VrijHaven: Urbane Lebensqualität für Kreative (Bild: Proloog)
#stadtplanung

Urbane Lebensqualität für Kreative

Wenn ein kreatives Team für Kreative plant, kommt dabei Spannendes heraus: Mit dem Projekt VrijHaven bekommt Amsterdam ein unkonventionelles, nachhaltiges städtebauliches Ensemble. Eines, das viel Freiraum und Lebensqualität verspricht.

Wo lange Zeit eine ganz eigene, kleine Welt bestand, soll nun ein neues, aber nicht minder unkonventionelles Stadtquartier entstehen: Das Projekt VrijHaven, das das Gelände der Amsterdamer Havenstraat zum modernen, bunten und nachhaltigen Viertel machen soll. Und zwar, ohne die bestehenden Qualitäten aufzugeben. Dass große Ziel: Vrijhaven als Ort des Experimentierens, der keine starren Grenzen kennt und seinen Nutzern viel Raum für Individualität bietet.

Sechs Top-Büros, ein Entwurf

Das Team, das hinter dem Sieger-Entwurf fürs Projekt steht, hat viele Ideen gebündelt, um dieses ambitionierte Ziel tatsächlich zu realisieren. Immerhin haben sich dafür gleich sechs bekanntermaßen innovativ-kreative Büros an die Planungsarbeit gemacht: Powerhouse Company, Studio Donna van Milligen Bielke & Ard de Vries Architecten, Team V Architecture, Joppe Kusters und DELVA Landscape Architecture haben VrijHaven gemeinsam designt. Und als Entwickler fungieren RED Company und die Caransa Group.

Blick in die Zukunft: Amsterdams neues Stadtquartier VrijHaven zwischen Havenstraat, Karperweg, Stadiongracht und Schinkeleilanden Park. (Bild: Proloog)
Blick in die Zukunft: Amsterdams neues Stadtquartier VrijHaven zwischen Havenstraat, Karperweg, Stadiongracht und Schinkeleilanden Park.

Das originelle Sammelsurium aus Werkstätten, Second-Hand- und anderen Läden, das den Altbestand des ehemaligen Rangierbahnhofs zuvor belebte, muss dem neuen Gebäude-Ensemble jetzt zwar weichen. Doch komplett verschwinden soll die kreative Gemeinschaft, die sich inmitten alter Industriereste, historischer Straßenbahnen und informeller Grünflächen entwickelt hatte, nicht. Denn die Planer betrachten diese lokalen Unternehmen, Kreativen und Macher als Teil der Identität des Gebiets. Und der Entwurf für VrijHaven ist darauf ausgerichtet, auch ihnen wieder Platz im neuen Stadtquartier zu bieten.

Vom „Freigeist-Charakter“ inspiriert

„Inspiriert vom freigeistigen Charakter der Havenstraat, hat unser Team ein unverwechselbares Ensemble geschaffen“, lobt Powerhouse Company Architekt Thomas Ponds. Die Kombination eines belebten Sockels mit eindrucksvollen Wohngebäuden ermögliche nicht nur Innovation, sondern bewahre zugleich die besonderen Vorzüge des Viertels. Jedes der beteiligten Büros hat seine eigenen, speziellen Entwürfe zum Gesamtbild des spannenden Projekts VrijHaven beigesteuert.

Im Sockel der Anlage werden Werkstätten, Ateliers, Lokale und mehr ein neues Zuhause finden. (Bild: Aesthetica Studio)
Im Sockel der Anlage werden Werkstätten, Ateliers, Lokale und mehr ein neues Zuhause finden.

Freiraum, Grün und Platz für allerlei Selbstverwirklichung: VrijHaven an der Havenstraat. (Bild: Proloog)
Freiraum, Grün und Platz für allerlei Selbstverwirklichung: VrijHaven an der Havenstraat.

Der vom Studio Donna van Milligen Bielke & Ard de Vries Architecten entworfene „Oerplint“ bildet den monumentalen Sockel, der den ursprünglichen Eisenbahn-Charakter des Geländes aufgreift. Funktional erinnert er an die Aktivität des „zweiten Lebens“ der Havenstraatterein: Er beherbergt flexible Ateliers, erschwingliche Makerspaces, Restaurants und kulturelle Veranstaltungsorte.

