Kluger Neubau für brillante Köpfe
Die Rice University in Houston zählt zu den besten Bildungseinrichtungen der USA. Mit dem, vom Büro SOM entworfenen Ralph S. O’Connor Building für Technik und Wissenschaft bietet sie nun ein neues hochmodernes Umfeld für brillante Köpfe und deren Ideen.
So honorig es ist, regelmäßig als eine der besten Universitäten der USA gepriesen zu werden: Um Top-Rankings zu halten, gilt es, stets am Puls der Zeit zu bleiben. Mit diesem Ziel vor Augen ließ die Rice University in Houston, Texas, ein hochmodernes Gebäude planen, das ihr Renommee unterstreicht: Das jüngst eröffnete Ralph S. O’Connor Building for Engineering and Science soll die besten Wissenschaftler und Ingenieure des Landes auf den historischen Campus locken. Und der vom Büro Skidmore, Owings & Merrill (SOM) designte Neubau verspricht brillanten Köpfen tatsächlich beste Arbeitsbedingungen.
Wir haben über die Grenzen des Gebäudes hinausgeschaut, um einen zentralen Ort auf diesem wichtigen, historischen Campus umzugestalten.
Javier Arizmendi, SOM Design Principal
Der neue Trakt, der den rund 121 Hektar großen, bewaldeten Campus der Rice University nun bereichert, ist als Zentrum für interdisziplinäre Zusammenarbeit konzipiert. Das rund 23.000 Quadratmeter umfassende O’Connor Gebäude beherbergt modernste Labore, Unterrichtsräume und Büros, sowie ein Café und viele interaktive Begegnungsräume. Auf der obersten Ebene befindet sich ein Mehrzweck-Veranstaltungsraum mit Außenterrasse und Blick auf den Campus und die Skyline von Houston.
Neues „Herzstück“
SOM Design Principal Javier Arizmendi schildert den Weg zum Entwurf so: „Wir haben über die Grenzen des Gebäudes hinausgeschaut, um einen zentralen Ort auf diesem wichtigen, historischen Campus umzugestalten.“ Die gelungene Umsetzung hat ein Gleichgewicht zwischen historischen und zeitgenössischen Materialien geschaffen.
Auch das Design des O’Connor Buildings verbindet Elemente historischer und moderner Architektur zu einem eleganten Ganzen. So, dass sich der Neubau perfekt ins Bild des ehrwürdigen Uni-Geländes einfügt. Zudem wurden bestehende Verkehrswege geschickt genützt und das angrenzende „Ingenieurwesen Quadrat“ durch den Neubau aktiviert.
Einladender Treffpunkt
Das Konzept zieht das bunte Leben des großen Rice University Campus gekonnt ins Innere des neuen Bauwerks. Denn dort befindet sich ein zentrales, fünfstöckiges Atrium: Ein einladendes Zentrum, das mit Seminarräumen, Pausenbereichen und informellen Versammlungsräumen verbunden ist. Durch die Glasfassade im Erdgeschoss hat man vom ganzen Campus freien Blick auf alles, was dort vor sich geht. Am Haupteingang umrahmen Ziegelmauern und eine geflitterte Glaswand eine freitragende, skulpturale Treppe.
Das O’Connor-Gebäude wurde von SOM mit dem Ziel entworfen, die Zusammenarbeit wichtiger Forschungsbereiche zu fördern: Fortschrittliche Materialien, Quantenwissenschaft und Computertechnik, urbane Forschung und Innovation sowie Energiewende.
„Best of“ für Kooperation & Forschung
Um diese Interaktion zu beflügeln, verbinden der Treppenturm und der zentrale Knotenpunkt eine Reihe von abgestuften, doppelt so hohen Kooperationsbereichen auf verschiedenen Ebenen. Intime Konferenzräume und Pausenbereiche mit warmen, natürlichen Materialien schaffen weitere Möglichkeiten für informelles Lernen und Kontakte.
Elegantes Spiel mit Ziegel und Licht
Die Fassade des O’Connor-Gebäudes beeindruckt mit einer Komposition aus Ziegelsteinen und Lochfenstern, die durch abgewinkelte Ziegelpilaster und -lamellen gegliedert wird. Ein Design, das die Ästhetik des historischen Campus weiterführt.
Die überdachte Arkade entlang der westlichen Kante wird von einem filigranen Schleier aus Ziegeln und Stein beschattet, der das Sonnenlicht moduliert und so für thermischen und visuellen Komfort sorgt: Abwechselnde Bänder aus Ziegel- und Gusssteinmodulen und dazwischen angeordnete, gedrehte Ziegel sorgen dafür, dass viel Licht durch die Lücken dringt.
Dass die Architekten besonderes Augenmerk auf Nachhaltigkeit richten würden, lag auf der Hand. Schließlich widmet sich das Büro SOM seit Jahren der Suche nach umweltfreundlichen, den CO2-Ausstoß verringernden Lösungen. Und das Team macht immer wieder mit entsprechenden Projekten von sich reden. So etwa mit dem innovativen Holzbau-Modell „SPLAM“, der algenbasierten Beton-Alternative „Bio-Block“ oder dem Prototyp „Urban Sequoia“, der urbane Hochbauten zu „CO2-Fressern“ machen soll.
Rice University setzt auf Nachhaltigkeit
Beim Neubau für die Rice University nützte SOM sowohl passive als auch aktive Nachhaltigkeitsstrategien. Optimale Nutzung des Tageslichts, strategische Platzierung abgewinkelter Pilaster und vertikaler Lamellen sowie der Einsatz von Oberlichtern, die die starke texanische Sonne mildern, sind nur ein Aspekt des Gesamtkonzepts. Doch dank dieser passiven Konstruktionsstrategien und eines energieeffizienten Haustechnik- und Beleuchtungssystems verbrauchen die Labors um 50 Prozent weniger Energie als vergleichbare Forschungsräume.
„Das Ralph S. O’Connor-Gebäude im Herzen unseres Campus ist weit mehr als nur Ziegel und Mörtel“, lobt Luay Nakhleh, William und Stephanie Sick Dekan für Ingenieurwissenschaften. Und der Professor für Informatik und Biowissenschaften an der Rice University führt aus: „In diesen Mauern werden brillante Köpfe aus aller Welt zusammenkommen, um Innovationen zu entwickeln, die einige der dringendsten Herausforderungen der Gesellschaft lösen. Die Breite der Forschungserfahrungen, die unsere Studenten hier machen können, unterstreicht unser Engagement für außergewöhnliche Ingenieurausbildung, die über traditionelle Grenzen hinausgeht.“
Der schöne Neubau dürfte wohl auch vielen zusagen, die ihn nicht des eigenen Studiums oder der Forschungsarbeit wegen besuchen. Zum Beispiel, weil der Verkehr durch und rund ums Gebäude das gut etablierte Fußwegenetz auf dem Campus der Rice University weiter verbessert.
Technik trifft Kunst
Außerdem locken ein umfangreiches Kunstprogramm mit neuen Werken international bekannter Künstler, sowie Bildhauer William McVeys ikonische Flachrelief-Skulptur „Energy“ auch kunstaffine Besucher. Wobei: Das neue O’Connor-Gebäude selbst lohnt durchaus näherer Betrachtung – vor allem für jene, die Interesse an innovativer Architektur und gut durchdachten Bildungsbauten hegen.
Text: Elisabeth Schneyder
Bilder: SOM