Preisgekrönter Ingenieur-Holzbau
Das Bürogebäude des Jahres heißt Nodi, steht in Göteborg und ist aus Holz gebaut. Damit haben White Arkitekter neben ihrem Hochhaus in Skellefteå einen weiteren prämierten Holzbau geschaffen.
Mit zunehmender Höhe vergrößert sich der Grundriss. Jedes Stockwerk kragt über das jeweils untere aus und dient dabei als passiver Sonnen- und Witterungsschutz. Im Inneren dominieren Oberflächen aus Holz und ein offenes Raumkonzept. Das Bürogebäude Nodi in Göteborgs jungem Stadtquartier Nya Hovås ist nicht besonders groß und auf den ersten Blick auch nicht übermäßig spektakulär. Und dennoch hat das Projekt des schwedischen Architekturbüros White Arkitekter in der internationalen Architekturszene für viel Aufsehen gesorgt.
Paradebeispiel der Nachhaltigkeit
Bei den Dezeen Awards wurde es zum Business Building of the Year 2021 gewählt. „Dieses Projekt zeugt von einem sehr guten Einsatz des konstruktiven Holzbaus, von einer hervorragenden Ausführung und einer hohen architektonischen und technischen Sensibilität. Es ist ein Paradebeispiel der Nachhaltigkeit“, urteilte die Jury. „Sich so von der Abhängigkeit von Beton zu lösen, hat etwas wirklich Beeindruckendes.“
Sich so von der Abhängigkeit von Beton zu lösen, hat etwas wirklich Beeindruckendes.
Jury, Dezeen Awards
Das Büro in der nachhaltigen Holzklasse befindet sich auch auf der Shortlist der WAF Awards 2022, die Ende des Jahres beim World Architecture Festival in Lissabon verliehen werden. Ebenfalls nominiert ist das Sara Kulturhus, mit dem White Arkitekter neue Standards in Sachen Ingenieur-Holzbau geschaffen hat.
Das Erfolgsgeheimnis von Nodi
Laut eigenen Angaben liegt das Erfolgsgeheimnis in einem Konzept, das zu Ende gedacht und mit Leidenschaft bis ins letzte Detail umgesetzt ist: „Qualitativ hochwertige Holzarchitektur, die die Anforderungen eines modernen Gebäudes erfüllt, ein mutiges Design und ein gut geführter Bauprozess. Das ist das Rezept hinter dem erfolgreichen Projekt Nodi“, erklärt Maria Flårback, die zuständige Architektin bei White Arkitekter.
Dass es bei einem Holzbau immer auch um Klimaschutz geht, versteht sich von selbst. „Die Architektur ist darauf ausgelegt, ein einladendes und angenehmes Raumklima bei gleichzeitig geringem ökologischen Fußabdruck zu schaffen“, wie es heißt.
Nodi ist der erste Bürobau aus Holz in Göteborg und einer der ersten Projekte dieser Art in Schweden. Dabei fiel die Wahl nicht nur aus klimatechnischen Gründen auf Holz. In erster Linie war es eine ästhetische Wahl, wie der leitende Architekt Joakim Hansson erklärt. „Bei Nodi haben wir uns dafür entschieden, so viel wie möglich von der Holzstruktur freizulegen, um die schlichte, aber ausdrucksstarke Ästhetik des Holzes sichtbar zu machen.“
Lokales Tannenholz innen und außen
Das Fassadensystem basiert auf einer Pfosten-Riegel-Konstruktion. Das lokale Tannenholz der sichtbaren Brettschichtholzträger verleiht dem offenen Raumkonzept ein wohnliches Ambiente. Auch in den vier Bürogeschossen darüber dominiert Holz das Interior Design. Die Office-Flächen sind jeweils in vier gleich große Einheiten geteilt, die je nach Bedarf auch zusammengelegt werden können. Die Fassadenkonstruktion bietet Platz für bequeme Sitznischen an der Fensterfront.
Bei Nodi haben wir uns dafür entschieden, so viel wie möglich von der Holzstruktur freizulegen, um die schlichte, aber ausdrucksstarke Ästhetik des Holzes sichtbar zu machen.
Joakim Hansson, Architekt
Durch die vor der Glasfassade angebrachten Finnen ist der Werkstoff Holz auch von außen gleich erkennbar. Die senkrechten Lamellen dienen dem Sonnenschutz und sind in unregelmäßigen Abständen montiert. Dadurch ergibt sich eine eigene Rhythmik in der Fassade. Das Gebäude ändert sein Erscheinungsbild, je nachdem aus welchem Blickwinkel man es betrachtet.
Ein neuer Knotenpunkt
Wörtlich übersetzt bedeutet der Name Knoten, und das hat auch seinen Grund. Nodi soll zu einem Hub für lokale Unternehmer werden. Außerdem soll es kein Büro sein, das nach Feierabend die Bürgersteige hochklappt. Stattdessen möchte der Entwickler Next Step die neue Landmark des Viertels als sozialen Treffpunkt verstehen. Die Sockelzone mit doppelter Raumhöhe ist komplett verglast und öffnet sich durch diese Transparenz nach außen hin. Dieser Bereich ist als Gewerbefläche für Geschäfte und Gastronomie gewidmet.
Auf der begrünten Terrasse am Dach eröffnen sich Ausblicke über das angrenzende Quartier. Hier stehen den Mietern ein gemütlicher Outdoorbereich und eine große Gemeinschaftsküche zur Verfügung. Hier können die Mitarbeiter ihre Pausen verbringen oder den Arbeitstag bei einem After-Work-Drink ausklingen lassen.
Text: Gertraud Gerst
Fotos: Åke Eson Lindman
Visualisierungen: White Arkitekter