Das Architekturstudio Populous hat das Potenzial des Wassers erkannt und entwirft einen potenziellen Lebensraum rund um das Ufer der Flüsse Amerikas: Riverfront Recreation. Noch eine bloße Vision – die vielleicht schon bald Wirklichkeit wird.

Wasser, das in der Sonne glitzert. Vögel, die kreischen. Eine leichte Brise, die durch die Haare streicht und das Gefühl erzeugt, als könne man die Luft schmecken. Eine Atmosphäre, die sich unweigerlich nach Urlaub anfühlt – ganz unabhängig davon, ob man nach Feierabend am Wiener Donaukanal entlang spaziert oder ob man an Valencias Hafenpromenade flaniert. Wasser beruhigt, entspannt den Geist und spült den Alltag weg, es bringt Menschen zusammen, denn wo Wasser ist, ist Leben.

Eddy Tavio, Architekt beim Architekturstudio Populous, sieht genau dort Potenzial und hat in einer Konzeptstudie „Riverfront Recreation“ entworfen. Im Fokus der Konzeptstudie liegt das amerikanische Flussufer, das wieder mit nachhaltigem kulturellem Wert und einer öffentlichen Infrastruktur belebt werden soll. Inspiriert von Schiffen, die am Pier anliegen, fügen sich Gebäude in die Flusspromenade ein. „Fotografien von einem Ort, der nur in meiner Vorstellung existiert“, schreibt Eddy Tavio unter seinem Instagram-Post.

Gebäude am Flussufer aus der Konzeptstudie
So könnte ein amerikanisches Flussufer in der Zukunft aussehen.

„Im Laufe der amerikanischen Geschichte haben Flüsse lange Zeit eine nützliche Rolle gespielt – als Motoren der Industrie und als Transportwege. Da wir jedoch an der Schwelle zu einer neuen Ära stehen, ist es an der Zeit, den Zweck dieser Flussufer neu zu definieren. Die Umwandlung von Nutzflächen in lebendige, schöne Räume ist nicht nur eine gestalterische Herausforderung, sondern ein kultureller Imperativ, der das Gefüge unserer Städte umgestalten kann“, erklärt Eddy Tavio.

Riverfront Recreation: Zurück zum Ursprung

Besonders im Zuge der industriellen Revolution, die sich, beginnend 1800, über ein ganzes Jahrhundert erstrecke und an ihrem Ende die Goldenen 20er einläutete, spielten Flussufer eine bedeutende Rolle. Sie bildeten die Zentren des Handels und der Industrie, Fabriken und Lagerhäuser prägten die Landschaft um die Flüsse herum. Sie brachten die Wirtschaft zum Wachsen (oder besser: zum Fließen). Beachtlich viel Potenzial, das in so einer Menge an Wasser steckt – nur leider ließen die wirtschaftlichen Visionen das Potenzial dieser Lebensräume als Orte der Gemeinschaft für kulturellen Austausch außer Acht.

Ein Gebäude am Flussufer
In der Konzeptstudie wurden Gebäude entworfen, die so noch nicht existieren, aber so aussehen könnten.

Eddy Tavio will mit Riverfront Recreation dieses Potenzial wiederbeleben. Denn die Welt verändert sich und mit ihr ändern sich die Planung und Gestaltung von Städten. Es ist also an der Zeit, einen Blick in die Vergangenheit zu werfen, um die Zukunft zu planen.  „Die Umgestaltung unserer Flussufer in schöne, zugängliche Räume ist eine Gelegenheit, die Fäden unserer gemeinsamen Geschichte, Kultur und Identität zu verknüpfen. Durch die Schaffung von Parks, Promenaden und kulturellen Zentren am Wasser können wir ein Gefühl der Zugehörigkeit und Verbundenheit fördern und Menschen aus allen Gesellschaftsschichten dazu einladen, sich mit ihrer Umgebung und miteinander auseinanderzusetzen“, so der Designer.

Vom Leben am Wasser

Und dabei gibt es schon eine Reihe an Beispielen, die zeigen, dass derartige Ideen keine Hirngespinste sind. So hat Paris das Potenzial der Seine erkannt; London wiederum hat das Südufer der Themse zur South Bank gemacht. Von Kunsteinrichtungen, wie Museen und Theater bis hin zu Open Air Veranstaltungen, Restaurants und Bars. Kurz: Flussufer, die sich in Hotspots der Kulturszene entwickelt haben. Wer hier unterwegs ist, ist tatsächlich am Puls der Zeit.

Eddy Tavios Ideen sind vielfältig.
Begrünungen spielen eine entscheidende Rolle.

Es geht um mehr, als urbane Lebensräume zu ästhetischen Lifestyle Orten zu machen. Vielmehr sollen sie Orte der Gemeinschaft werden. Menschen sollen hier zusammenfinden, Vielfalt und Interaktion stehen im Vordergrund, quasi der ortgewordene Begriff der Diversität. Der Schlüssel zum städtischen Leben liegt also in ihren Flussufern und in ihrem Potenzial, sie zu dynamischen Kulturlandschaften zu verwandeln. Potenzial, das Eddy Tavio erkannt hat und ein schöner Anreiz um Fiktion Wirklichkeit werden zu lassen.

Text: Eva Schroeder
Bilder: POPULOUS

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