Von Stegersbach in die ganze Welt
Die burgenländische Innovations-Initiative act4energy will als Entwickler nachhaltiger Energielösungen europaweit zum Vorbild werden. Bei der „Mission Innovation Austria Week“ präsentiert sie erste Ergebnisse.
Es begann im Jänner 2018 im Burgenland, wo man bereits Partnergemeinden für einen regionalen Demo-Durchlauf gefunden hat. Und das von Energie-Unternehmer Andreas Schneemann ins Leben gerufene und von der Energie Kompass GmbH als Trägerorganisation betriebene Projekt „act4energy“ verfolgt ein überaus ehrgeiziges Ziel: Die in Stegersbach ansässige Innovations-Initiative zur Schaffung eines digitalen erneuerbaren Energie-Systems soll europaweit zum Vorbild werden – möglichst auch weltweit.
Als Open Innovation Community will man bei den Themen erneuerbare Energie, Energie-Flexibilität, Effizienz und Verfügbarkeit als ideales Bindeglied zwischen vielen Akteuren wirken: der Bevölkerung und ihren sozialen Organisationen, der Wirtschaft mit ihren Vertretungen und Verbänden, sowie den als „unmittelbares Netzwerk“ bezeichneten Forschungseinrichtungen, Unternehmen, Kommunen und Organisationen.
„Labor-Region“ Südburgenland
Am Anfang des von der Österreichischen Forschungsförderungsgesellschaft (FFG) geförderten Projektes stand eine Ausschreibung im Rahmen des Programms „Stadt der Zukunft“. Das Bundesministerium für Verkehr, Innovation und Technologie (BMVIT) initiierte die Einrichtung eines „Reallabors“ für Lösungen zur Steigerung der Nutzungsmöglichkeiten von Photovoltaik-Strom. Eine 50-prozentige Finanzierung wurde in Aussicht gestellt. Schneemanns Initiative erhielt den Zuschlag. In den kommenden Jahren sollen kontinuierlich neue, konkrete Vorhaben aus der Innovationslabor-Region Südburgenland realisiert werden. Und „act4energy“ soll künftig auch andere Regionen in Österreich entwickeln und zu einem länderübergreifenden Netzwerk verbinden. Bei der „Mission Innovation Austria Week“ von 6. Bis 10.Mai 2019 in Stegersbach und Oberwart werden nun erste Umsetzungen der regionalen Partner präsentiert.
Themenschwerpunkte des Innovationslabors sind Photovoltaik, Eigenverbrauchsoptimierung und erneuerbare Quellen. Projekt-Manager Schneemann: „Bisher wird überschüssiger Photovoltaikstrom in den Regionen zumeist zu relativ niedrigen Preisen ins Netz eingespeist und muss dann für die eigene Nutzung wieder teurer rückgekauft werden“.
Grund dafür sei die weitgehend fehlende Gleichzeitigkeit von Energiegewinnung und Verbrauch, analysiert der Unternehmer: „Durch den Einsatz von Speichern in Kombination mit digitalen Energiemanagement-Lösungen, sowie der Ausnutzung von Synergien in Zusammenhang mit einer gesamthaften, sektor-übergreifenden Betrachtung des Energiesystems kann diese Situation wesentlich verbessert werden.“ Neue Möglichkeiten zur Erhöhung der PV-Strom-Eigenverbrauchsquote würden sowohl den wirtschaftlichen Ertrag steigern, als auch eine deutliche Entlastung der Netze ergeben und so hohe volkswirtschaftliche Kosten für den Netzausbau vermeiden.
