Jeder Topf findet seine Pflanze
Mit ihrem People’s Tower wollen NUDES-Architekten mit Hilfe von 11.520 Topfpflanzen, Robotern und Drohnen ein besonderes Wir-Gefühl generieren, das die Natur feiert.
Die Sache mit den vertikalen Wäldern treibt in der Architektur die unterschiedlichsten Blüten. Ausgehend vom berühmten „Bosco Vertikale“ des italienischen Architekten Stefano Boeri suchen seither viele andere Studios nach ähnlich spektakulären Lösungen. Allein, die wenigsten sind so durchdacht, wie jene begrünten Hochhäuser, die Boeri seither tatsächlich realisiert.
People’s Tower als kreatives Highlight
Einen gänzlich neuen Vorschlag bringen nun die Kreativen aus dem Hause NUDES auf den Tisch. Einen Wohnturm – sie nennen ihn People’s Tower – der sich wellenförmig in den Himmel windet. Und von exakt 11.520 Topfpflanzen umgarnt wird.
Was wahrlich ein wenig schräg klingt, wurde von den Architekten mit einem philosophischen Untergrund versehen. Dieser soll zumindest eine Erklärung für diesen wunderlichen Wolkenkratzer liefern. Die Macher des People’s Tower sagen: „Pflanzen dienen seit jeher als Schutzschilde. Sie bieten sowohl physischen als auch psychischen Komfort. Vor allem durch Verbesserung der Luftqualität und der Reduzierung des Stressniveaus.“ Von solchen Überlegung sei man ausgegangen.
Nur nicht pflanzen lassen
Wenn man diese Aussage ein wenig hinterfragt, kommt man zu dem Schluss, dass gerade in der Landwirtschaft Büsche, Sträucher und Bäume seit Jahrtausenden bewusst gepflanzt wurden. Freilich, um die bestellten Äcker vor Stürmen und Erosion zu schützen. Ob sich daraus wirklich die allseits bekannten und beliebten Blumenkistchen auf unseren Balkons ableiten lassen, lässt sich weder widerlegen noch bestätigen. Dass wir Grünzeug mögen, ist allerdings gewiss richtig.
NUDES hat vielleicht aufgrund dieser einfachen Assoziationen zu den allgemein verständlichen Topfpflanzen gegriffen. Zitat aus der Pressemeldung: „Topfpflanzen sind ein universelles Symbol, das unseren grundlegenden menschlichen Urinstinkt für Leben und Überleben repräsentiert. Tausende von Töpfen kommen zusammen, um Ideologien wie Einheit, Frieden, Toleranz, Pluralismus, Empathie und Mitgefühl gegenüber dem Leben und der Natur widerzuspiegeln.“
Ein Theater auf dem Dach
Um dieses so (angeblich) entstehende Gemeinschaftsgefühl auch wirklich deutlich zu machen, wird der People’s Tower über versetzte Beobachtungsdecks auf den unterschiedlichen Ebenen verfügen. Diese werden laut Plänen von einem „gemeinschaftlichen Amphitheater mit Panoramablick auf der Spitze des Gebäudes gekrönt werden“, heißt es.
Zudem sei laut NUDES alles so konzipiert, dass People’s Tower auf dem Net-Zero-Design-Prinzip basiert, also CO2-neutral errichtet werden kann. Und eine spiralförmige Rampe sowie ein cleveres Aufzugskonzept im Inneren würden dazu führen, dass der Austausch der Bewohner von People’s Tower untereinander möglichst barrierefrei über die Bühne gehen kann.
Jeder pflanzt seine eigenen Pflanzen
Das Hauptaugenmerk der Bewohner soll aber natürlich auf den exponiert angeordneten Topfpflanzen liegen, die um einen Turm drapiert sind. Nuru Karim von NUDES sagt: „People’s Tower ist ein Observatorium, das Natur, Technologie und den Beitrag der Gemeinschaft integriert.“ Damit spielt er auf seine Idee an, dass die 11.520 Pflanzen von den Gemeinde-Mitgliedern „sorgfältig ausgesät und gepflegt werden, bevor jede an ihren Platz gesetzt und für alle Bewohner bereitgestellt werden.“
Auch wenn das ein wenig sektenhaft klingt, bleibt den zukünftigen Einwohnern von People’s Tower zumindest das Gießen der tausenden Blumentöpfe erspart. Ein Schwarm von Drohnen solle in Zusammenspiel mit einer ausgeklügelten Robotertechnologie den Gesundheitszustand der Pflanzen in Echtzeit überwachen.
Von Robotern und Digital-Analyse
Dazu sollen moderne Bildanalysetechnologien zum Einsatz kommen, die man heute bereits im modernen Forst erprobt. Durch vertikale Leitungen, die in die Infrastruktur des Turms eingebettet sind, wird recyceltes Wasser dann dort versprüht, wo es gerade gebraucht wird. Womit eines geklärt wäre: Um die eigene Balkonbegrünung braucht sich im People’s Tower niemand zu sorgen. Wie schön.
Text: Johannes Stühlinger
Bilder: NUDES