Fröhlich wohnen
Schön, wenn das eigene Zuhause jenen gleicht, die man in Design-Magazinen bewundern kann. Nur, wer Kinder hat, weiß: „Familiengerecht“ sieht meist ganz anders aus. Das Prager Studio No Architects zeigt, wie sich‘s edel und zugleich fröhlich wohnen lässt.
Weitläufige Räume, exklusive Möbelstücke, handverlesene Design-Objekte: Beim Schmökern in einschlägigen Hochglanzmagazinen kann schon mal ins Träumen kommen. Von einem Eigenheim, dessen Bilder ebendort ihrerseits Seiten füllen könnten. Repräsentativ. Aktuellem Trend oder auch zeitloser Eleganz entsprechend. Dass derlei eher Nebensache wird, wenn Kinder zu den Nutzern zählen, liegt auf der Hand. Denn dann wird anderes prioritär. Das Büro No Architects hat ein gar zu monumentales Prager Appartement familiengerecht gemacht. Und zeigt damit, wie schön und gemütlich fröhliches Wohnen sein kann.
Über Vorzüge wie große Terrassen und Blick über Prag verfügte die helle, neue 228-Quadratmeter-Wohnung wohl. Doch der Grundriss bot nicht alles, was erfreuliches Familienleben braucht. Gemeinsames Kochen, Essen und Spielen, aber auch entspanntes Fernsehen, Lesen und Schlafen musste ermöglicht werden.
Vielfalt vor Größe
Das No Architects Team trennte also zu allererst einen Teil des Wohnzimmers ab und schuf eine praktische Zone fürs Familienleben: Einen Bereich, der – je nach Bedarf – verschiedene Nutzungen von Arbeits- und Spiel- bis Gästezimmer gestattet.
Die Tatsache, dass sich Wohnbedürfnisse mit der Zeit ändern, haben die Architekten bedacht und vorgesorgt: Große Schiebetüren, die – wenn geöffnet – nahtlos hinter einem Bücherregal „verschwinden“, sorgen dafür, dass der Raum jederzeit wieder geöffnet und erweitert werden kann.
Praktisch schön mit Holz und Fliesen
Für die Böden wurden Fliesen und Holz verwendet. Auch hier passen „schön“ und „familiengerecht“ gut zusammen: Fröhlich gemusterte Fliesen aus der Kollektion Mattonelle Margherita – Mutina und Eichenholz sind ebenso edel, wie belastbar. Und deren durchdachte Kombination ergibt ein wohliges Ambiente.
In Sachen Einrichtung agierten die No Architects Planer Schritt für Schritt. Von Esstisch, Küche und dem für Kinder extra „spannend“ gestalteten Spielbereich bis Sitzbank, Schrankräume und Schlafzimmer: Alle Möbel wurden exakt auf die Wohnung und die Bedürfnisse der Nutzer zugeschnitten. Von Tischlern maßgefertigt. Aus Materialien wie Massivholz, Eichen- und Birkenfurnier und lackierten, mitteldichten Holzfaserplatten (MDF).
Wichtiges Element des Design-Konzepts ist die Farbgebung. Die Wahl, die No Architects hier getroffen hat, legt nahe, dass das Team auch Studien zum psychologischen Effekt verschiedener Farben im Wohnbereich berücksichtigt hat. So ziert etwa aufmunterndes Sonnengelb den Ankleidebereich, der ans Kinderzimmer grenzt.
No Architects „spielen“ mit Farben
Im großen Schlafzimmer indes sollen Naturnuancen Ruhe vermitteln. Und im weitläufigen Küchen-, Ess- und Wohnbereich regiert eine mediterran anmutende, entspannende Kombination aus hellem Blau, Weiß und dem warmen Braun des Holzes.
Besonderes Augenmerk legten die Architekten auch auf die Abstimmung der technischen Infrastruktur. Im Neubau bereits vorhandene Anschlüsse wurden geschickt ins Konzept eingewoben und „versteckt“. Nicht minder essenziell für den Komfort der familiengerechten Wohnung: Gute Lichtverhältnisse. Und hierbei setzt das No Architects Team durchaus auch auf trendige Stücke. Zum Beispiel auf Leuchten von Studio Vayehi und Lucis.
Alltagstaugliche Extravaganz
Mit der Gestaltung des neuen Appartements ist dem Prager Architekturstudio eine schöne Kombination aus Extravaganz und Alltagstauglichkeit gelungen. Dass das Gründungs-Duo Daniela Baráčková und Jakub Filip Novák selbst Expertise verschiedener Fachrichtungen vereint, mag dazu beigetragen haben: Architekt Nováks Partnerin Baráčková arbeitet auch als Künstlerin und ist vor allem als Malerin, aber auch für ihre Installationen und Video-Projekte bekannt.
Das gemeinsame Büro des Duos zählt zum Kreis jener kreativen Szene, die über Tschechien hinaus immer öfter mit höchst interessanten Projekten aufhorchen lässt. Ob wie No Architects mit Innenraum-Design, wie Stempel & Tesar mit dem „Sonnenfächer-Passivhaus“ oder Apropos Architects mit dem „bewegenden Pavillon“ für die EXPO in Osaka: Es lohnt sich, der Arbeit zeitgenössischer tschechischer Architekten Aufmerksamkeit zu widmen.
Text: Elisabeth Schneyder
Bilder: Studio Flusser / No Architects