Het Bosbad des niederländischen Architekturbüros Gaaga
#greenbuilding

Waldbaden vor der Haustüre

Das niederländische Architekturbüro Gaaga hat in Eindhoven ein äußerst menschen- und umweltfreundliches Wohnhaus entworfen. Es steht mitten in einem Park mit reichem Baumbestand.

Shinrin-Yoku ist vor einigen Jahren auch in Europa ein Begriff geworden. Es kommt aus dem Japanischen und heißt so viel wie „Waldbaden”. Alle, die in Park- oder gar Waldnähe wohnen, dürfen sich glücklich schätzen. Können sie doch diesem erholsamen Vergnügen unkompliziert frönen. Aber die Bewohner des Wohnhauses „Het Bosbad” in Eindhoven zählen zu den besonders Glücklichen: Sie wohnen gleich mitten unter Bäumen. Da ist das Waldbaden sozusagen in der Miete inkludiert.

Waldbaden gleich von zu Hause aus
Waldbaden im mehrstöckigen Wohnhaus, im „Het Bosbad” des niederländischen Architekturbüros Gaaga, in Eindhoven.

Mit Eindhoven in den Niederlanden verbindet man für gewöhnlich zweierlei: Einerseits ist die Stadt in der Provinz Nordbrabant im Süden des Landes bekannt als Zentrum für Technologie und Design. Sie ist immerhin Ursprungsort des Elektronikkonzerns Philips. Und andererseits – Ballesterer wissen sicher Bescheid – des gleichnamigen Fußballvereins PSV Eindhoven, dem Philips das Heimstadion gewidmet hat. Der Vollständigkeit halber: Zusammen mit Ajax Amsterdam und Feyenoord Rotterdam zählt die „Eindhovense Voetbalvereniging Philips‘ Sport Vereniging” zu den erfolgreichsten Fußballklubs der Niederlande.

Bosrijk in Eindhoven
Früheres militärisches Gebiet: Der Stadtteil Bosrijk in Eindhoven.

Wohnoase Bosbad

Aber künftig wird man mit Eindhoven vielleicht dieses Projekt des niederländischen Architekturstudios Gaaga verknüpfen: Das Bosbad. Oder gleich das ganze Areal Bosrijk. Das ehemalige Armee-Gelände wurde unter Federführung des Developers karres+brands, der den Masterplan erstellt hat, als grüne Oase erhalten und gestaltet. Die Niederlande sind Vorreiter bei der Gestaltung ganzer Stadtviertel als nachhaltige Wohnoasen, so auch in Rotterdam.

Bosrijk in Eindhoven

ehemaliges Armeegelände

Monumentaler Baumbestand

Bosrijk ist eine der vom niederländischen Wohnbauministerium deklarierten Zonen für das Wohnungsbauprogramm Vinex – vergleichbar mit STEP (Stadtentwicklungsplan) in Österreich. Alles unter dem Schlagwort „kompakte Stadt”.

Das ehemalige Armeegelände im Stadtteil Meerhoven liegt am Beatrix-Kanal und wird von den neuen Stadtteilen Zandrijk und Grasrijk begrenzt. Im Laufe der Jahre hat sich Bosrijk zu einem parkähnlichen Gelände mit einem monumentalen Baumbestand entwickelt. Nach dem Wegfall der militärischen Funktion hat karres+brands die städtebauliche Planung gemacht und den öffentlichen Raum entworfen.

Vielfalt der Wohntypologien in Bosrijk

Vielfalt der Wohntypologien in Bosrijk

Vielfalt an Wohntypologien

Das Areal bot die Gelegenheit, eine ganze Vielfalt an Wohntypologien und Straßenstrukturen auf die Wiese zu stellen. Viele der Baugrundstücke und Projekte sind daher Unikate. Zudem wurde in die Planung mit einkalkuliert, dass der Wald sich verändert. Sei es auf natürliche Art und Weise oder aber auch durch Eingriffe in die „Grünstruktur”.

der Wald in Bosrijk

Het Bosbad

Doch zurück zum jüngsten Neuzugang, zum Bosbad von Gaaga für Kikx Development: Die Holzfassade verleiht dem Gebäude eine freundliche Identität, die gut zur Umgebung passt. Ein grüner Durchgang führt wie ein Waldweg durch das Gebäude. Der Konnex zu den Bäumen im Park wird auch dank der Baumstammsäulen hergestellt.

Im Inneren des Bosbad
Mit klimaregulierendem Durchgang und „Wadi” im Inneren des optisch sehr ansprechend gestalteten mehrstöckigen Wohnhauses „Het Bosbad”.

City-Detox in den eigenen vier Wänden

Die Gaaga-Experten legten beim Gebäude Wert auf die nachhaltige Nutzung von Energie und Rohstoffen: beim Bau, bei der Nutzung, bei der Wartung und am Ende der Lebensdauer. Der Kühl- und Heizbedarf wird dank der kühlen Passage, dem Gründach, der Dreifachverglasung und der guten Isolierung auf ein Minimum reduziert. Die Wanderwege aus dem Park führen zum Durchgang, dessen Boden mit Farnen bedeckt ist. Regenwasser versammelt sich hier je nach Regenmenge zu einem „Wadi”.

Im Inneren der Wohnungen erstreckt sich der offene Raum des Wohnzimmers bis zum Balkon und geht mit der Holzterrasse in den Außenraum über. Dieser fließende Übergang lädt förmlich dazu ein, barfuß hinauszuschlendern, um in die Waldatmosphäre einzutauchen. Die hölzernen Baumstammsäulen rahmen den Raum ein und schaffen Intimität.

Heilwald

Waldbaden gilt in Japan als anerkannte (Natur-)Therapieform. Es kommt immer wieder vor, dass Ärzte ihren Patienten einen mehrtägigen Aufenthalt im Wald gleichsam verordnen. Alle Sinne sind involviert: In eine schöne Szenerie eintauchen, die gute Luft atmen, das Rauschen der Blätter hören, die Hände in den Waldboden vergraben oder sich an einem Baum anlehnen.

Tatsächlich hat das amerikanische National Center for Biotechnology Information (NCBI) erforscht, dass der Aufenthalt in Wäldern stressreduzierend und stimmungsaufhellend wirkt. Verantwortlich hierfür seien die sogenannten Phytonzide, Abwehrstoffe der Pflanzen gegen Bakterien, Pilze und Insekten. Beim Menschen bewirken diese flüchtigen organischen Verbindungen ein Gefühl der Ruhe: Der Blutdruck sinkt, die Aktivität des präfrontalen Kortex im Gehirn sowie die Ausschüttung des Stresshormons Cortisol verringern sich. Zudem verbessert sich die Herzratenvariabilität. Weiters hat das NCBI festgestellt, dass die Phytonzide die natürlichen Killerzellen positiv stimulieren und damit das Immunsystem stärken.

Text: Linda Benkö
Fotos/Visualisierungen: Karres en Brands, Wendel de Joode, Gaaga, MAAK, YuconVR

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