Top-Design fürs dänische Parlament (Bild: Team COBE)
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Top-Design fürs dänische Parlament

Eine Hochburg der Demokratie geht neuen Zeiten entgegen: Das dänische Parlament wird umgestaltet und modernisiert. Und zwar von den vier dänischen Büros COBE, Arcgency, Drachmann und Sweco, deren spannender Entwurf jüngst den entsprechenden Wettbewerb für sich entschied.

Kulturelles Erbe schützen, zugleich jedoch zeitgemäße und zukunftsorientierte Architektur schaffen: Kein simples Unterfangen. Dafür aber ein höchst ehrenwertes. Denn immerhin geht es in diesem Fall um Gebäude, die man mit Fug und Recht als Hochburg der Demokratie bezeichnen kann: Das dänische Parlament wird einer umfassenden Erneuerung unterzogen. Und wie jüngst bekanntgegeben wurde, werden es auch Dänen sein, die dieses knifflige Projekt ausführen. Denn der gemeinsame Entwurf der Büros COBE, Arcgency, Drachmann und Sweco hat den Wettbewerb um den begehrten Auftrag des Bau- und Liegenschaftsamtes gewonnen.

Besucher willkommen

Zu den wichtigsten Merkmalen des Vorhabens zählt ein neues Besucherzentrum. Dieses wird mehr Bürgern als bisher ermöglichen, das dänische Parlament zu besuchen und sich über dessen Arbeit zu informieren. Inspirierend gestaltet, soll das Zentrum seine Gäste zur Teilnahme an demokratischen Prozessen anregen. 

Top-Design für dänische Parlament. (Bild: Team COBE)

Top-Design für dänische Parlament. (Bild: Team COBE)

Teil des Plans sind auch zwei neue Verbindungsgänge. Dass beide unterirdisch angelegt sind, hat allerdings nichts mit Geheimniskrämerei zu tun. Es handelt sich vielmehr um einen Design-Kunstgriff, der Alt und Neu geschickt vernetzt. Genauer gesagt: Um einen Besuchereingang mit speziellen Einrichtungen im Parlamentshof. Und um einen Durchgang zwischen Schloss Christiansborg – dem Sitz des Parlaments, des Obersten Gerichtshofs und des Staatsministeriums – und den angrenzenden historischen Gebäuden.

Mit diesem Projekt wollen wir die Einzigartigkeit der dänischen Demokratie zeigen, sie offen und zugänglich für alle machen – und dennoch effizient, sicher und geschützt.

Dan Stubbergaard, Cobe-Gründer und Harvard Professor

Die genannten historischen Trakte wurden vom dänischen Nationalarchiv geräumt und werden mit neuem Leben erfüllt. Sie werden in multifunktionale moderne parlamentarische Einrichtungen und Arbeitsräume umgewandelt. So werden dort etwa parlamentarische Ausschüsse Platz finden. Viele davon sind der Öffentlichkeit zugänglich. Außerdem werden die ehrwürdigen Gebäude Ausstellungsräume und ein Restaurant beherbergen, das allen Besuchern offensteht.

Der Team-Entwurf von Cobe, Arcgency, Drachmann und Sweco hat den Wettbewerb gewonnen, der das dänische Parlament modernisieren soll. (Bild: Team COBE)

Beim Design des neuen Besuchereingangs haben sich die Architekten von einem historischen Ort früher dänischer Gesetzgebung inspirieren lassen: „Tingsted“ verfügte über genau definierte, mit Holz und Steinen abgegrenzte Rahmen fürs Regieren. In diesem Sinne ist der nun geplante Zugang im Innenhof des dänischen Parlaments als kreisförmiger, offener Treffpunkt mit Amphitheater-Treppe konzipiert. Von den Stufen aus lässt sich bequem überblicken, was im Hof täglich vor sich geht. Und dieser ist immerhin Schauplatz des Parlamentsalltags, weil dort auch Präsentationen, öffentliche Reden, Medieninterviews und vieles mehr stattfinden.

Grünes Symbol „Baum des Volkes“

Die neue Amphitheater-Treppe dient auch als Ort, an dem man sich vor oder nach einem Besuch trifft. Sie ist quasi natürlicher Sammelpunkt für Gruppenführungen in das dänische Parlament. Und sie wartet mit einem tatsächlich natürlichen Highlight auf: An ihrem Fuß steht der „Baum des Volkes“ – ein imposanter Solitärbaum, der die Wurzeln der Demokratie symbolisiert.