Unsere Aufgabe ist es, die Atmosphäre der Havenstraat zu erhalten und gleichzeitig ein nachhaltiges Viertel zu schaffen.

Nanne de Ru, Powerhouse Company und RED Company Co-Gründer

Der Sockel flankiert das Plangebiet mit dem „Kopblok“ im Norden und den „Tramloods“ im Süden, in denen ein Museum für historische Straßenbahnen eingerichtet wird. Darüber liegt „De Vrijplaats“, ein öffentlicher Platz für Kulturevents. Und dazwischen thront der Oerplint als zeitloses Element, das als Bühne für die darüber liegenden Blöcke dient.

In den „Tramloods“ wird ein Museum an historische Straßenbahnen und die Geschichte des Viertels erinnern. (Bild: Aesthetica Studio)
In den „Tramloods“ wird ein Museum an historische Straßenbahnen und die Geschichte des Viertels erinnern.

„Die Interaktion zwischen dem Sockel und dem öffentlichen Raum ist für die Integration in die Stadt unerlässlich. Durch die enorme Tiefe der Fassade verschwimmen die Grenzen zwischen Stadt und Gebäude und machen den Sockel zu einem Teil des Stadtgefüges“, beschreibt Architektin Donna van Milligen Bielke.

Zwölf Wohnblöcke: Vielfalt, die zusammenpasst

Powerhouse Company, Team V Architecture und Joppe Kusters entwarfen eine einladende Gruppe von zwölf Wohnblöcken, deren Look von spröde-schlichter Eleganz gekennzeichnet ist: Recycelte, biobasierte Fassadenmaterialien, flexible Grundrisse, eindrucksvolle Dachlandschaften und eine kleinteilige Verkehrsplanung prägen diesen Bereich der VrijHaven Anlage. Ein Design, das zu Kommunikation, Gemeinschaftssinn und individuellem Ausdruck anregen soll. Obwohl jeder Block seinen eigenen, speziellen Charakter hat, bildet das Zusammenspiel der Gebäude dennoch ein harmonisches Ensemble.

Sketch des VrijHaven Projekts, von der Seite am Karperweg aus betrachtet. (Bild: Monique Wijbrands)
Sketch des VrijHaven Projekts, von der Seite am Karperweg aus betrachtet.

Die Wohntrakte und der Oerplint sind durch üppig begrünte Innenhöfe eng miteinander verbunden. Geschickte Planung des renommierten Landschaftsgestaltungsteams von DELVA sorgt dafür, dass diese Grün-Oasen einladenden Raum für nachbarliche Treffen und unbeschwert spielende Kinder bieten. Und eine Kunstroute, die sich durchs ganze Viertel zieht, soll zu Kulturgenuss und -Schaffen inspirieren.

Wir freuen uns, eine Verbindung zwischen der Stadt und der Grünstruktur Amsterdams zu schaffen, in der sowohl Menschen als auch Natur die Möglichkeit haben, sich in einem robusten neuen Viertel niederzulassen.

Tom van Boekel, DELVA Landscape Architecture

Ruhen, spielen, plaudern & genießen: In den Innenhöfen und Grünzonen von VrijHaven soll all dies möglich sein. (Bild: Aesthetica Studio)
Ruhen, spielen, plaudern & genießen: In den Innenhöfen und Grünzonen von VrijHaven soll all dies möglich sein.

Dass VrijHaven die Charakteristika der Havenstraat beibehalten, zugleich jedoch die Basis für den Aufbau einer neuen Gemeinschaft legen soll, setzt die Schaffung erschwinglichen Wohnraums voraus. Und ebendiesen versprechen die Projektentwickler RED Company und Caransa Group mit dem Neubau zur Verfügung zu stellen.

Offen und erschwinglich

Der Plan sieht Wohnungen für jede Altersgruppe vor. Mit besonderem Fokus auf Familien und Extras für Kreative. Anstelle strikter Begrenzung werden die Fassaden zur Übergangszone. Und die Straße wird in die Anlage hineingezogen. So, dass sie Teil des Stadtgefüges wird.

VrijHaven Grafik, von der Havenstraat aus gesehen. (Bild: Monique Wijbrands)
VrijHaven Grafik, von der Havenstraat aus gesehen.

