Wie sieht ein Haus aus, das vollkommen mit seiner Umgebung verschmilzt – und gleichzeitig die Ressourcen der Natur bewahrt? Das zeigen Miquel Lacomba Architects mit ihrem Puigpunyent Passivhaus im Westen Mallorcas.

Mallorca ist eine sehr vielseitige Insel. Während im Sünden Strände und Partyleben dominieren, bietet der Nordwesten, eingebettet in den Gebirgszug der Serra de Tramuntana, Oasen der Ruhe. Hier liegt das Städtchen Puigpunyent – das Zuhause von knapp 2.000 Einwohnern. Trotz, oder gerade aufgrund seiner überschaubaren Größe lockt der Ort Jahr für Jahr so einige Touristen an und begeistert mit einer idyllischen Kulisse, lokalen Weingütern und einem einmaligen Ausblick auf die Berge.

Hier wurde zwischen Pinien- und Eichenwäldern das Puigpunyent Passivhaus errichtet. Das Architekturbüro Miquel Lacomba Architects hat mit seinem Konzept ein Zuhause erschaffen, das nicht nur Wärme ausstrahlt, sondern sie speichert, weitergibt – und letztendlich ein Vorbild für ressourcenschonendes Wohnen ist.

Hereinspaziert!

Das Familienhaus kann über zwei Eingänge betreten werden: Entweder durch die Veranda im Garten – dank der beiden großen, langen Fensterpaare wirkt sie besonders einladend – oder durch die, im Vergleich, eher schlichte Haustür. Diese liegt mittig zwischen dem Garageneingang und der großen Fensterfront des Wohnzimmers.

Das Puigpunyent Passivhaus von der Seite.
Das Puigpunyent Passivhaus kann sowohl über die Veranda, als auch über die Haustür betreten werden.

Schon beim Betreten des Hauses ist klar: Helles Holz spielt hier die Hauptrolle. Im Wohnzimmer, in der Küche, im Gang, in den Schlafzimmern. Regale, Tische, Betten und Türen bestehen aus Tannenholz, das aus aufgeforsteten Wäldern stammt. Im Erdgeschoss erstreckt sich ein großes Wohnzimmer. Auch hier wird der warme Charakter des Holzes in Szene gesetzt. Die helle Farbpallette schafft eine angenehme Weite, während die markanten Holzbalken an der Decke für Struktur sorgen. Ein viereckiger Kamin, geschickt zwischen den beiden Fensterfronten platziert, verstärkt die gemütliche Atmosphäre zusätzlich.

Die große Fensterfront des Puigpunyent Passivhauses.
Der Kamin trägt zum gemütlichen Flair des Wohnzimmers bei.

Von der Küche aus führt eine Glastür in den kleinen Gemüsegarten.
Die Küche bietet Ausblick auf den eignen Gemüsegarten.

Im Gegensatz zum großflächigen Wohnzimmer ist die Küche verhältnismäßig klein. Allerdings trennt sie keine durchgehende Wand vom Wohnbereich, so dass der Eindruck entsteht, sie sei in diesen integriert. Ihre Armaturen werden durch einen breiten, steinernen Rand eingefasst, der als eine Art Sichtschutz dient. Von der Küche aus führt eine Glastür in den kleinen Gemüsegarten.

Natürlich, natürlich

In den ersten Stock gelangt man über die Treppe, die gleichzeitig als eingebautes Bücherregal dient. Auch hier wird mit symmetrischen Holzbalken gearbeitet, die den Charakter des Hauses von unten nach oben tragen. Oben befinden sich drei Schlafzimmer sowie ein Atelier. Ein schmaler Gang verbindet die einzelnen Zimmer, in denen die Architekten ihrem hölzernen Stil treu bleiben. Trotz des einheitlichen Holzdesigns verliert sich hier die Individualität der Familienmitglieder nicht. Diese können sich innerhalb der gemütlichen Atmosphäre entfalten.

Die Treppe führt in den ersten Stock des Hauses – und dient gleichzeitig als modernes Bücherregal.

Die Veranda bietet einen geschmeidigen Übergang in den Garten des Anwesens. Sie wird zusätzlich durch hölzerne Lamellen abgedeckt, die sich bei Bedarf auch verschieben lassen. Im Garten wachsen Bäume und Pflanzen, die speziell für das mediterrane Klima ausgewählt wurden. Sie benötigen nur wenig Wasser zum Überleben. Das Passivhaus ist nach Süden ausgerichtet und bietet damit nicht nur einen optimalen Blick auf die Berge und die umliegende Landschaft. Es nutzt gleichzeitig eine wichtige Ressource: Sonneneinstrahlung. Das Puigpunyent Passivhaus setzt auf eine Kombination aus hoher Wärmedämmung und Wärmerückgewinnung. Sonnenkollektoren decken zudem den restlichen Energiebedarf des Hauses ab.

Ein Blick in die Zukunft

Für den Bau des Hauses kamen zahlreiche umweltfreundliche Materialien zum Einsatz: Keramikziegel, hydraulischer Kalk, kalkbasierte Acryllacke und Naturkorkdämmung – sie sorgen als hygroskopische Materialien dafür, dass Feuchtigkeit aufgenommen und wieder abgeben werden kann. Die Fassade des Gebäudes wurde wie eine wasserdampfdurchlässige „dritte Haut“ konzipiert, erklären die Architekten. Zudem bringt Querlüftung in warmen Mittelmeer-Nächten natürliche Abkühlung.

Ein Blick in den Garten des Puigpunyent Passivhauses.
Das Puigpunyent Passivhaus ist rundum natürlich …

Entstanden ist ein gemütliches Heim, das nicht nur reichlich Platz für die ganze Familie bereithält. Dafür sorgt auch das Design einiger Möbel: So dient unter anderem die Treppe auch als Bücherregal. Gleichzeitig setzt dieses Projekt ein Zeichen für die Zukunft des Wohnens – eine Zukunft, die grüner und nachhaltiger sein muss, damit alle langfristig davon profitieren können. 

Text: Katarina Andraschko
Bilder: Miquel Lacomba Architects

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