Plastik-Recycling at Tiffany’s (Bild: Courtesy of Tiffany&Co.)
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Plastik-Recycling at Tiffany’s

Dass gesunde Umwelt zusehends zum Luxus wird, widerstrebt auch Anbietern luxuriöser Kleinode. Tiffany‘s ließ sich deshalb für seinen Shop am Changi Airport eine Fassade aus Plastikabfall aus dem Meer gestalten. Von MVRDV designt, 3D-gedruckt und faszinierend.

Als Audrey Hepburn alias Holly Golightly in „Breakfast at Tiffany’s“ vom Luxusleben träumte, sah die Welt noch anders aus. 1961 waren Umweltverschmutzung und Klimawandel noch kaum Thema. Die Verfilmung des Truman Capote Romans ging in die Geschichte ein. Und das schon damals legendäre Juwelier-Unternehmen Tiffany & Co. hat heute ein globales Filialnetz mit über 300 Geschäften. Dass „Luxus“ längst nicht mehr nur Gold und Diamanten meint, zeigt Tiffany’s mit der Fassade eines neuen Shops in Singapurs Changi Airport: Aus recyceltem Plastikmüll errichtet, soll das Wunderwerk das Nachhaltigkeits-Engagement des Unternehmens unterstreichen.

Kunstwerk aus 3D-gedrucktem Müll

Designt hat die zierlich extravagante Fassade das niederländische Top-Büro MVRDV. Und zwar aus für noble Schmuckgeschäfte ungewöhnlichem Material und mit modernster Technik: Aus dem Meer „gefischter“ Plastikmüll wurde recycelt und mittels 3D-Druck zu einem eleganten Blickfang geformt. Ein komplexes Unterfangen, für das die Architekten mit dem Amsterdamer Unternehmen Aectual und dem Mailänder Ingenieurbüro BUROMILAN kooperierten.

Elegantes Statement für Nachhaltigkeit: Die Fassade des legendären Nobel-Juweliers Tiffany & Co. in Singapurs Changi Airport. (Bild: Courtesy of Tiffany&Co.)
Elegantes Statement für Nachhaltigkeit: Die Fassade des legendären Nobel-Juweliers in Singapurs Changi Airport.

Tiffany's Shop im Changi Airport: MVRDV hat dafür mittels 3D-Druck ein filigranes Wunderwerk aus recyceltem Plastikabfall konzipiert. (Bild: Courtesy of Tiffany&Co.)
MVRDV hat dafür mittels 3D-Druck ein filigranes Wunderwerk aus recyceltem Plastikabfall konzipiert.

Bei der Entwicklung des Entwurfs legte MVRDV eine Reihe charakteristischer Designmerkmale fest, die Tiffany’s Identität und Geschichte widerspiegeln. So erstrahlt die Außenfront des Shops nun im unverkennbaren Tiffany Blue®. Also im hellen blau-türkisen Farbton der Eierschalen amerikanischer Rotkehlchen, der seit jeher mit dem 1837 von Charles Tiffany und John Young in New York gegründeten Schmuckunternehmen verbunden ist.

Hommage für Tiffany’s Geschichte

Außerdem ließen sich die Gestalter von Louis Comfort Tiffany’s – im späten 19. Jahrhundert berühmt gewordener und bis heute begehrter – Glaskunst inspirieren. Ein Vermächtnis, das mit Anspielungen auf Flora und Fauna auch den Look des gesamten Geschäfts mitprägt.

Design-Vorbild Koralle

Vorlagen für den thematischen „Anker“ des Designs fand MVRDV in der lokalen Umgebung und den Korallenriffen Singapurs: Basierend auf den Mustern der Korallenarten entwarf das Team eine Art Hülle. Diese ziert die Fassade des Shops mit einem organischen, zellenartigen Dekor. Dahinter liegt eine Glasschicht, die im Siebdruckverfahren mit einem Farbverlauf bedruckt wurde, der von Tiffany‘s charakteristischem Farbton zu einem tiefen Blau übergeht. Letzteres ist als Verweis auf Singapurs Meeresumgebung gedacht.

