Hohes Haus
Mit dem Shibuya Upper West Project setzt das Architekturbüro Snøhetta sein bisher größtes Projekt in Japan um. Ein 36-stöckiger Wolkenkratzer soll als „Zufluchtsort der Ruhe und Entspannung“ ein neues Wahrzeichen Tokios werden.
In einer an Hochhäusern nicht gerade armen Stadt wie Tokio von einem neuen Gebäude als geplantes „Wahrzeichen“ zu sprechen, ist schon eine ziemliche Ansage.
Das internationale Architekturbüro Snøhetta mit Hauptquartier im norwegischen Oslo hat jedoch allen Grund dazu, selbstbewusst über das Shibuya Upper West Project zu berichten: Das 117.000 Quadratmeter umfassende Gebäude wird neben dem Bunkamura – einem Kulturzentrum mit Konzerthalle, Theater und Museum – diverse High-End-Geschäfte, ein modernes Luxushotel sowie Mietwohnungen beherbergen. Am Rand des belebten Tokioter Bezirks Shibuya gelegen, soll der Wolkenkratzer bis 2027 fertiggestellt werden –mit einem Fokus auf nachhaltiger Bauweise.
Shibuya: Energie trifft Ruhe
Das Hochhaus wird an der Kreuzung des ruhigen Wohngebiets Shoto, der Kulturviertel Kamiyamacho und Tomigaya sowie des pulsierenden Stadtteils Shibuya (in dem sich unter anderem der weltberühmte diagonale, 36 Meter lange Zebrastreifen befindet) gebaut. Die Location des Projekts spiegelt sich laut den Architekten auch im Inneren des Gebäudes wieder.
„Am Rande von Shibuya platziert, wo Energie auf Ruhe trifft, soll das Projekt Tokios neuestes ‚Urban Retreat‘ werden. Ein Refugium voll Ruhe und Entspannung im Trubel der Stadt“, erklärt man bei Snøhetta. „Zu den wichtigsten Features gehören The Hive, ein pulsierendes und lebendiges Atrium als Herz des Projekts, sowie The Sanctuary, ein Ruhebereich mit üppigen Dachterrassen, auf denen Besucher sich entspannen können.“
Tokios neues Wahrzeichen
Das Shibuya Upper West Project soll, wie erwähnt, zu einem neuen Wahrzeichen Tokios werden. Es wurde demnach nicht einfach als schlichter Wolkenkratzer konzipiert, wie das Architekturbüro ausführt. „Das Gebäude ist als Landschaft designt. Es wächst mit seinem terrassenförmigen Fundament in den Himmel und stellt damit eine Hommage an die fernen Ausläufer des Fujiyama dar. Die Keramikfassade wiederum ehrt die alte japanische Baukunst und verbindet Tradition mit Zukunft.“
Shibuya Upper West Project: Tradition & Moderne
Robert Greenwood, Partner und Geschäftsführer von Snøhetta Hong Kong, ergänzt: „In einer so bekannten und historisch so bedeutenden Gegend einer der aufregendsten Städte der Welt, respektiert das Projekt die Tradition, und richtet dennoch den Blick nach vorne. Unser Ziel ist es, Designs für die Zukunft zu entwerfen sowie die nachhaltigsten Lösungen zu finden, um mitzuhelfen, Japan bis 2050 CO2-neutral zu machen“.
Das Projekt stelle nicht nur eine Brücke zwischen den Stadtteilen Shibuya mit Shoto dar. „Es ist zudem eine Hommage an die Dualität Tokios – einer modernen, traditionsreichen Stadt“, so Greenwood.
Die beiden untersten beiden Stockwerke des Gebäudekomplexes werden mit einer Glasfassade versehen. Darüber prangt ein gewaltiger Videobildschirm, obenauf wiederum ist ein mehrstöckiger Dachgarten vorgesehen. Den eigentlichen Wolkenkratzer wird ein Mix aus blau getönter Verkleidung und Glas umgeben.
Nachhaltig, sozial, künstlerisch
„Snøhetta hat seine Wurzeln in Norwegen, einem der nachhaltigsten Länder der Welt. Sie stellen die soziale und ökologische Nachhaltigkeit in den Mittelpunkt jedes Projekts“, sagt Kazuo Takahashi, Präsident und stellvertretender Direktor der Tokyu Corporation, in deren Auftrag das Projekt realisiert wird.
1989 in Oslo gegründet, hat Snøhetta jüngst das erste europäische Unterwasser-Restaurant fertiggestellt sowie mit einem „verschwindendem“ Steg ein Kunstprojekt an der norwegischen Künste errichtet. Im Tiroler Natters designte das Architekturbüro, das auch eine Niederlassung in Innsbruck betreibt, den Firmensitz des Reiseveranstalters ASI.
Zu anderen Projekten von Snøhetta in Tokio gehören der Co-Working Space Pangea Digital Garage sowie das Restaurant Tokyo Burnside.
Text: Michi Reichelt
Bilder: Snøhetta