Aller guten Dinge sind drei
Ein klassischer, viktorianischer Erker diente ConForm Architects als Vorbild für das Design eines Zubaus im Londoner Stadtteil West Hampstead. Der Name des Projekts, Terzetto, ist dabei Programm.
West Hampstead, London. Eine Gegend, in der es sich definitiv leben lässt. Traditionelle viktorianische Reihenhäuser prägen das Bild des wohlhabenden Stadtteils ebenso wie angesagte Restaurants, Pubs und Bars, hippe Shops und viel Grünraum. Dominiert von der Haupteinkaufsstraße, der West End Lane, strahlt West Hampstead das Flair eines Dorfs innerhalb der Millionenmetropole aus.
In diesem trendigen Umfeld steht ein Haus, das sich straßenseitig nicht von den anderen unterscheidet; eines der typisch schmalen, vierstöckigen englischen Backsteingebäude. Doch dieses eine Haus ist doch anders. Den Unterschied macht ein gartenseitiger Zubau mit klingendem Namen, den ConForm Architects entworfen und umgesetzt haben: Terzetto.
Gegen Langeweile
In einer Schutzzone gelegen, in der das charakteristische Stadtbild erhalten werden muss, sollte die Wohnung im Erdgeschoss vom drückenden, dunklen Eindruck befreit, der Wohnbereich zum Garten hin geöffnet werden. „Es gab kaum Verbindung mit dem Innenhof, kaum natürlichen Lichteinfall im Inneren“, so ConForm Architects. Zudem sei die hintere, „langweilige“ Fassade des Gebäudes in krassem Kontrast zu den auffälligen straßenseitigen Erkerfenstern gestanden. „Jeder Erker ist klassisch aufgebaut: Ein Sockel mit abgeschrägten Kanten, darüber eckige Säulen, die einen Giebel mit Terracotta-Einsätzen tragen.“
Nun wird auch deutlich, warum man den Projektnamen Terzetto (Terzett oder Trio) gewählt hat. Denn um ebendiesen klassischen Aufbau der Erkerfenster widerzuspiegeln, entschied sich das Architekturbüro dafür, drei Materialien zu verwenden: hellen Beton (für das Fundament beziehungsweise den Fußboden), sandfarbene Gipsplatten (für das Dach) und grünen Terrazzo (für die tragenden Säulen). Aus ihnen errichtete man den Anbau als ebenerdigen Erker – mit einer seitlich abgeschrägten Front.
Der sandfarbene Aufbau korreliert dabei ganz bewusst mit dem Backstein des Hauptgebäudes; er verleiht dem Zubau außerdem eine warme, heimelige Note. Darüber hinaus sorgen sowohl große Glasfronten als auch ein rechteckiges Oberlicht für reichlich natürliches Licht im Terzetto. Im neu geschaffenen Teil der Wohnung liegen die offene Küche und der Wohn-Essbereich sowie ein kleiner Arbeitsplatz. Auch über diesem befindet sich ein Oberlicht; ein kleines Fenster zum Wohnzimmer macht diesen Raum, der direkt an ein Schlafzimmer angeschlossen ist, zusätzlich heller.
Die Einrichtung ist schlicht gehalten, um dem Design noch mehr Gewicht zu verleihen. Möbel und Küchenfronten bestehen so wie die Fenster und Türen aus Eichenholz. Auch für den Boden am Arbeitsplatz wurde Holz verwendet.
Ein Mehr an Wohnung
Mittels Schiebetür kann ein Teil des Wohnbereichs abgeteilt werden. So entsteht bei Bedarf ein zusätzlicher Raum, der als Gästezimmer genutzt werden kann. Die Wohnung wurde im Zuge des Projekts aber auch abseits des eigentlichen Neubaus verändert. Eines der Schlafzimmer, das sich früher im hinteren Bereich der Wohnung befunden hatte, wurde in den vorderen Bereich verlegt. Und auch das zweite grenzt nun eben an den neu errichteten Arbeitsbereich und nicht mehr direkt an den Innenhof. „Ab sofort muss man nicht mehr durch ein Schlafzimmer gehen, um in den Garten zu gelangen“, erklärt man bei ConForm Architects. Auch Bad und Toilette hat man im Zuge des Umbaus zentral platziert.
Im wahrsten Sinne die Säule des Projekts ist allerdings der Terrazzo. Er trägt Terzetto, dient als visueller roter, pardon: grüner Faden im gesamten Design und stellt die Verbindung zum Grün des Gartens her. Dieser wird nun mit dem Wohnbereich über eine ebenfalls neu angelegte Terrasse verbunden.
Dementsprechend fällt auch das Fazit des Architekturbüros aus: „Unser Entwurf schafft eine Erweiterung der Wohnräume in den Garten“.
Auftrag erfüllt.
Text: Michi Reichelt
Bilder: James Retief, ConForm Architects