Für universelle Zugänglichkeit des Parlamentskomplexes sorgt ein verbindender, ebener Gehweg im Innenhof des Parlaments, der aus vorhandenen und recycelten Granitplatten besteht.

Schöne Zukunft fürs dänische Parlament: Wettbewerbssieger Team COBE hat einladende Besucherzonen, neue Zugänge und moderne Arbeitsräume konzipiert. (Bild: Team COBE)
Schöne Zukunft fürs dänische Parlament: Wettbewerbssieger Team COBE hat …

Schöne Zukunft fürs dänische Parlament: Wettbewerbssieger Team COBE hat einladende Besucherzonen, neue Zugänge und moderne Arbeitsräume konzipiert. (Bild: Team COBE)
… einladende Besucherzonen, neue Zugänge und moderne Arbeitsräume konzipiert.

Vom neuen Eingang aus werden die Besucher in einen großzügigen und hellen unterirdischen Raum eingeladen. Dieser durch Bögen strukturierte Bereich wertet die bereits vorhandenen Bögen innerhalb des Parlamentskomplexes auf. Und er verbindet die aus unterschiedlichen Zeiten stammenden Teile des Gebäudeensembles sowohl visuell als auch physisch. Der große, flexible Raum umfasst eine Sicherheitszoneh, eine Wandelhalle und einen offenen Besucherbereich, in dessen Mittelpunkt eine Ausstellung über Demokratie und die dänische Verfassung steht.

„Wir sind unglaublich stolz und fühlen uns geehrt, als Gewinner dieses wichtigen Wettbewerbs ausgewählt worden zu sein“, freut sich COBE-Gründer und Harvard-Professor Dan Stubbergaard.

Inspirierender Treffpunkt im Herzen der dänischen Demokratie: Das neue Besucherzentrum des Parlamentskomplexes. (Bild: Team COBE)
Inspirierender Treffpunkt im Herzen der dänischen Demokratie: Das neue Besucherzentrum des Parlamentskomplexes.

Es gebe keine inspirierendere Aufgabe, als mit dem physischen Rahmen der Demokratie arbeiten zu dürfen, betont der Architekt: „Es gilt, ein enorm wichtiges kulturelles Erbe zu schützen. Zugleich wollen wir das Parlament erneuern. Das dänische Parlament ist die demokratische Hochburg Dänemarks. Mit diesem Projekt wollen wir die Einzigartigkeit der dänischen Demokratie zeigen. Wir wollen sie offen und zugänglich für alle machen – und dennoch effizient, sicher und geschützt.“

Erklärtes Ziel sei es, so Stubbergaard, „alle weiter in die Parlamentsgebäude einzuladen“. Und damit „ins Herz der parlamentarischen Arbeit, um einen demokratischen Treffpunkt für alle zu schaffen.“

Projekt mit historischem Gewicht

Das Vorhaben, das voraussichtlich eine Bruttogeschossfläche von 10.000 bis zu 12.000 Quadratmetern umfassen wird, hat historisches Gewicht. Schließlich handelt es sich dabei um die größte bauliche Maßnahme am dänischen Parlament seit dem Umbau von Schloss Christiansborg im Jahr 1928. Von dort aus haben Könige und Königinnen jahrhundertelang in Dänemark regiert. Auch die erste dänische Verfassung, mit der 1849 die Demokratie eingeführt wurde, wurde an diesem Ort unterzeichnet.

Top-Design fürs dänische Parlament. (Bild: Team COBE)

Auch die vom Nationalarchiv geräumten Gebäude – ursprünglich eine königliche Schatzkammer aus dem Jahr 1673 – haben eine lange Geschichte. Angesichts der historischen Bedeutung von Schloss Christiansborg und dieser bedeutenden Ensembleteile ist ein sorgfältiger, achtsamer Restaurierungs- und Umgestaltungsprozess unabdingbar. 

Dänische Expertise fürs dänische Parlament

Da trifft es sich gut, dass COBE sich längst auch mit einem anderen Großprojekt in Kopenhagen befasst, bei dem ebenfalls bewahrende Umnutzung schützenswerten Bestands auf der Agenda steht: Das innovative Büro steht nämlich auch hinter der Umwandlung eines einst industriell genutzten Eisenbahngeländes in ein grünes, neues Wohnquartier. Und der Masterplan, den das Team dafür entworfen hat, stellt ein nicht minder klug durchdachtes Ergebnis in Aussicht.

Text: Elisabeth Schneyder
Bilder: Team COBE / Cobe, Arcgency, Drachmann, Sweco

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