Zufluchtsort für Wintermuffel
Kaltnassem, trüb-nebeligem Winterwetter kann man in Amsterdam – zumindest für einige Stunden – gut entkommen: In der farbenfroh-exotischen Kulisse des neuen Restaurants La Selva auf der 24. Etage des Nhow Hotels.
Während die Nordhalbkugel der Erde der Sonne abgeneigt ist und im Dezember mit der Sonnwende der astronomische Winter beginnt, ist zwar der Tag mit dem frühesten Sonnenuntergang bereits vorbei. Wintermuffel freuen sich am 21. Dezember aber womöglich zu früh – denn der Tag mit dem spätesten Sonnenaufgang trifft erst mit dem 30. Dezember zusammen. Diese zeitliche Verschiebung hat ihren Ursprung in der asymmetrischen Bahnbewegung der Erde, die auch die Grundlage für die Wintersonnenwende bildet.
Bunte Oase für Winterflüchtende
Wer kältere Temperaturen, Schnee und Wintersport mag, dem werden diese Betrachtungen einerlei sein. Sonnenliebhaber leiden unterdessen mehr oder weniger still vor sich hin. „Coolcation“ ist im Sommer zwar „in“ – aber nebelig-trübes „Schmuddelwetter“ setzt früher oder später dem Gemüt zu. Gottseidank gibt es immer den einen oder anderen Fluchtort, um dem zu entrinnen. Die neueste Oase befindet sich in Amsterdam – was von Wien aus mit dem Nachtzug bequem ohne Umsteigen und per Sparschiene wohlfeil um unter 100 Euro Ticketkosten zu erreichen ist.
Dort angekommen begibt man sich zwischen 17.30 und 22.30 Uhr zum Europaboulevard 2b, um mit dem Aufzug lautlos in die 24. Etage zu gleiten … und ein komplett anderes Biotop als jenes, das sich draußen zeigt, zu betreten. Dort, im „Himmel“ des Nhow Hotels heißt einen das Restaurant La Selva willkommen. Und das südländische Flair, die exotischen Pflanzen, die exquisite Mischung aus organischen Formen, natürlichen Materialien und leuchtenden Farben.
Farbexplosion sorgt für Instant-Sommer-Feeling
Quasi im Schnellverfahren ändert sich die psychische Verfasstheit, dank der Gestaltung durch das Designstudio El Equipo Creativo. Die Farbexplosion lässt einem fast keine andere Wahl, als fröhlich zu sein. „Wir träumen, entwerfen und bauen fantastische Räume für Gastronomie, Hotellerie und Einzelhandel“, so lautet das Motto des im Jahr 2011 von den Architekten Oliver Franz Schmidt, Natali Canas del Pozo und Lucas Echeveste Lacy gegründeten und in Barcelona ansässigen Büros für Innenarchitektur.
Design und Küche des Selva Restaurant lassen einen sofort in eine lateinamerikanisch-tropische Atmosphäre eintauchen. Der Hauptraum des La Selva, übrigens das spanische Wort für Regenwald, ist von einer auffälligen, raumhohen Glasfassade umgeben. Hier war einst das Architektenteam von OMA unter der Leitung des niederländischen Architekten Rem Koolhaas am Werk. Von hier aus hat man einen spektakulären Ausblick auf die Außenbezirke von Amsterdam.
Wechselspiel von Licht und Schatten – wie im Dschungel
Die raumhohe Verglasung des ursprünglich industriell-nüchternen und kühl wirkenden Raums blieb – wie schon erwähnt – erhalten. Sie wurde innen aber teilweise mit neuen Materialien wie Weidengeflecht, Seilen und Holzpaneelen verkleidet. Damit wird das Sonnenlicht gefiltert, wie es in der Natur Blätter oder Zweige tun. So entstehen Schattenmuster, die das Blätterdach eines dichten Waldes imitieren und den Raum gemütlich machen.
Dieses Wechselspiel von Licht und Schatten vervollständigt das Dschungelgefühl des Restaurants und schafft einen sonnenbeschienenen Rückzugsort hoch über der Stadt. Das Design lädt die Gäste ein, sich zu entspannen und sowohl das tropische Ambiente als auch den Panoramablick auf Amsterdam zu genießen.
