialer und ökologischer Hinsicht attraktiv und zukunftsfit zu machen.
Von Kletterwand bis Kunstgalerie
So ist etwa ein zum Rådhusplassen gerichtetes Hauptgebäude vorgesehen, das eine Reihe spannender Angebote für Kinder und Erwachsene bieten wird. Das Programm soll von einer Kletterwand bis zu Kunstausstellungen reichen. Gassen und Passagen werden Freiräume und Verbindungen zwischen den Bauten der neuen City von Jessheim eröffnen und so für lebendiges Stadtleben auf Straßenebene sorgen.
Modern gestaltete Mietflächen sind dazu gedacht, angenehme Arbeitswelten zu schaffen. Und sie sollen ein vielfältiges Handelsangebot fördern. Das geplante, neue Byhotell wird sowohl Gastronomie als auch kommunikative Treffpunkte bieten.
Moderne Wohlfühlzone für Jessheim
Architektin Åshild Wangensteen Bjørvik, Partnerin und Geschäftsführerin von Mad architects Oslo: „Wir hoffen, dass die Menschen mehr Zeit im Stadtzentrum verbringen und sich in den städtischen Räumen wohlfühlen, sowohl draußen als auch drinnen. Mit Jess wollen wir ein angenehmes städtisches Umfeld in Jessheim schaffen und die Identität des Ortes weiter stärken“.
Klein, aber „oho!“
Jessheim ist Zentrum der Kommune Ullensaker in der Provinz Viken, unweit von Norwegens wichtigem Flughafen Gardermoen. Und so klein das Städtchen auch ist: Seine Lage und Anbindung machen es bedeutend. Der Bahnhof Jessheim liegt an der Hauptbahn Oslo-Eidsvoll und wird stündlich von Nahverkehrszügen Drammen-Oslo-Dal bedient. Mindestens stündliche Buslinien verbinden Jessheim unter anderem mit Eidsvoll, Nannestad und dem Flughafen.
Bisher ist die hübsche, übersichtliche Innenstadt vor allem tagsüber aktiv. Dafür sorgen Storgata, Rathaus und ein Einkaufszentrum. Auch die gute Erreichbarkeit der City mit öffentlichen Verkehrsmitteln trägt dazu bei. Allerdings: Wie Mellbye Arkitektur Interiør Partner Ajas Mellbye feststellt, „funktionieren Teile des Stadtzentrums abends derzeit schlechter“.
Smarte Gliederung
Das Projekt Jess schafft die Voraussetzungen, die es braucht, um dies zu ändern, schildert Mellbye: „Mit einer gegliederten Quartiersstruktur ermöglichen wir kleine Räume, schmale Straßenläufe und nicht-kommerzielle Flächen für Spiel, Geselligkeit und Erlebnisse. Die Innenstadt von Jessheim soll unprätentiös, ungezwungen und inklusiv für alle wirken – egal zu welcher Tageszeit“.
Viel Holz, Grün und Ziegel
Renderings zeigen, wie das neue Viertel nach den Plänen von Mad architects und Mellbye Arkitektur aussehen wird: Holz, Ziegel, Glas und Grün dominieren das Design. Barrierefreie Gassen und begrünte Plätze mit Sitzgelegenheiten laden zum Flanieren und Verweilen. Große Fensterflächen und Balkone versprechen helle, luftige Wohnungen und Büros. Und klare Linien mit interessanten Fassaden verleihen den Gebäuden Attraktivität.
Die Erwartungen an das künftige Herz von Jessheim sind groß. So meint etwa Tore Kværner vom Entwickler Harald Kværner Eiendom AS: „Die Gebäudestruktur im Viertel wird Jessheim ein urbaneres Gefühl geben. Und sie wird das Stadtzentrum vom Dorf zur Stadt machen“.
Warum man sich für den Sieger-Entwurf entschieden hat, erklärt er so: „Mad architects hatten gute Lösungen für den urbanen Lebensraum und ein spannendes Konzept für das Hotel“. Letzteres umfasse alles Essenzielle – von Zimmerlösungen bis hin zu Zielgruppen. Dies sichere dem Betrieb Erfolg ohne direkten Wettbewerb mit Gardermoen.
Upgrade mit „City-Flair“
Mag sein, dass „Jess“ weniger spektakulär als andere Stadtentwicklungsprojekte ist. Eindhovens Bahnhofsareal und Mannheims Stadtteil Franklin oder Torontos „Downsview“-Viertel erregen mehr Aufsehen. Schon ihrer Größe wegen.
Allerdings: Einer norwegischen Kleinstadt mediterranes City-Flair zu verleihen, ist keine leichte Übung. Und Mad architects sind auf dem besten Weg dazu.
Text: Elisabeth Schneyder
Bilder: mad arkitekter