Neuer Traum vom alten Venedig
Wo einst Pilger einkehrten, lockt heute purer Luxus: Architektin Patricia Urquiola hat die über 700 Jahre alte Villa „Ca‘ di Dio“ in Venedig zum edlen Design-Hotspot gestylt. Zu einem Hotel, das Geschichte spürbar und modernen Komfort zur Augenweide macht.
An Fünf-Sterne-Luxus hat es in der traumhaften Lagunenstadt natürlich auch bisher nicht gefehlt. Doch das neue Boutique-Hotel „Ca‘ di Dio“ fügt „La Serenissima“ ein kleines und besonders feines Juwel hinzu. Weil es Geschichte, Kultur und modernes Design auf feinfühlige Art verbindet und seinen Gästen so das Lebensgefühl des „echten“ Venedig näherbringt.
Von Kunst umgeben
Schon die Lage des neuen VRetreat Hotels „atmet“ quasi Kultur: Das zur VOI-Gruppe gehörige „Ca‘ di Dio“ liegt im „Distretto di Contemporary Art“, wo sich im Rahmen der Biennale alle zwei Jahre die internationale Kunst-Szene ein Stelldichein gibt. Auch die Aussicht, die man von der ursprünglich 1272 erbauten Villa aus genießen kann, fasziniert: Sie bietet einzigartigen Blick auf die Insel San Giorgio Maggiore und das Becken von San Marco.
Was das 2021 neu eröffnete „Ca‘ di Dio“ so besonders macht, ist allerdings vor allem sein Innenleben. Denn hier hat Top-Architektin Patricia Urquiola eindrucksvoll Hand angelegt. Die in Mailand lebende Spanierin ist nicht umsonst für ihre grandiosen Design-Arbeiten berühmt. Und sie hat das alte Gemäuer in Venedig mit viel Fingerspitzengefühl in ein zeitgemäßes Traumrefugium verwandelt. In eine zauberhafte Hommage an vergangene Tage und lokale Kunst und Tradition.
Noblesse in alten Pilger-Zellen
Die historische Struktur der Villa wurde in liebevoller Detailarbeit restauriert. Wo jetzt elegante Zimmer mit modernem Komfort aufwarten, wurden einst Pilger beherbergt. Die zehn Suiten und 66 Zimmer des „Ca‘ di Dio“ folgen dem ursprünglichen Grundriss der alten Zellen. Unterschiedlich gestaltet, vermitteln sie luxuriöse Intimität. Und sie erwecken die Jahrhunderte alte Gastfreundschaft zu modernem Leben.
Patricia Urquiolas Design zielt darauf ab, eine starke Verbindung zu Venedig aufrecht zu erhalten. Und zwar sowohl bei der Gestaltung der öffentlichen Bereiche als auch bei jener der Zimmer. Die Essenz der Stadt fließt in alle Bereiche ein – durch Materialien, Farben, Oberflächen und Objekte.
Venedig pur
Grundidee der Architektin war es, das Venedig der versteckten Gassen aus alten Ziegelbauten mit jenem der kostbar verzierten Marmorpaläste in einem Projekt zusammenzuführen. Für Gäste, die das neue Hotel betreten, tut sich jedenfalls eine eigene, beeindruckende Welt auf.
Die nüchterne, sanfte Farbpalette besteht aus Schattierungen und Nuancen, die sich auf ein im „Ca‘ di Dio“ wiederkehrendes Thema beziehen: Das Wasser, das das Leben in der Lagunenstadt bestimmt. Eisblau bezogene Möbel und Wanddekor, Brunnen und Wasserspiele unterstreichen diesen „roten Faden“, der sich durchs Design des Hauses zieht.
Traditionelle Handwerkskunst
Bei der Wahl der Materialien legte Urquiola größten Wert auf typisch Venezianisches. Glas, Holz, Schmiedeeisen und Marmor dominieren. Und handverlesene Designelemente lokaler Manufakturen verleihen dem „Ca‘ di Dio“ zusätzlichen Glanz. Prächtige, mundgeblasene Kronleuchter funkeln in Lobby, Restaurant und Bibliothek. Auch in den Zimmern findet sich viel traditionell venezianische Handwerkskunst, etwa in Form von Vasen und Lampen.
Ausgangspunkt für Architektin Urquiolas Entwurf war es, scheinbar unvereinbare, verschiedene Seelen des „Ca‘ di Dio“ zu vereinen: Die Strenge der ursprünglichen Form und die Raffinesse venezianischer Paläste mit der Liebe zum Detail, die ein 5-Sterne-Hotel erfordert. Die Stringenz des Bauwerks hat historische Bedeutung. Sie geht immerhin aufs Venedig des 16. Jahrhunderts zurück, in dem Jacopo Sansovino der Stadt als oberster Baumeister an San Marco und einflussreichster Architekt seinen Stempel aufdrückte. Kein Leichtes, ein modern-stylishes Hotel des 21. Jahrhunderts zu gestalten, ohne am Charakter seiner altehrwürdigen Substanz zu rühren.
Von der Kargheit der früheren Pilger-Zellen und anderen, wenig komfortablen Relikten alter Tage ist im neuen Design-Juwel allerdings nichts geblieben. Obwohl sein Charme die Geschichte des Bauwerks und des Ortes spürbar macht.
Geschichte als Erlebnis
Ein Extra, das sich bei Reisenden wachsender Beliebtheit erfreut. So setzen etwa auch Top-Hotels wie das neue Six Senses Resort Kocataş Mansions in Istanbul oder das legendäre Hansen Kempinski an der Wiener Ringstraße auf den Wert historischen Ambientes.
Dass Urquiola das Flair vergangener Zeiten bewahren und höchst „genießbar“ machen kann, beweist ihr Design des „Ca‘ di Dio“. Der in warmen Farben gehaltene Lesesaal dient als Ruhe-Oase, die den Trubel der Stadt vergessen lässt.
Genießer-Hotspot „Ca‘ di Dio“
Für kulinarische Highlights sorgen zwei Restaurants: „Essentia“ heißt die Gäste in einem der schönsten Innenhöfe Venedigs willkommen. Und „Vero“ verwöhnt nicht nur im eleganten Innenbereich, sondern auch auf der Terrazza mit Blick auf San Giorgio Maggiore. Dort mischen sich die Aromen der Lagune mit solchen regionaler Produkte und dem Duft des Gemüsegartens im Innenhof des Hotels.
Wer nach Stadterkundungen noch Lust auf Körperarbeit hat, kann sich jederzeit im Fitnessraum des „Ca‘ di Dio“ seinem Workout widmen. Steht der Sinn mehr nach Erholung und Regeneration, bietet das „Pura“ des noblen Hauses seinen Gästen individuelle Wohlfühlprogramme und Behandlungen. Und die Bar „Alchemia“ lockt zum Aperitif im Sonnenuntergang oder zu Cocktails unterm Sternenhimmel.
Wer möchte, kann sich übrigens – wie anno dazumal – per Boot direkt zum Hotel chauffieren lassen. Einen Concierge „alten Stils“, der sich bemüht, den Gästen jeden Wunsch von den Augen abzulesen, gibt’s vor Ort auch. Und fällt die Abreise aus dem außergewöhnlichen Refugium so schwer, dass das Herz besondere Souvenirs begehrt, kann man in der Boutique des Hauses exklusiv fürs „Ca‘ di Dio“ kreiertes Murano-Glas erstehen.
Text: Elisabeth Schneyder
Bilder: Ca‘ di Dio