Stadt der guten Hoffnung

Südafrika ist nicht gerade ein Musterschüler im Kampf gegen die Klimakrise. Mehr als 80 Prozent des nationalen Stroms werden noch immer in Kohlekraftwerken produziert, das Land gehört zu den 20 Staaten mit den weltweit höchsten CO₂-Emissionen. Die Auswirkungen des Klimawandels, wie verheerende Dürreperioden oder extreme Unwetter, treffen Südafrika regelmäßig hart – und so verwundert es nicht, dass die Verantwortlichen mittlerweile kurz- und mittelfristigen Klimazielen hohe Priorität einräumen.

Intelligent & autark

Ein innovatives Stadtentwicklungsprojekt trägt dem neuen Klima-Bewusstsein in Südafrika Rechnung. URB mit Sitz in Dubai entwarf mit THE PARKS ein Konzept für Afrikas größte nachhaltige Stadt: 150.000 Menschen sollen hier einmal klimaneutral leben. Die Stadt wird alle Ressourcen – Wasser, Nahrung, Energie – selbst produzieren. Laut URB wird ein „intelligenter, autarker Ort“ geschaffen.

Ein konkreter Standort für THE PARKS wird aktuell noch nicht genannt. Die Smart City soll auf einer Fläche von 1.700 Hektar in der „östlichen Region Südafrikas“ entstehen, wie es offiziell heißt.  Geplant sind 40.000 Wohnungen in 12 Wohnbezirken inklusive Bildungs- und medizinischer Einrichtungen sowie diverse Unterhaltungs- und Shoppingviertel. Auch touristische Angebote sollen in THE PARKS entstehen. Insgesamt will man langfristig 40.000 Arbeitsplätze in der Stadt schaffen. „Die Wirtschaft der Stadt wird automatisiert und digital sein, wobei die meisten Arbeitsplätze im Bereich von grüner Technologie liegen“, so URB.

Grünes Herz

Das gesamte Projekt basiert auf ökologischen Aspekten. Das Design konzentriert sich darauf, einen Lebensbereich zu kreieren, in dem die Bewohnerinnen und Bewohner Outdoor-Fitnessstationen und -Sportplätze, gemeinschaftliche Landwirtschaftsflächen sowie 32 Kilometer an Laufstrecken, Rad- und Reitwegen nutzen können. Zudem soll im öffentlichen Raum Kunst und Kultur, wie beispielsweise „Waste to Art“ oder Open-Air-Konzerte, stattfinden, die von den Menschen gemeinsam erlebt und genossen werden.

Herz und Arterien von THE PARKS sind Grünflächen. Ein fünf Kilometer langer, multifunktionaler Grünstreifen, an dem zahlreiche Parks liegen, durchzieht die Stadt. Alle wichtigen Knotenpunkte kann man in wenigen Minuten zu Fuß, mit dem Fahrrad oder dem Elektrobuggy erreichen. Die Ökologie ist darauf ausgelegt, versickertes Wasser aufzubereiten und wiederzuverwenden. Im Mittelpunkt steht laut URB „die Maximierung von Gesundheit, Wohlbefinden und sozialer Interaktion“. Die Bewohner sollen ihre Community selbst verwalten.

Sozial & klimaneutral

Die Stadt wird nach ihrer Fertigstellung die größte Energiegemeinschaft der Welt sein und den Überschuss an selbst produziertem Grünstrom an Nachbargemeinden liefern. Die städtische Lebensmittelproduktion wird 100 Prozent des Nahrungsbedarf der PARKS-Bevölkerung decken und gleichzeitig aufgrund kurzer Wege den CO₂-Fußabdruck weiter reduzieren. Weiters kommen nur Baumaterialien zur Verwendung, die auf Klimaverträglichkeit überprüft wurden. Zudem achtet man bewusst darauf, unterschiedliche Einkommensschichten in den Wohnvierteln zusammenzuführen, um eine integrative und vielfältige Gesellschaft proaktiv zu fördern.

URB optimierte das Projektkonzept durch den Einsatz verschiedener Modelle. Das Büro analysierte unter anderem Mikroklima und Sonneneinstrahlung, involvierte Tageslichtsimulationen und Abfallmanagement. Im Mittelpunkt der daraus entstandenen Vision steht die Landschaftsgestaltung, die Bewohner:innen und Umwelt vielfältige Vorteile bietet.

Glücklich & gesund

Durch die Reduktion der Luftverschmutzung, die Förderung der Artenvielfalt und die Bewirtschaftung des Regenwassers entsteht laut Konzept eine gesündere und widerstandsfähigere städtische Umwelt. Darüber hinaus dient die Landschaftsgestaltung als pädagogisches Instrument und schärft das Bewusstsein für Nachhaltigkeit und die Bedeutung eines Lebens im Gleichgewicht mit der Natur.

Baharash Bagherian, CEO von URB: „THE PARKS ist als innovatives Projekt nach den höchsten Nachhaltigkeitsstandards geplant, um eine autofreie Gemeinde und ein einzigartiges CO₂-freies Reiseziel zu schaffen. Es ist darauf ausgelegt, das glücklichste und gesündeste Ökosystem bieten zu können. Die Landschaft soll soziale Nachhaltigkeit und einen aktiven Lebensstil fördern, der sich in der gesamten Stadt niederschlägt.“

Text: Michi Reichelt
Bilder: URB