Im Mittelpunkt unserer Philosophie steht die Überzeugung, dass Raumdesign fesselnde Geschichten erzählen und Menschen inspirieren sollte – immer auf der Grundlage eines soliden konzeptionellen Ansatzes.
El Equipo Creativo
Das Hauptziel von El Equipo Creativo bestand darin, den gesamten Raum in eine warme, dschungelartige Atmosphäre zu tauchen, die im Kontrast zu den Strukturen der Stadt und dem Ausblick steht. Denn dieser ist zwar spektakulär, bietet aber vor allem auch den Blick auf Autobahnen und Neubauten.
„Vor einem grünen Hintergrund mit organischem Bodenbelag und üppiger Vegetation fügten wir strukturierte Holzelemente mit wellenförmigen Formen hinzu“, erklären die Teamleiter Daniel Trujillo und Marcos Merino. Diese Elemente fungieren als Bänke und Raumteiler. Sie erinnern an einen dichten Wald und spenden gleichzeitig atmosphärische Wärme. Die geschwungenen Elemente zonieren auch das Restaurant und schaffen so verschlungene Pfade, die die Strenge des Raumes abmildern.
Von tropischen Früchten, Blumen und Tieren inspiriert
Beim Betreten des Restaurants werden die Gäste von einer mit Pflanzen behangenen Decke und einer abgehängten Spiegelung durchgeleitet, das an einen sich schlängelnden, tropischen Fluss erinnert. Zusammen mit den glitzernden Glaslampen und der üppig-grünen Vegetation verleiht dieser „künstliche Fluss“ der dschungelähnlichen Atmosphäre mehr Tiefe. Die reflektierenden Oberflächen aus Metall, Glas und Keramik greifen das Thema Wasser zusätzlich auf und ergänzen die Glasfassade.
Die kräftigen, warmen Farben der Möbel und Bänke, inspiriert von tropischen Früchten, Vögeln und Blumen, die oft in der lateinamerikanischen Kunst abgebildet sind, beleben den Raum. Ein zentraler, regelrechter
Farbtupfer ist die wellenförmige Fassade der Bar: Sie ist mit bunten, von traditionellen lateinamerikanischen Textilien inspirierten Fliesen bedeckt.
Passend: Latino-Cuisine
Die Bar erstreckt sich vom Eingang bis zum abgeschiedenen Essbereich. Sie ist der Dreh- und Angelpunkt für lebhafte Diskussionen, der Möglichkeit, dem Bartender und den Köchen in der offenen Küche beim Hantieren und Werken zuzusehen. All diese Details machen das Restaurant La Selva einladend und lebendig und lassen Latino-Kultur und Komfort nahtlos miteinander verschmelzen.
La Selva mit seinem kreativen Design ist damit weit mehr als nur ein Restaurant mit exotischen Gerichten. Die Aromen kommen aus Ländern wie Mexiko, Peru und Brasilien – auf der Speisekarte findet man überwiegend Latino-Kost: von Ceviche, marinierten rohen Fisch, über gegrilltes Fleisch bis hin zu exotischen veganen Gerichten. Das Restaurant insgesamt ist damit ein einzigartiger Ort in Amsterdam.
Preisträger vieler internationaler Awards
Separat, aber auf derselben Etage befindet sich die Sonora Cocktail Bar. Sie ergänzt das sinnliche Erlebnis im La Selva perfekt. Auch die Sonora Cocktail Bar wurde von El Equipo Creativo eingerichtet.
Die Arbeiten des renommierten Studios El Equipo Creativo haben mittlerweile weltweite Aufmerksamkeit auf sich gezogen. Eines der Projekte ist etwa das Palau Fugit, ein Hotel im alten Stadtviertel Barri Vell der spanischen Stadt Girona, dem das Team seinen unverwechselbaren Stempel aufgedrückt hat – und aus den historischen Gemäuern die Neuauflage einer architektonischen Kostbarkeit gemacht hat.
Die Interior Designs wurden in Hunderten von Publikationen veröffentlicht. El Equipo Creativo ist zudem Preisträger von mehr als 70 internationalen Designpreisen, darunter Awards wie die Restaurant & Bar Design Awards, FRAME Awards oder BOY Awards.
Text: Linda Benkö
Fotos: Adrià Goula / Selva Restaurant