MVRDV-Planzeichnung der 3D-gedruckten Hülle, die nun Tiffany's Shop-Fassade ziert. (Bild: MVRDV)
MVRDV-Planzeichnung der 3D-gedruckten Hülle, die nun Tiffany’s Airportshop-Fassade ziert.

Die spezialisierte Technologie-Taskforce MVRDV NEXT half bei der Verfeinerung der korallenähnlichen Hülle. Das eigens entwickelte Konzept des Teams stellt sicher, dass das Design unterschiedlichsten Belastungen standhält.

Luxus aus Stoff, der Meere plagt

Das Verfahren zur Herstellung der 50 Millimeter dicken Hülle erstellten die 3D-Druck-Experten von Aectual. Das Material: recycelter Kunststoff, unter anderem aus bearbeiteten Fischernetzen. Eine ungewöhnliche Bezugsquelle, die zugleich zum Schutz der Ozeane beiträgt, aus denen das Basismaterial stammt: Aus Müll, der sonst die Meere verschmutzt, entstand ein faszinierendes Konstrukt, das die Fassade des Tiffany’s Shops zur Augenweide macht.

Plastik-Recycling at Tiffany's. Der Shop des Nobel-Juweliers am Changi Airport setzt im Design von MVRDV ein Statement für Nachhaltigkeit. (Bild: Courtesy of Tiffany & Co.)

Plastik-Recycling at Tiffany's. Der Shop des Nobel-Juweliers am Changi Airport setzt im Design von MVRDV ein Statement für Nachhaltigkeit. (Bild: Courtesy of Tiffany & Co.)

Als besondere Herausforderung auf dem Weg dahin nennen die MVRDV Architekten die Notwendigkeit, den strengen Brandschutzvorschriften eines Flughafens zu entsprechen. Ein Problem, das BUROMILAN durch Beifügung einer chemischen Substanz löste, die ebenfalls aus Meerwasser hergestellt wird.

Mehrdimensionales Farbenspiel

Der Farbverlauf von Hell- und Dunkelblau kehrt im 3D-gedruckten Teil des Designs mehrfach wieder: Rund um die Eingänge des Tiffany’s Stores ist die Hülle an der Vorderseite hell- und an der Rückseite dunkelblau. Zu den äußersten Ecken der Fassade hin verkehrt sich dieser Look allmählich ins Gegenteil – und sorgt so für Farbverlauf in allen drei Dimensionen.

Plastik-Recycling at Tiffany's. Das Geschäft des Nobel-Juweliers am Changi Airport würdigt dessen Geschichte und setzt zugleich ein Statement für Nachhaltigkeit. (Bild: Courtesy of Tiffany & Co.)

Plastik-Recycling at Tiffany's. Das Geschäft des Nobel-Juweliers am Changi Airport würdigt dessen Geschichte und setzt zugleich ein Statement für Nachhaltigkeit. (Bild: Courtesy of Tiffany & Co.)

Dass sich mit 3D-Druck inzwischen Beeindruckendes schaffen lässt, ist bekannt. Von einzelnen Häusern bis zu ganzen Siedlungen, wie etwa beim von ICON errichteten Projekt „Wolf Ranch“. Aber auch feinstgliedrige Kunstwerke, wie der Altar der Pfarrkirche St. Laurentius im bayerischen Altmühldorf, den die Künstler Corbinian Böhm und Michael Gruber mit Architekt Oliver Tessin errichtet haben.

Luxus & Engagement at Tiffany’s

Was der Tiffany’s Store im Piazza Garden des Changi Flughafens jetzt präsentiert, ist allerdings mehr als ein ästhetisches Hi-Tech-Wunder. Die schöne, aus Plastikabfall gedruckte Fassade ist ein Statement für Nachhaltigkeit, mit dem ein legendärer Nobel-Juwelier ein Zeichen setzen will. In Zeiten, in denen gesunde Umwelt zusehends zum Luxus wird – und viele längst eher davon als von Gold und Diamanten träumen. 

Text: Elisabeth Schneyder
Bilder: MVRDV / Courtesy of Tiffany&Co.

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