Wanderhallen für den Sport
An Schweizer Schulen besteht ein Bedarf an temporären Sporthallen. Die Lösung von Pool Architekten liegt in einem Systembau aus Holz, der nicht nur funktionell und nachhaltig, sondern auch ästhetisch ansprechend ist.
Die Bildungsdirektion des Schweizer Kantons Zürich meldete einen akuten Bedarf an Sportbauten für Berufs- und Mittelschulen. Bis die jeweiligen Bildungseinrichtungen baulich erweitert werden, würde es sechs bis fünfzehn Jahre dauern. Damit die Schülerinnen und Schüler auch in dieser Übergangszeit Turnunterricht bekommen, sind provisorische Hallen nötig, die vorerst an drei Standorten umgesetzt werden. Deckten bislang oft wenig attraktive Containerbauten den temporären Mehrbedarf an Schulräumen, so werden Pop-up-Schulen – ebenso wie permanente Einrichtungen – heute vermehrt aus Holz errichtet. Für die Zürcher Schulen entwarfen Pool Architekten ein Bausystem, das nun mit dem Schweizer Holzbaupreis Prix Lignum 2024 ausgezeichnet wurde.
Nach diesem Konzept entstanden Sportbauten für die Kantonsschule Freudenberg und Enge in Zürich, für die Kantonsschule Uetikon am See und für den Campus Irchel der Universität Zürich. Weitere Bauten sollen an anderen Standorten folgen.
Entworfen für den Rückbau
Die für den schnellen Rückbau konzipierten Hallen können außerdem bei Bedarf an andere Schulen übersiedelt werden. „Die Konstruktion aus Holzmodul- und Elementbauteilen ermöglicht einen mindestens zweifachen Wiederaufbau der Gebäude“, wie es vonseiten des Architekturbüros heißt.
Die Konstruktion aus Holzmodul- und Elementbauteilen ermöglicht einen mindestens zweifachen Wiederaufbau der Gebäude.
Pool Architekten
Dass es sich dabei um provisorische Bauten handelt, lässt sich an der transparenten Fassadenbekleidung ablesen. Sie besteht aus Fiberglas-Wellplatten, die sonst mit Vorliebe von Heimwerkern für Vordächer, Balkone und Verkleidungen aller Art eingesetzt werden. Hinter dieser Fassade zeichnet sich das enge Raster der Konstruktion ab, die zum Teil farblich abgesetzt ist.
Wanderhallen in japanischer Ästhetik
Durch diese Transparenz entsteht der Eindruck von Leichtigkeit und Einfachheit, die inmitten von Bestandsgebäuden nicht zuviel Aufmerksamkeit abzieht. Das äußere Erscheinungsbild lässt an die leichte Bauweise von Shōji denken, die papierbespannten Holzrahmen aus der traditionellen Architektur Japans.
Als wiederkehrendes Volumen zeichnen sich die Gebäude durch eine von aussen sichtbare Rahmenstruktur aus.
Pool Architekten
Neben dieser Leichtigkeit unterstreichen auch die niedrig platzierten Rundfenster den fernöstlichen Eindruck, während die Wanderhallen zugleich eine ästhetische Eigenständigkeit aufweisen. „Als wiederkehrendes Volumen zeichnen sich die Gebäude durch eine von aussen sichtbare Rahmenstruktur mit hochliegenden Fenstern aus“, erklären die Architekten. „Die vertikale Struktur der Holzkonstruktion prägt die primäre Erscheinung der Fassaden.“
Energieautarker Betrieb
Die baulichen Anforderungen an die Sporthallen waren groß. Sie mussten einerseits den „Standard Nachhaligkeit Hochbau“ des Kantons Zürich erfüllen und andererseits eine Zertifizierung nach Minergie-A-Eco. Ein Minergie-A-Gebäude muss mindestens so viel erneuerbare Energie produzieren wie seine Nutzer im Jahr verbrauchen.
Abgesehen davon mussten die Bauten wirtschaftlich, wiederverwendbar, barrierefrei und sicher sein. All das ließ sich im Rahmen der Holzkonstruktion aus Modulen und Elementen umsetzen, wie der Schweizer Holzbau-Spezialist Blumer Lehmann versichert. Als Generalunternehmer und Planer war das Unternehmen für den Ingenieur-Holzbau verantwortlich.
Hochwertiger Holzbau
Im Inneren der Sporthallen deutet nichts auf die provisorische Ausrichtung der Gebäude hin. Die Holzschalung und die Brettsperrholz-Oberflächen in Sichtqualität vermitteln einen sehr hochwertigen Eindruck, der so manchen Bestandsschulbau in den Schatten stellt. Nur der genoppte PVC-Bodenbelag ist der starken Beanspruchung und der Rückbaubarkeit geschuldet.
Blumer Lehmann habt bereits für mehrere Schulen Provisionsquartiere in Holzmodulbauweise errichtet, die bis zu drei Stockwerke hoch sind. Auf dem Areal Rossweil in Uetikon am See steht direkt neben der temporären Sporthalle das Pop-up-Gymnasium, das man bereits 2018 fertiggestellt hat.
Auch wenn die äußere Form des Ausweichgebäudes dem provisorischen Charakter entspricht, so sind auch hier wertige Räumlichkeiten entstanden, die hohe energetische Ansprüche erfüllen. Nach einer geplanten Nutzungsdauer von zehn Jahren kann die Schule auf Zeit an einem anderen Ort weitere zwanzig Jahre genutzt werden.
Text: Gertraud Gerst
Fotos: Ralph Feiner, Pool Architekten