Das Transformer-Hotel
Valo nennt sich ein Komplex am Stadtrand von Helsinki, der Hotel und Bürogebäude in einem ist. Untertags wird das Bett weg- und eine Schreibtischgarnitur ausgeklappt. Eine Doppelnutzung, die effizient und zukunftsfähig ist.
Die Hotellerie gehört zu den Branchen, die von der Pandemie am stärksten betroffen sind. Hoffnung auf eine schnelle Rückkehr zur wirtschaftlichen Normalität gibt es auch gut zwei Jahre nach dem ersten Lockdown kaum. Ein finnischer Gastronomiebetrieb zeigt einen möglichen Weg aus der Krise. Das Valo Hotel & Work am Stadtrand von Helsinki basiert auf einem flexiblen Konzept, das Hotel, Work Space und Spa in einem ist.
Damit reagieren die Betreiber auf die gestiegene Anzahl jener, die außerhalb eines fixen Büros arbeiten. Remote Work ist der nächste große Trend in der Arbeitswelt, der durch die Pandemie nicht erfunden, sondern lediglich beschleunigt wurde.
Hotelzimmer wird zum Transformer-Büro
Konkret heißt das: Die 422 Hotelzimmer in dem Komplex lassen sich über einen APP-gesteuerten Mechanismus in zweckmäßige Büros verwandeln. Untertags klappt sich das Bett einfach in die vorgesehene Nische an der Wand. Von der Bettunterseite lässt sich anschließend eine Schreibtischplatte ausklappen. Und fertig ist das Transformer-Büro.
Je nach Größe der Zimmer können hier untertags mehrere Personen gemeinsam arbeiten. Damit erweitert sich die Auslastung des Hotelzimmers, sowohl was die Art als auch die Dauer der Nutzung betrifft. Während Hotelgäste ihr Zimmer sonst hauptsächlich in der Nacht beanspruchen, kann der Raum im Valo Hotel auch untertags sinnvoll genutzt werden.
Anstelle eines leeren Hotelzimmers untertags und eines leeren Büros in der Nacht verknüpft Valo die beiden Bedürfnisse in einem Raum.
Design Team, Valo Hotel
Das Sleep & Work-Konzept entwickelte die Design-Chefin des Hotels, Minna Hurme, gemeinsam mit dem Büroraum-Spezialisten Workplace Oy, dem Interior Design Studio Fyra und der finnischen Baufirma SSA.
Mehr Angebot, weniger Emissionen
Die Hotelgründer glauben, dass das Projekt als Modell dafür dienen kann, wie Hotels ihre Auslastung und damit auch ihre Umweltverträglichkeit verbessern können. Vor allem für Geschäftsreisende bietet es den Vorteil, dass sie all ihre Aktivitäten an einem Ort bündeln können. „Unsere nachhaltige Innovation basiert auf dem Konzept der Doppelnutzung“, erklärt das Team von Valo. „Anstelle eines leeren Hotelzimmers untertags und eines leeren Büros in der Nacht verknüpft Valo die beiden Bedürfnisse in einem Raum.“
Betrachtet man den gesamten Lebenszyklus, so haben Hotels eine Auslastungsrate von rund 40 Prozent, während Büros nur auf acht Prozent kommen, rechnen die Betreiber vor. „Valo bietet eine praktikable Lösung für dieses globale Problem. Indem wir alle relevanten Business Services bündeln, reduzieren wir Emissionen und Abfall und verbessern zugleich das Angebot für Reisende.“
Multifunktionales Restaurantkonzept
Genauso multifunktional wie die Hotelzimmer sind auch die beiden Lokale angelegt. Das Restaurant Elo und die Lounge Bar Suo stehen sowohl den Hotelgästen und Büronutzern als auch Besuchern von außerhalb zur Verfügung. In der Früh dienen beide Lokale den Hotelgästen als Frühstücksräume. Zu Mittag und abends sind sie ein beliebter Treffpunkt für Geschäftsleute und Einheimische.
Beim Interior-Konzept setzten die Designer von Fyra auf einen gediegenen, nordischen Stil mit viel Holz und warmen Farbtönen. Sie entwarfen das Mobiliar großteils selbst und ließen es von lokalen Tischlern fertigen. Dabei musste darauf geachtet werden, dass die Möbel leicht umzustellen sind und überall genug Lademöglichkeiten für Mobiltelefone und Computer vorhanden sind.
Arbeitsplatz inklusive Sauna
Die Lobby von Valo Hotel & Work befindet sich in einem zentralen Atrium und dient zugleich als „Work Lounge“. Eine breite Holztreppe mit zwanglosen Sitz- und Arbeitsgelegenheiten verbindet zwei Ebenen miteinander. Über eine verglaste Wand kommt viel Tageslicht in den weitläufigen Raum und schafft ein angenehmes Arbeitsklima.
Für Firmen und Co-Working-Nutzer bietet das Valo unterschiedliche Packages an, die auf den fluktuierenden Bedarf von Büros und Infrastruktur ausgerichtet sind. Neben offenen Co-Working Spaces gibt es abgeschirmte Arbeitsplätze, Einzelbüros, kreative Bürolandschaften und Meetingräume.
Nach getaner Arbeit geht es ab in die Sauna. Der Wellnessbereich am Dach ist nämlich im Co-Working-Preis inbegriffen.
Text: Gertraud Gerst
Fotos: Riikka Kantinkoski