Eine (rosa)rote Schule
Die „Rajasthan School“ in Nagaur nimmt Anleihen beim Stil und Charakter der alten Städte und Dörfer dieser indischen Region. Bei der Planung hat das Architekturbüro sowohl das heiße Klima als auch die Neugier der Schüler berücksichtigt.
Nagaur ist eine Stadt im indischen Bundesstaat Rajasthan. Das Verwaltungszentrum des gleichnamigen Distrikts liegt etwa 200 Kilometer westlich von Jaipur. Und Jaipur wiederum ist den meisten wohl ein Begriff – zählt doch die Hauptstadt des Bundesstaats Rajasthan mit ihrer Altstadt, der „Pink City”, zu den Highlights jeder Indien-Reise.
Die Rajasthan School in Nagaur nimmt Anleihen beim Stil und Charakter der alten Städte und Dörfer dieser indischen Region. Die 3-stöckige Flachschule mit offener, geschlossener und halb geschlossener Bauweise setzt sich aus diversen Baukörpern zusammen. Die Experten von Sanjay Puri Architects haben dabei auch das heiße Klima berücksichtigt und gleichzeitig eine Schule erschaffen, die die Kinder, die Schüler, auf vielfältige Art und Weise erforschen können.
Jedes Klassenzimmer der Rajasthan School ist nach Norden ausgerichtet, um indirektes Sonnenlicht einzufangen. So kann das Wüstenklima mit Temperaturen über 35 ° C fast das ganze Jahr über abgemildert werden. Das Auditorium, die Grundschule und der Verwaltungsbereich befinden sich auf der Südseite des Grundstücks. Sie öffnen sich zu einem großen geschützten offenen Bereich nach Norden, hinter dem sich die Klassenräume, die Bibliothek und die Cafeteria der Sekundarschule befinden.
Maximaler Sonnenschutz
Der halb sonnengeschützte Innenhof wird von mehreren Wegen durchbrochen. Sie verbinden die beiden Teile der Schule, dazwischen laden landschaftlich gestaltete Spielräume dazu ein, miteinander in Kontakt zu treten. Dieser Bereich ist von einer Reihe von „Sonnenbrechern” durchzogen. Da sich die Sonnenrichtung im Laufe des Tages ändert, ändert sich auch permanent das Schattenmuster, das sich auf dem Boden abzeichnet.
Die gesamte Schule öffnet sich zu einem Mehrzweckspielplatz und einer Leichtathletikbahn auf der Nordseite. Die offenen Korridore sorgen für ausreichend Luftzirkulation. Abgewinkelte vertikale Wände wirken als Sonnenschutz.
Energieeffizienz
Das Gebäude ist auch nach nachhaltigen Gesichtspunkten durchdacht: Der gesamte Strombedarf wird durch die Restenergie eines nahe gelegenen Zementwerks erzeugt. Darüber hinaus wird das gesamte Wasser wiederverwendet.
Jeder Teil der Rajasthan School hat ein anderes Gesicht, einen anderen Charakter. Die Ansichten von unterschiedlichen Blickwinkeln vermittelt ein völlig unterschiedliche Perspektive und Wahrnehmung.
Europäische Architekten können sich durchaus einiges von indischer, alter Bautechnik abschauen. Mit einem jungen Team von über 72 Architekten hat Sanjay Puri Architects ein sehr breites Portfolio. Zu den Projekten zählen unter anderem Townships, Wohnanlagen, Softwareparks, Hotels, Einkaufszentren, Schulen und kleinere Einzelprojekte.
Text: Linda Benkö
Fotos: Dinesh Mehta