Skyskape
#architektur

Skyscape oder die Flucht aufs Dach

Um die Fläche seines fünfstöckigen Wohnhauses besser nutzen zu können, zog ein thailändischer  Unternehmer einfach aufs Dach. Freilich nicht ohne zuvor ein passendes „Skyscape“ zu errichten …

Der englischsprachige Begriff für Flucht ist uns freilich geläufig: „Escape“. Für einen besonders findigen Kunden hat das thailändische Architekturbüro WARchitect dieses Vokabel nun mit dem Wort „sky“ für Himmel kombiniert – und Skyscape daraus gemacht. Weil’s einfach so gut zu dem gesamten Setting eines besonderen Penthouse-Projekts gepasst hat …

Nur keine Platzverschwendung

Die Geschichte ist in der Tat nicht alltäglich. Sie geht so: Ein thailändischer Unternehmer stieß sich daran, dass die Dachfläche seines fünfstöckigen Wohnhauses nicht wirklich nutzbar war. „Das Dach wurde ausschließlich als Lager für Wassertanks benutzt“, murrt er heute noch rückblickend. „Das war ungenutzter Raum!“ Dabei sei doch gerade so ein Flachdach ein interessanter Ort, um – hier zu leben!

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Tatsächlich ging es dem Thailänder freilich darum, seine Immobilie im Lat Phrao-Bezirk in Bangkok aufzuwerten. Gleichzeitig aber wollte er auch die Wohnung in der er selbst lebte frei bekommen, um sie vermieten zu können. Logischer Schluss: Er musste einfach in ein Penthouse flüchten! Aber so eine Flucht aufs Dach, ein Skyscape, musste natürlich wohl durchdacht sein. Also wurden die Planer von WARchitect eingecheckt, um dem Betonplateau über den Dächern Bangkoks Leben einzuhauchen.

Penthouse namens Skyscape

„So eine Dachfläche bietet einen spannenden und ungewöhnlichen Kontext, um ein Gebäude zu errichten,“ so die Planer. Dementsprechend ambitioniert gingen sie ans Werk. Ihr oberstes Ziel: Vom Penthouse namens „Skyscape“ sollte man einerseits die Stadt überblicken können und andererseits von der Straße aus nicht gesehen werden.

Lösung: Es wurde erst einmal ein 15 Meter hoher Sockel auf dem Flachdach errichtet, in dessen Zentrum infolge das Penthouse selbst platziert werden sollte. Hintergrund: Der Sockel wurde zum versteckten Kellergeschoß, und das Haus selbst verschwand durch den geänderten Winkel aus dem Blickfeld von Passanten.

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„Unsere Idee war es, dieses Haus nicht wie ein Gebäude wirken zu lassen, sondern es von der klassische Hausform zu befreien“, berichten die Architekten. „Wir wollten, dass es nur eine grenzenlose Box ist, die aus dem Nichts in den Himmel ragt.“ Es sollte der Anschein erweckt werden, als ob die Wände und Decken nahezu keine Substanz hätten. Gleichzeitig aber mussten natürlich klassische Installationen von Lampen, Vorhängen oder Klimaanlagen machbar bleiben.

Skyscape schafft Illusionen

Das bedeutet: Es musste eine Illusion geschaffen werden! „Unsere Absicht war es, dem Betrachter den Eindruck zu vermitteln, dass die gesamte hauchdünne Decke in einer geraden Linie verläuft.“ Das gelang mit einer speziellen Abhängetechnik: Die Decken hängen sozusagen an einer stabilen und erhabenen Mittelkonstruktion. Diese sieht man aber eben vom Eingangsniveau aus dem gleichen Grund nicht, wie man das gesamte Haus vom Erdboden aus nicht wahrnehmen kann.

Alles verbirgt sich somit hinter dem Blickwinkel aus dem man es betrachtet. Die Architekten dazu: „Diese Techniken mögen in der Architektur nicht neu sein. Bei diesem Haus auf dem Dach ist es jedoch etwas Besonderes, da der geringe Abstand zwischen der Hauptstruktur und dem Außenbereich dazu beiträgt, die von uns verwendeten Techniken zu verschleiern.“

Sprich: Man kann nicht weit genug vom Haus weggehen, um Sicht auf das Dach von Skyscape zu erlangen. Zuvor würde man schlichtweg vom Dach des Wohnhauses purzeln.

Skyskape

Abgesehen davon galt es, eine vom Auftraggeber gewünschte Schlichtheit zu realisieren. „Wir haben die Idee verfolgt, das Haus sozusagen ,nackt‘ zu gestalten“, berichten die Architekten. Um diesen Effekt zu erzielen, kamen so genannte Balau-Holzplanken gerade recht.

Holz und Glas als Stilelemente

Diese waren bereits im Besitz des Hausherrn und sollten verbaut werden. In Kombination mit großen Glasfronten konnte mit eben diesen Dielen der außergewöhnliche Charme einer Holzkassette generiert werden. In dessen Zentrum befindet sich übrigens ein kleiner Hof mit einem eigens gepflanzten Baum. Von diesem ausgehend kann man sich im Haus in alle Richtungen orientieren: Der vordere Teil besteht aus Essbereich, Wohn- und Schlafzimmer. Im hinteren Teil sind Badezimmer, Küche und Abstellraum integriert.

Mit dem finalen Objekt jedenfalls sind Eigentümer und Architekten buchstäblich hoch-zufrieden, wie sie betonten: „Das Endergebnis ist ein ,Raum’, der mit der warmen Farbe des Holzes und dem kühlen Ton des Himmels vollendet das ergibt, was wir uns unter Skyscape vorgestellt haben!“ Das wohl himmlischste Fluchtdomizil Thailands. 

Text: Johannes Stühlinger
Bilder: WARchitect

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