Diese Transparenz soll die Interaktion zwischen Menschen und Programmen beflügeln. Und die Gestaltung des neuen Quartiers soll die Nutzer motivieren, sich den Raum zu eigen zu machen, wie Do Janne Vermeulen von Team V Architektur betont: „Unser Entwurf lässt individuelle Interpretation und Anpassung zu. Deshalb sind wir gespannt, wie die künftigen Bewohner, Unternehmer und Besucher ihn nutzen werden.“

Nachhaltig & gesundheitsorientiert

Sowohl das Architektenteam, als auch die Bauherren des 43.088 Quadratmeter großen Vorhabens verfolgen ambitionierte Ziele in Sachen Nachhaltigkeit. Entsprechend ist VrijHaven als gesundheitsorientierter, energie-effizienter und teils selbstversorgender Stadtteil konzipiert.

Starre Grenzen unerwünscht: Das Design des neuen Quartiers motiviert zu Kommunikation und kreativer Nutzung der gemeinschaftlichen Zonen. (Bild: Aesthetica Studio)
Starre Grenzen unerwünscht: Das Design des neuen Quartiers motiviert zu …

Starre Grenzen unerwünscht: Das Design des neuen Quartiers motiviert zu Kommunikation und kreativer Nutzung der gemeinschaftlichen Zonen. (Bild: Proloog)
… Kommunikation und kreativer Nutzung der gemeinschaftlichen Zonen.

In Kombination mit ehrgeizigen Energiesparmethoden erreicht das Projekt beeindruckende Werte nach der in den Niederlanden für Beantragung einer Umweltgenehmigung vorgeschriebenen BENG-Methode. BENG steht für „Nearly Energy Neutral Buildings“ und ist auch Voraussetzung für die Bestimmung des Energielabels neu errichteter Gebäude.

Parametrisch geplant, wird das gesamte Viertel an ein intelligentes Stromnetz angeschlossen, um Energiekosten und CO2-Emissionen zu reduzieren und Netzüberlastung hintanzuhalten.

Unterschiedliche Gebäudeblöcke, innovatives Ensemble: VrijHaven Projekt-Modell des Büros Powerhouse Company. (Bild: Powerhouse Company)
Unterschiedliche Gebäudeblöcke, innovatives Ensemble: Projekt-Modell des Büros Powerhouse Company.

Ein wichtiger Aspekt, der die Auswirkungen des Großprojekts auf die Umwelt minimiert, ist die Verwendung von Holzstrukturen und wiederverwendeten Materialien beim Bau. Schließlich soll VrijHaven zu einem Vorzeigeprojekt für Kreislaufwirtschaft und biobasierte Innovation werden.

Top-Expertise für VrijHaven

„Wir sind unglaublich stolz auf die Möglichkeit, diesen einzigartigen Teil Amsterdams in VrijHaven zu verwandeln“, freut sich Powerhouse Company und RED Company Co-Gründer Nanne de Ru. Seine Unternehmen sind längst für einfallsreiche, umweltfreundliche urbane Projekte wie das „schwimmende Büro“ in Rotterdam oder die Mixed-Use-Anlage „The Harmony“ in Amsterdam bekannt.

VrijHaven: Aus dem bekannten Randgebiet, das inmitten verwaister Industriereste eine kreative Gemeinschaft beherbergte, wird ein neues Amsterdamer Stadtquartier, das den Charme seiner jüngeren Vergangenheit in eine gute Zukunft führen soll. (Bild: Proloog)
VrijHaven: Aus dem bekannten Randgebiet, das inmitten verwaister Industriereste eine kreative Gemeinschaft beherbergte, wird ein neues Amsterdamer Stadtquartier, das den Charme seiner jüngeren Vergangenheit in eine gute Zukunft führen soll.

Architekt Nanne de Ru sieht es als „Aufgabe, die Atmosphäre der Havenstraat zu erhalten und gleichzeitig ein nachhaltiges Viertel zu schaffen“. In Zusammenarbeit mit der vielseitigen, kreativen Runde der am Entwurf Beteiligten. Und in enger Kooperation mit der Stadt Amsterdam, die den bisher so schrägen, besonderen Charme des einstigen Bahnhofsgeländes nicht auslöschen, sondern in eine bessere Zukunft übertragen will.

Text: Elisabeth Schneyder
Bilder: Powerhouse Company, Aesthetica Studio, Proloog, Monique Wijbrands

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