„SPLAM“ oder der Holzbau von morgen
Cooler Name, heiße Idee: Der bei der Chicagoer Biennale präsentierte „SPLAM“-Pavillon zeigt, wie Holzbau sparsamer und nachhaltiger geht. Das vom Büro SOM und Experten der University of Michigan entwickelte System nützt Robotik – und soll Schule machen.
Wenn sich Top-Architekten und Professoren zusammentun, kann äußerst Spannendes entstehen. So, wie durch die Kooperation des Büros Skidmore, Owings & Merrill (SOM) mit dem University of Michigan Taubman College of Architecture and Urban Planning. Denn deren gemeinsam entwickelter Pavillon namens „SPLAM“ hat das Potenzial, Holzbau künftig nachhaltiger zu gestalten. Kein Wunder, dass das jüngst bei der Chicagoer Architektur-Biennale präsentierte Projekt auf großes Interesse stößt.
Optimierte Fertigung
Der Name des spannenden Werks klingt zwar nach coolem Comicstrip, kommt allerdings von der Bezeichnung „SPatial LAMinated timber“. Und der „SPLAM“ Pavillon demonstriert, wie effizient mit Robotertechnik vorgefertigte Holzrahmen-Bauelemente sind. Er ist das Ergebnis mehrjähriger Zusammenarbeit der SOM-Architekten mit einem Uni-Team unter der Leitung von Professorin Tsz Yan Ng und Fab-Lab-Direktor Wes McGee: Spatial-laminated Timber (SLT) ist eine Weiterentwicklung herkömmlicher Rahmensysteme, die eine optimierte Holzstruktur verwendet
Der Pavillon ist ein maßstabgetreuer Prototyp eines einstöckigen SLT-Strukturrahmensystems, das in mittelhohen, feuerbeständigen Gebäuden eingesetzt wird. SLT ist leichter als herkömmliche Baukonstruktionen. Den Entwicklern zufolge reduziert es den Materialverbrauch im Vergleich zu einer herkömmlichen Brettsperrholzplatte um stolze 46 Prozent. „SPLAM“ präsentiert eine Lösung, die Holzverbrauch und CO2-Fußabdruck drastisch reduzieren könnte, wenn für den Bau eines ganzen Gebäudes genützt.
Fein gewoben
„Bei SPLAM werden die Holzbalken wie Fäden in einem Gewebe miteinander verwoben. Dabei wird die Idee verfolgt, kleinere Holzstücke zu verwenden als bei herkömmlichen Massivholzbausystemen“, erklärt SOM Design Partner Scott Duncan. Dies bedeute, dass das Holz aus schneller erneuerbaren Wäldern bezogen werden könne. Oder, so Duncan, „theoretisch sogar aus den geborgenen Bestandteilen rückgebauter Gebäude“.
Der Pavillon wurde mit modernster Roboter-Technologie hergestellt, um effizientere Bauplatten für künftige Konstruktionen zu erforschen. Die Mit-Entwickler Tsz Yan Ng und Wes McGee: „Mit automatisierten Technologien können wir präzise einen Bausatz von Teilen vorfertigen, die bei Bedarf an die Baustelle geliefert werden“. Qualifizierte Arbeitskräfte würden erst dort benötigt, wo ihr Können den größten Nutzen bringt.
„SPLAM“ hilft, Ressourcen zu schonen
Das Team der „SPLAM“-Entwickler hofft, dass sein Prototyp eines einstöckigen Bauwerks künftig Schule macht. Immerhin gilt Holz längst als begehrte Alternative zu kohlenstoffintensiven Materialien. Seine nachhaltigen Qualitäten als erneuerbare Ressource haben es wieder zum hochgefragten Baustoff gemacht. Diesen sparsamer und sinnvoller zu nützen, ist Ziel des neuen Systems: Der Pavillon wurde durch ineinandergreifende Holzverbindungen zusammengefügt, was die Verwendung kürzerer und wieder aufbereiteter Holzbalken möglich macht.
Entworfen und gebaut wurde „SPLAM“ in Kooperation mit Autodesk, McHugh Construction, Gremley & Biedermann und der REX Engineering Gruppe.
Innovation wird Klassenzimmer
Bis Ende Dezember wird der Pavillon im Rahmen der Chicagoer Biennale für Veranstaltungen und Präsentationen genützt. Danach bleibt er dauerhafte Ergänzung des South Shore Campus der EPIC Academy, einer der innovativsten High Schools in Chicago: Das elegante Konstrukt wird als Klassenzimmer und Outdoor-Aufführungsort fungieren.
Das Büro Skidmore, Owings & Merrill zählt zu den einflussreichsten Architekturstudios der Welt. Nachhaltigkeit ist ein Fixpunkt seiner Arbeit. Dies machen auch andere aktuelle Projekte des renommierten Teams deutlich. Zum Beispiel das Design des umweltfreundlichen Olympischen Dorfs in Mailand-Cortina, das für die Winterspiele 2026 errichtet wird.
Forschung für die Zukunft des Holzbaus
Für den Beitrag zur Chicagoer Biennale hat SOM quasi Zukunftsforschung betrieben. Mit dem Ziel, den nachhaltigen Baustoff Holz so sparsam und sinnvoll wie möglich zu nützen. Und das Ergebnis – der schöne „SPLAM“-Pavillon – kann sich absolut sehen lassen.
Texte: Elisabeth Schneyder
Bilder: SOM