Zuhause bei Pinocchio

Beim Stichwort „Gesundheitsarchitektur“ denken die meisten wohl an riesige, uniforme Krankenhauskomplexe mit eher funktionalem Design. Dass man aber weitaus mehr beherrscht als das eigentliche Spezialgebiet, hat das spanische Architekturstudio PMMT mit der Casa PIN8, dem PIN8 Haus, in der spanischen Provinz Girona einmal mehr bewiesen. Im Nordosten des Landes hat das Büro einer Familie einen Zweitwohnsitz abseits der Alltagshektik geschaffen. Mit dem Ziel, möglichst nachhaltig und mit regionalen Materialien zu arbeiten, wurde das Projekt auf insgesamt 292 Quadratmetern in ländlicher Umgebung umgesetzt.

Sowohl in öffentlichen Projekten als auch bei solchen für den privaten Gebrauch hat sich das Architekturbüro mit Sitz in Madrid und Barcelona der „Humanisierung der Architektur“ verschrieben. Dabei soll das Design die Lebensqualität aufwerten. Das Wohlbefinden der Bewohnerinnen und Bewohner steht also im Vordergrund. Im Gespräch mit dem spanischen Ableger des Magazins Architectural Digest erklären die Gründungspartner von PMMT, Patricio Martínez und Maximiá Torruella, die Wünsche der Eigentümer: „Man wollte eine Holzkonstruktion, die aus für den Standort typischen Materialien hergestellt wurde und ausreichend flexibel ist, um bei Bedarf später erweitert werden und die Nutzung der Räume ändern zu können.“

Hell und Holzig

Einrichtungstechnisch wurde im PIN8 Haus auf viel Holz gesetzt. Und auf viel Licht. Im Bereich der offenen Wohnküche – dem Herzstück des Hauses – ist der untere Teil der Wände fast vollständig verglast, was für viel natürlichen Lichteinfall sorgt. Zusätzlich gibt es mehrere Innenfenster, Emporen und Räume mit doppelter Deckenhöhe, die den hellen, großräumigen Eindruck noch verstärken. Durch zahlreiche Holz- und die regionalen Designelemente ist das Haus vor allem in warme, natürliche Töne getaucht. Eine mintgrüne Wendeltreppe oder die farbenfrohen Deckenlampen in der Küche ergänzen dazu kräftige Farbakzente und sorgen für ein angenehmes, freundliches Ambiente.

Nach oben hin ist die Wohnküche vollständig mit Holz verkleidet. Die freiliegende Struktur soll eine Anspielung auf den italienischen Kinderroman „Pinocchio“ darstellen und an das Innere des Walbauchs, aus der die Hauptfigur am Schluss der Erzählung entkommt, erinnern. Was für deutschsprachige Augen und Ohren gar nicht so leicht erkennbar ist: Auch die Namensgebung des Projekts greift auf die Holzpuppe, die sich nichts sehnlicher wünscht als ein Mensch zu werden, zurück. Im Spanischen entspricht PIN8 nämlich Pin ocho  – der spanischen Namensvariation von Pinocchio.

Outdoor-Paradies

Dank der großflächigen Verglasung bietet sich schon von innen ein optimaler Blick auf das Gartenpanorama. Und auch der Außenbereich des Grundstücks kann sich sehen lassen. Der Garten punktet mit einer großflächigen, gemütlichen Terrasse mit Gartenmöbeln für entspannte Abende und einer eigenen Chill-Out-Area. Farblich abgestimmte Sonnensegel spenden hier an heißen Sommertagen den nötigen Schatten. Zu den Highlights der Gartenanlage zählt aber unbestritten auch der schlichte Swimming-Pool, der fast nahtlos ans Wohnzimmer anschließt. Umgeben wird das Grundstück von einer Keramikmauer, die Sichtschutz und die Privatsphäre der Bewohner gewährleistet.

Lebendiges Holz

Im Interview mit der Magazin Architectural Digest betonen die Gründungspartner von PMMT mehrfach die Bedeutung des naturnahen Bauens. So seien der Blick ins Grüne oder den Himmel, die Verwendung von Holz und Pflanzen von immenser Bedeutung für den allgemeinen Wohlfühlfaktor im Eigenheim. Unter Verwendung von regionalen und nachhaltigen Materialien ist es den Architekten gelungen, ein Stück lokaler Kultur ins PIN8 Haus zu integrieren. Der Holzbau wurde hier zum Leben erweckt. Und so gibt es auf den zweiten Blick sogar noch mehr Parallelen zum Romanhelden Pinocchio …

Text: Rabea Scheger
Bilder: Del Rio Bani