Ich lade alle mit dieser Thematik und Technologie befassten Unternehmen und Institutionen aus Österreich und ganz Europa ein, sich hier einzubringen.
act4energy Initiator und Manager Andreas Schneemann
Davon, dass auch globale Anbieter wie Google solche Angebote im Energiebereich erstellen wollen, geht Projekt-Initiator Schneemann aus: „Digitale Energie-Apps analog zu WhatsApp und Facebook werden in Zukunft in Kombination mit neuen Technologien wie der Blockchain die Anbahnung und Abwicklung entsprechender Geschäftsbeziehungen und Dienstleistungen ermöglichen.“ Sein Lösungsansatz: „Unsere Chance besteht im direkten Kundenkontakt in Verbindung mit multiplizierbaren Plattformlösungen und raschem Agieren am Innovationsmarkt. Ich lade alle mit dieser Thematik und Technologie befassten Unternehmen und Institutionen aus Österreich und ganz Europa ein, sich hier einzubringen“.
Welche Vorteile die Kooperation mit „act4energy“ diesen Partnern verspricht, fasst Schneemann so zusammen: „Wir können ganz neue Zugänge, Know-How, F&E-Kostenersparnis, Wettbewerbsvorsprung und Geschäftsanbahnung anbieten. Und nicht zuletzt die Möglichkeit, Umwelt- und Klimaschutz gemeinsam einen wesentlichen Schritt weiter zu bringen.“
Die Partner-Liste wächst
Vorgestellt wurde das Innovationslabor im Vorjahr vom Bundesministerium für Verkehr, Innovation und Technologie (BMVIT) gemeinsam mit dem Österreichischen Gemeinde- und Städtebund und der Interessensvertretung Photovoltaic Austria. Zehn burgenländische Gemeinden waren rasch bereit, am mit fast 700.000 Euro geförderten Projekt mitzuwirken. Auch die Liste der bereits gewonnenen Partner konnte sich alsbald sehen lassen, wie ein beim zweiten „act4energy Forum“ in Eisenstadt veröffentlichtes Update bewies: AIT, Siemens Österreich, Fronius International, Bluesky Energy, Siblik Elektrik und KIOTO Solar fanden sich schon elf Monate nach dem Start der Initiative mit an Bord.
Jetzt nimmt „act4energy“ die nächste Projektphase in Angriff: Als Partner der von BMVIT und Klima- und Energie-Fonds veranstalteten „Mission Innovation Austria Week“ bietet man Interessenten im Rahmen dieses Events die Gelegenheit, auch erste Umsetzungen der regionalen Partner besuchen. Zur Veranstaltung geladen sind sowohl heimische, als auch internationale Experten. Auf dem Gesamtprogramm stehen Vorträge, Workshops, Präsentationen und Diskussionen. Zu den Themen zählen aktuelle Forschungsergebnisse zu künstlicher Intelligenz, Blockchain-Technologie, 5G und zukünftige Telekommunikationsstandards, Innovationsaktivitäten für erneuerbaren Wasserstoff sowie Systemintegration von Elektromobilität.
Das Strategieteam des Innovationslabors peilt in diesem Umfeld die Erweiterung seines Aktionskreises an. Bei diesem dritten Forum will man die Bundesebene erreichen und sich auch den internationalen Gästen präsentieren.
Vom Burgenland aus für die Welt
Das Südburgenland als „Geburtsort“ der Initiative mag manchen Österreicher auf den ersten Blick verwundern. Doch das Burgenland ist, wie die Betreiber betonen, bei Wind- und Sonnenenergie hierzulande Vorreiter in Sachen erneuerbare Energie und somit perfekte Basis für den Aufbau von Local Energy Communities. In den zehn zur „act4.energy Innovationslabor-Region“ Oberwart-Stegersbach gehörigen südburgenländischen Gemeinden bemüht man sich seit Jahren um Entwicklung und Umsetzung eines beispielhaften, regionalen, erneuerbaren Energiesystems.
Was man erreichen will, liegt auf der Hand: Kommunal-regionaler, nachhaltig erzeugter Strom soll in die Steckdose und ins Elektroauto gelangen und die Nutzungsmöglichkeiten erneuerbarer Energien sollen verbessert werden – als Grundstein einer zukunftsorientierten, digitalisierten und menschenfreundlichen Energie-Zukunft.
Text: Elisabeth Schneyder
Fotos: act4energy