Natürlich modern leben
In Villalbilla, einer kleinen Gemeinde unweit von Madrid, hat Slow Studio ein Passivhaus für eine vierköpfige Familie errichtet – und damit den Beweis geliefert, dass sich Moderne und Natur keinesfalls ausschließen.
Villalbilla im Osten von Madrid. Rund 16.000 Menschen leben in der kleinen zentralspanischen Gemeinde – Tendenz steigend, denn durch die Nähe zu Madrid und die gute öffentliche Infrastruktur ist Villalbilla bei Familien und Berufspendlern in die Hauptstadt als Wohnort sehr gefragt. So auch bei einer vierköpfigen Familie, die das Architekturbüro Slow Studio beauftragte, ebenhier ein außergewöhnliches neues Zuhause zu schaffen. Es entstand ein Projekt mit dem vielsagenden Namen: Casa en Cerros de Madrid, das Haus in den Hügeln von Madrid.
Natürlich passiv
Slow Studio mit Hauptsitz in Barcelona und Büros in Madrid, Girona und auf Mallorca, entwarfen ein einstöckiges Gebäude mit rechteckigem Grundriss. Mit einer Länge von zehn Metern entlang der Südseite erstreckt es sich fließend in die von Hügeln und landwirtschaftlichen Flächen geprägte Landschaft hinein, ohne dabei dominant zu wirken.
Und doch sticht es aus der Umgebung hervor. Denn während der Großteil der umliegenden Häuser die für die Region typische Ziegeldächer tragen, ist das Dach des Einfamilienhauses mit schwarzem Wellblech abgedeckt.
Wie bei Passivhaus-Konzepten üblich, lag der Fokus des Architekturbüros auf minimalem Energieverbrauch. So sorgt ein Lichthof für natürliche Beleuchtung im Inneren, zudem wurde das Dach derart angehoben, um Dachschrägen mit unterschiedlichen Neigungen zu erhalten. In diese wurden schließlich Oberlichte so platziert, dass möglichst viel Tageslicht in die zentralen Bereiche des Hauses gelangt. Mit Brettsperrholz verkleidete Decken dienen als natürliche Dämmung, ebenso die doppelwandigen Ziegelmauern.
Natürlich flexibel
Um den gesamten Wohnbereich flexibel gestalten zu können, hat Slow Studio diesen loftartig angelegt. Alle Räume sind miteinander verbunden, können jedoch voneinander abgetrennt werden, um Privatsphäre beziehungsweise individuelle Nutzbarkeit zu ermöglichen.
Wohn- und Esszimmer sind neben der Küche südseitig ausgerichtet. Auf der Nordseite liegen Kinder- und Badezimmer sowie ein Büro. Dazwischen: Eingangsbereich und das Schlafzimmer der Eltern. Mit 240 Quadratmetern Wohnfläche bietet das Haus in den Hügeln von Madrid ausreichend Platz für eine vierköpfige Familie.
Im Inneren des Hauses dominiert das natürlichste aller Materialien: Türen, Fensterrahmen und -läden, Schränke und auch die Arbeitsplatten der modernen Wohnküche sind aus Holz. Gemeinsam mit den weiß verputzen Wänden strahlt das Innere eine helle, freundliche Atmosphäre aus, die im Einklang mit der modernen, nicht überladenden Einrichtung steht.
Natürlich zuhause
Das Passivhauskonzept setzt sich auch beim Heizsystem fort. Als Kamin dient ein Thermoofen, der bei laufendem Betrieb an einen Warmwasserspeicher für Badezimmer und Heizung angeschlossen ist. Zudem wurde eine Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung installiert. Dabei wird die Wärme des Ofens genutzt, um die Frischluft vorzuwärmen, bevor sie zur Erneuerung in den Innenraum gelangt und in die einzelnen Räume geleitet wird.
Errichtet wurde das Einfamilienhaus auf einem knapp 1.000 Quadratmeter großen Grundstück. Und auch die Außenfassade spiegelt das modern-natürliche Konzept des Projekts wider. Roter Backstein, gepaart mit den dunklen Dachschrägen und den hölzernen Fensterläden sowie die Holz-Pergola zeugen schon auf den ersten Blick von einem modernen, energieeffizienten Zuhause.
Ein Zuhause, das die Bedürfnisse einer Familie ebenso erfüllt wie jene der umgebenden Natur. So wurde beim Bau darauf geachtet, die bestehende Umgebung so wenig wie möglich in Mitleidenschaft zu ziehen. Und auch alle alten Olivenbäume, die seit langem auf dem Areal wachsen, zu erhalten.
Text: Michi Reichelt, Resi Reiner
Fotos: Salva López