Rambazamba in der Rambla
Ein Architektenteam schafft es in den trockenen Hügeln von Murcia, ein blühendes Ökosystem namens „Rambla Climate-House“ zum Leben zu erwecken, das in den 70er Jahren eigentlich der Massenurbanisierung zum Opfer gefallen ist.
Die Luft in den Hügeln vom spanischen Murcia ist trocken und staubig. Das Land ist karg. Durch die Umgebung ziehen sich Häuser und schmale Rinnen, die Ramblas genannt werden. Es ist schwer vorstellbar, dass es hier einmal ein blühendes Ökosystem gegeben hat.
Ein neuer Weg
Die Massenurbanisierung und Abholzung der Landschaft in den 70er Jahren hat Spuren hinterlassen. Aber sieht man sich in der Gegend ein bisschen um, entdeckt man das „Rambla Climate-House“. Ein kleiner Lichtblick in diesem trockenen Klima.
Schön und schlau
Das Haus steht auf Stelzen über einer kleinen Schlucht, also einer Rambla. Es ist der Versuch, eine reiche und vielfältige Ökologie wiederherzustellen. Die Planenden wollen mehr als nur einen Ort zum Leben zu schaffen. Es soll ein Ort für Leben sein.
Und genau das schaffen die Architekten Andrés Jaque (Office for Political Innovation) und Miguel Mesa del Castillo in Zusammenarbeit mit der Bodenexpertin María Martínez Mena sowie den Ökologen Paz Parrondo Celdrán und Rubén Vive. Dabei nutzen sie verschiedene Ansätze, um die Schäden der Urbanisierung zu reparieren. Zusammengeführt werden die Ansätze in einem elliptischen Haus mit einem runden Garten im Zentrum.
Und es funktioniert: Innerhalb eines Jahres fühlen sich in der Rambla Palmen, Feigen- und Mastixbäume und andere Pflanzen wohl.
Alles fließt
Um ein intelligentes und umweltfreundliches Bewässerungssystem zu bauen, wurde das Haus auf Stelzen gebaut. So kann der Boden darunter wieder verwildern. Das automatische Bewässerungssystem sorgt mit seinen Sensoren und der Abgleichung mit der Wetterprognose dafür, dass die Bodenfeuchtigkeit stimmt.
Das Wasser dafür stammt aus Regen, der von den Dächern gesammelt wird, sowie aus dem Abwasser der Duschen und Waschbecken.
Und es funktioniert: Innerhalb eines Jahres fühlen sich in der Rambla Palmen, Feigen- und Mastixbäume und andere Pflanzen wohl. Auch Tiere und Insekten haben sich angesiedelt.
Bling, bling
Hinter einer verglasten Fassade rund um den Garten liegt eine Veranda aus Marmor, auf der man sich schön abkühlen kann. Darüber fließt Wasser durch ein spiralförmiges Rohrsystem, das den Garten bewässert und gleichzeitig von der Sonne aufgeheizt wird. So versorgt es das Haus mit Warmwasser. Das Konzept dahinter ist, die landschaftliche Umgebung zu nutzen und gleichzeitig die Kosten niedrig zu halten.
Alles im Blick
Die Räume im Haus sind so angeordnet, dass der Garten von jedem Zimmer durch Glaswände zu sehen ist. An einem Ende liegen die Wohnräume, auf der anderen Seite die drei Schlafzimmer. Die Wände, die nicht aus Glas sind, und die Unterseite des Daches, sind apfelgrün gestrichen und fügen sich so gut zu Flora und Fauna im Garten.
Und dann noch ein Preis
Das Projekt gewann im Februar den „Living Places – Simon Architecture Prize 2022“. Dieser Preis wird seit 2016 alle zwei Jahre in Barcelona vergeben. Das Haus konnte sich gegen 220 Einreichungen aus 34 europäischen Ländern, Mexico und Brasilien durchsetzen. Aber das eigentliche Ziel der Planenden ist es, das ökologische Bewusstsein bei den Menschen zu wecken, die sich machtlos in der Klimakrise sehen. Und man kann sagen, das ist ihnen gelungen.
Text: Resi Reiner
Fotos: José Hevia