Prix Versailles: London, Marseille,… Bärnbach!
Der Bewerb um die besten gewerblichen Architekturprojekte ist zu Ende. Unter den Prix Versailles-Preisträgern 2019: Das vom Wiener Büro BEHF modernisierte Einkaufszentrum WEZ im steirischen Bärnbach – umringt von genialen Shop-, Lokal- und Hotel-Designs aus aller Welt.
Es gibt ihn erst seit 2015. Doch der am Sitz der Organisation der Vereinten Nationen für Bildung, Wissenschaft und Kultur in Paris verliehene Award hat sich rasch zur begehrten Auszeichnung gemausert:
Der Welt-Architekturpreis „Prix Versailles“ würdigt alljährlich herausragende Außen- und Innenarchitektur von Verkaufsgeschäften, Restaurants und Hotels. Besonderer Wert wird dabei auf gewerbliche Objekte gelegt, deren Design Kultur und Wirtschaft optimal verbindet.
Special Prize für Bärnbachs Shopping-Center
Beim Event im UNESCO-Hauptquartier wurden jüngst die Sieger der letzten Phase des Wettbewerbs präsentiert. Ein österreichisches Architekturbüro konnte sich allerdings schon früher freuen. Denn anders als die erst jetzt veröffentlichten „World-Winners“ wurden die Preisträger der „Continental“-Gruppe bereits in einer vorangegangenen Runde des mehrteiligen Prix Versailles genannt.
Auf Augenhöhe mit internationalen Stars
Dabei wurde das Wiener Studio BEHF mit einem „Special Prize Interior“ bedacht: Für die gelungene Modernisierung der Shopping Mall WEZ im steirischen Bärnbach. In der Kategorie „Shopping Malls“. Und in einem Atemzug mit jetzigen „World Winners“: Dem international berühmten Heatherwick Studio (Prix Versailles 2019 für den Londoner Coal Drops Yard) und Benoy/ Didier Rogeon Architecte („Special Prize Exterior“ für Prado in Marseille).
Ein großer Erfolg für BEHF. Und große Ehre für das WEZ Einkaufszentrum in der – vor allem im Vergleich zu London und Marseille – überschaubar kleinen Gemeinde Bärnbach. Was der Auszeichnung mit dem Prix Versailles zusätzlich Gewicht verleiht, sind die strengen Qualitätsansprüche der Jury.
Strenge Auswahl, große Ehre
Bewertet werden Projekte aus aller Welt. Im ersten Durchlauf werden die Sieger der sechs Regionen Afrika und West Asien, Zentral-, Südamerika und Karibik, Nordamerika, Zentral- und Nordost-Asien, Süd-Asien und Pazifik, sowie Europa ermittelt.
In Phase zwei folgt die Auswahl der „World Winners“. Und nicht einmal ein Prozent der unzähligen, im Zug des gesamten Prozesses betrachteten Projekte erreicht das Siegerpodium.
Das österreichische Büro BEHF schaffte mit der Neugestaltung des Bärnbacher WEZ-Interieurs den „Stockerlplatz“ unter den ausgezeichneten europäischen „Shopping Mall“-Projekten. Der Weg dazu führte über konsequente Überarbeitung der internen Raumorganisation.
Mit Licht, Granit und Holz zum Sieg
Das aus den 1970er Jahren stammende Gebäude erhielt ein großes Atrium, das jetzt die Atmosphäre der Mall prägt. Einheitliche Granitböden und Deckenpaneele aus Holz geben dem Raum warmes Flair. Runde Oberlichter lassen Tageslicht ein, das in die unteren Geschosse gelenkt wird. Um die Deckenöffnungen gruppieren sich Einbauleuchten. Diese versorgen das Zentrum je nach Tages- und Jahreszeit gezielt mit ergänzendem künstlichem Licht.
„World Winners“ der Extraklasse
Die Projekte, die neben dem von BEHF zum Europa-Sieg geführten Einkaufszentrum mit Prix Versailles Awards ausgezeichnet wurden, sind beeindruckend.
Das britische Studio Benoy konnte in der „World Winner“-Phase sogar zwei der insgesamt 12 Preise für sich verbuchen: Den „Special Prize Interior“ für die Tianjin Luneng CC Plaza im chinesischen Tianjin und jenen für „Exterior“ für Marseilles „Prado“. Beide in der Kategorie Shopping-Mall-Gestaltung.
In der Kategorie „Hotels“ mit dem Prix Versailles 2019 für „World Winner“ beehrt: Das von Habita Architects aus Bangkok designte Six Senses Bhutan.
Der Special Prize für Interieurs dieser Kategorie erging an die Niehku Mountain Villa im schwedischen Riksgränsen, gestaltet vom Göteborger Team Stylt Trampoli AB. Für „Exterior“ gekrönt: Das kleine, kreative Bangkoker Büro Bensley für das Hotel Capella Ubud in Bali.
Prix Versailles für Store Design
Der World Winner Award für Shop und Store Design erging an Studio MK27, das in seiner brasilianischen Heimatstadt São Paulo MiCasa Vol.C designte. Für Geschäftsinterieur hervorgehoben: Valerio Olgiati aus der Schweiz mit dem Celine-Shop in Miami. Das Londoner Team Foster & Partners erhielt den Special Prize Exterior für die Apple Plaza Liberty in Mailand (siehe Beitragsbild).
Globaler Sieger für Restaurant-Gestaltung wurde das chinesische Studio Republican Metropolis Architecture für das Song’s Chinese Cuisine in Guangzhou.
Restaurants mit Sieger-Look
Der Prix Versailles für das beste Innen-Design erging hier an Chiba Manabu Architects aus Tokio für das Kyotoer Lokal Kyoto Hyoto. Und der äußere Look des Sundy Praia in Principe, São Tomé and Príncipe, bewog die Jury zum Special Prize Exterior. Designt wurde dieses Sieger-Projekt vom französischen Büro Didier Lefort Architectes Associés.
Zum ersten Mal im Rahmen des Prix Versailles bewertet wurden heuer in einer zusätzlichen Runde auch Universitätsbauten, Bahnhöfe und Stadien.
Erstmals dabei: Stadion-Awards
Unter den Siegern der neuen Kategorie: Das von Rossetti Architects gestaltete Interieur des New Yorker Louis Armstrong Stadions und das Außen-Design des Hangzhou Sports Park Stadiums in China der Studios NBBJ and CCDI.
BEHF Architects und das kleine Bärnbach können sich rühmen, im Kreis der weltbesten Gewerbebauten genannt zu werden. Und, wer weiß: Vielleicht kann schon im kommenden Jahr ein Österreichisches Design auch das Podest der „World Winners“ erklimmen.
Dass es an Qualität nicht fehlt, hat der Prix Versailles 2019 für BEHF jetzt schließlich unter Beweis gestellt – mit einem Preis fürs steirische WEZ.
Text: Elisabeth Schneyder
Fotos: Markus Kaiser, Luke Hayes, Studio Benoy, Bensley, Team Stylt Trampoli AB, Valerio Olgiati, MK27, DL2A, Song’s Chinese Cuisine, Hangzhou Olympic and International Expo Center, Nigel Young – Foster+Partners