Jetzt wird der Mond zur Baustelle!
Das ehrgeizigste Bauprojekt der Menschheitsgeschichte ist gestartet: Studio BIG, das Bauunternehmen ICON und die NASA wollen mittels 3D-Druck die erste Mondsiedlung errichten. Name der Mission: „Projekt Olympus.“
Wären nicht alle involvierten Unternehmen internationale Big Player, so würde man das soeben präsentierte Vorhaben wohl in die Kategorie „Science-Fiction“ einordnen. Und es nicht weiter beachten, schnell abtun. Aber es stehen eben drei echt große Marken hinter dem so genannten „Projekt Olympus“ und machen klar: Diese Sache ist verdammt ernst gemeint!
Was ist Projekt Olympus überhaupt?
Aber, worum geht es eigentlich? Tatsächlich hat das seit ein paar Jahren international omnipräsente Architektur-Studio BIG (Bjarke Ingels Group) gemeinsam mit dem in Sachen 3D-Druck weltweit führende Bauunternehmen ICON und der NASA Pläne für eine erste Siedlung auf dem Mond präsentiert.
Unter dem Namen „Projekt Olympus“ will man in verhältnismäßig naher Zukunft also tatsächlich erste echte Gebäude auf dem Erdtrabanten errichten. Konkret zielt diese außerirdische Baumission darauf ab, eine Möglichkeit zu entwickeln, Infrastruktur für das Leben auf dem Mond zu schaffen. So heißt es offiziell. Derartige Szenarien wurden bereits immer wieder von diversen Unternehmen entwickelt. Das allerdings stets ohne jegliche Realisierungs-Chance. Das ist in Anbetracht der handelnden Akteure in diesem Fall schon einmal anders.
Komplett neue Herangehensweise
Aber auch die Herangehensweise unterscheidet sich massiv von den bis dato bekannten Überlegungen. Während andere Projekte aufblasbare Zeltkomponenten oder aufwändige Metallstrukturen vorgeschlagen hatten, sollen mit dem Projekt Olympus neue Technologien den Mond erobern. Das bereits aktive Projekt-Team ist fest davon überzeugt, mittels 3D-Druckmethoden robuste Konstruktionen auf der Mondoberfläche schaffen zu können.
Der wahre Clou an der Sache: Das für den überdimensionalen „Haus-Druck“ notwendige Material soll nicht etwa auf den Mond geschafft werden. Vielmehr soll der Baustoff aus auf dem Mond vorhandem Material generiert werden! Dadurch würden freilich die Kosten massiv gesenkt. Aber auch eine etwaige Mondverschmutzung soll so weitgehen verhindert werden, ist man sich sicher.
Simulation von Projekt Olympus auf der Erde
BIG-Gründer Bjarke Ingels dazu: „Gemeinsam mit ICON leisten wir Pionierarbeit in neuen Grenzbereichen. Und das sowohl in materieller, technologischer als auch in ökologischer Hinsicht.“ In Zusammenarbeit mit dem Marshall Space Flight Center der NASA in Huntsville, Alabama, wird das Team nun eine Simulierung des Mondbodens auf der Erde nutzen, um eine erste in 3D druckbare Konstruktion zu erschaffen.
Für Weltall-Bedingungen optimiert
Dazu hat man bereits anhand von Computermodellen gewisse Möglichkeiten ausgelotet. Ingels berichtet: „Wir haben verschiedene Gebäudeformen erforscht, die ideal zur Eindämmung des Luftdrucks geeignet und für den Schutz vor kosmischer und Sonnenstrahlung optimiert sind.“
Gemeinsam mit ICON leisten wir Pionierarbeit in neuen Grenzbereichen. Und das sowohl in materieller, technologischer als auch in ökologischer Hinsicht.
Jedenfalls aber ist auch klar, dass alle Partner des spektakulären „Projekt Olympus“ auch einen über das Interesse an technischen Entwicklungen hinausgehenden Ehrgeiz an dessen Realisierung haben. ICON-Mitbegründer Jason Ballard drückt dies so aus: „Der Bau des ersten Hauses der Menschheit auf einer anderen Welt wird das ehrgeizigste Bauprojekt der Menschheitsgeschichte sein. Es wird Wissenschaft, Technik, Technologie und Architektur zu buchstäblich neuen Höhen führen.“
Vorteile auch für Bauten auf der Erde
Außerdem würden die Entwicklungen des „Projekt Olympus“ nicht nur auf dem Mond hilfreich sein, sondern auch auf der Erde. Davon ist BIG-Partner Martin Voelkle überzeugt. Er meint: „Mit den Technologien und Effizienzparametern, die für den Bau extraterrestrischer Gebäude entwickelt wurden, wird uns das ,Projekt Olympus’ auch dabei helfen, auf dem Planeten Erde nachhaltig zu bauen. Und das, während wir uns gleichzeitig bemühen, den Kohlenstoff-Fußabdruck der gebauten Umwelt zu reduzieren.“
Wer übrigens trotzdem noch an der Ernsthaftigkeit dieses Unterfangens zweifelt: Das Projekt ist Teil des Engagements der NASA zur Erforschung des Lebens auf dem Mond. Zu diesem zählt auch das Artemis-Programm. Dieses wird im Jahr 2024 die erste Frau und den nächsten Mann auf dem Mond absetzen. Anfang dieses Jahres benannte die NASA deshalb weitere Partner, die gemeinsam mit BIG und ICON an einem Strang ziehen werden: Jeff Bezos‚ Blue Origin und Elon Musks SpaceX.
Als wahrlich abgespaced, diese Sache!
Text: Johannes Stühlinger
Bilder: BIG, ICON, NASA