Klinik Tübingen, White Arkitekter, HPP Architekten
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Architektur, die gesund macht

Die Neue Medizinische Klinik in Tübingen vereint skandinavische Holzbauexpertise mit einer Architektur, die den Menschen in den Mittelpunkt stellt. White Arkitekter und HPP Architekten setzen dabei auf ein ganzheitlich nachhaltiges Konzept.

Die Holzfachwerkträger verlaufen über drei Geschosse und haben mehr als nur eine tragende Funktion. In den lichtdurchfluteten Zimmern bilden sie mit ihrer naturbelassenen Oberfläche eine Einheit mit dem Holzmobiliar. Eine gemütliche Bank schließt direkt an die großflächige Glasfassade an, mit dem schräg verlaufenden Brettschichtholzträger als funktionaler Lehne. Von hier oben hat man einen großzügigen Ausblick über die Stadt Tübingen bis hin zur Schwäbischen Alb. Was klingt wie das Konzept eines neuen Wellness-Hotels ist in Wahrheit der Entwurf für die Neue Medizinische Klinik in Tübingen. Mit ihrem Konzept, das auf eine heilsame und nachhaltige Umgebung setzt, haben White Arkitekter und HPP Architekten den Zuschlag für den Klinikneubau bekommen.

Am Ursprung von Gesundheit

Im Mittelpunkt dieses Konzeptes steht die Nachhaltigkeit im Bau und im Betrieb des Gebäudes sowie eine positive Wirkung der Architektur auf den Menschen. Salutogenese ist der medizinische Fachbegriff, der in diesem Zusammenhang gerne fällt. Er geht auf den Soziologen Aaron Antonovsky zurück und beschreibt die Entstehung von Gesundheit. Damit lieferte er in den 1970er-Jahren einen komplementären Terminus zur Pathogenese, die die Entstehung und Entwicklung von Krankheiten beschreibt. 

Die natürlichen Holzoberflächen im Pflegebereich des Klinikbaus schaffen zum einen eine gesundheitsförderliche Umgebung, die durch diverse Studien belegt ist. Zum anderen stellen die Architekten in ihrem Entwurf den Menschen und die Natur in den Mittelpunkt und liefern so ein sinnstiftendes Narrativ, das nach Antonovsky zu jenen Faktoren zählt, die das Befinden des Menschen positiv beeinflussen. Die Architektur soll also einen idealen Nährboden bilden, auf dem die Gesundheit gedeihen kann – und zwar sowohl die der Patienten als auch die des Personals.

Atrium, Neue Medizinische Klinik Tübingen, White Arkitekter, HPP Architekten
Über eine skulpturale Treppe im Atrium lassen sich alle Ebenen fußläufig erreichen.

Kurze Wege für alle 

Das schwedische Architekturbüro White Arkitekter hat sich sowohl im Bereich Holzbau als auch im Bau von Gesundheitseinrichtungen einen Namen gemacht und hochkarätige Projekte umgesetzt. „Unser Fokus liegt auf der Schaffung von heilsamen Umgebungen, die den Stress reduzieren, die Mobilität stärken und die Genesung fördern“, erklärt Charlotte Ruben, interne Expertin in Sachen Gesundheitsarchitektur. 

Herzstück der Klinik bildet ein großzügiges Atrium. Eine skulpturale Holztreppe schafft eine fußläufige Verbindung der einzelnen Geschosse und „bildet einen wichtigen Orientierungspunkt für Patienten und Besucher“, wie es in der Beurteilung der Jury heißt. Denn der möglichst nutzerfreundlichen Erschließung kommt in einem Gesundheitsbetrieb von dieser Größenordnung eine wichtige Rolle zu. Auf der dritten Ebene mündet die Magistrale, die die Hauptverkehrsader bildet, in einen offenen Wartebereich, der Café, Lounge und Kinderspielbereich miteinander vereint.

Die Architekten stellen mit ihrer Gestaltung des Neubaus außerdem einen Bezug zum Ortsbild her. Die Konstruktion und Materialität der Pflegeflügel orientieren sich am Bestand von Tübingen, das für seine Fachwerkbauten bekannt ist. 

Holzbau, Neue Medizinische Klinik Tübingen, White Arkitekter, HPP Architekten
Die obersten drei Geschosse werden in Holzbauweise errichtet und kragen über die Sockelgeschosse aus.

Ganzheitliches Nachhaltigkeitskonzept

Bei der neuen Klinik für die Universitätsstadt Tübingen setzt man auf ein ganzheitliches Nachhaltigkeitskonzept. Die Basis dafür bildet eine ressourcenschonende und CO2-reduzierte Bauweise. Als Hauptbaumaterial in den über den Sockelgeschossen auskragenden Riegeln dient das Holz als CO2-Senke. Es bindet langfristig Kohlenstoff und ersetzt andere Baustoffe, die in der Herstellung eine Menge CO2 verursachen. 

Wir freuen uns, dass wir unser Knowhow über komplexe Gesundheitsprojekte und skandinavische Holzbauexpertise einbringen können.

Kristin Schmitt, leitende Architektin bei White Arkitekter

Zudem wird darauf geachtet, dass erneuerbare Materialien im Ausbau und in der Fassade zum Einsatz kommen und die CO2-Bilanz zusätzlich verbessern. „Wir freuen uns, dass wir unser Knowhow über komplexe Gesundheitsprojekte und unsere skandinavische Holzbauexpertise einbringen können“, sagte Kristin Schmitt, leitende Architektin von White, anlässlich des Zuschlags.

Aufenthaltsraum, Neue Medizinische Klinik Tübingen, White Arkitekter, HPP Architekten
Der Aufenthaltsraum mit Café und Kinderspielbereich führt auf eine Terrasse mit Ausblick über die Landschaft.

Designt für den Rückbau

Der Entwurf setzt auf rückbaubare Komponenten und Materialien und unterstützt damit den Kreislaufgedanken, der über die geplante Nutzungsdauer eines Gebäudes hinausgeht. Den Entwurf werden White Arkitekter gemeinsam mit HPP Architekten umsetzen, die ihrerseits bereits Erfahrung im kreislauffähigen Design haben. Nach ihren Plänen entsteht mit The Cradle derzeit Düsseldorfs erstes Holz-Hybrid-Gebäude, das den Prinzipien des zirkulären Bauens entspricht.

Das energetische Konzept ist auf maximale Effizienz ausgerichtet. Dabei will man alle Abwärmepotenziale, die im Krankenhausbetrieb entstehen, durch reversible Wärmepumpen nutzen. Der Strombedarf soll über eine Photovoltaikanlage am Dach gedeckt werden. „Das Energie- und Technikkonzept ist ganzheitlich und vorbildhaft bearbeitet“, urteilte die Jury. „Die Nachhaltigkeit im Bau und Betrieb des Gebäudes sowie im Kontext der Menschen im Krankenhaus (‚Salutogenese‘) wird besondere Beachtung geschenkt.“

Plan, Neue Medizinische Klinik Tübingen, White Arkitekter, HPP Architekten
Die Innenhöfe und Terrassen bieten ein umfassendes Begrünungskonzept.

Um die Nachhaltigkeit dieses Großprojektes auf möglichst breiter Ebene umzusetzen, arbeiteten die Architekten mit einem interdisziplinären Team aus Bauspezialisten, Umwelttechnikern und Technolgieexperten zusammen. Damit das Personal, die Patienten und die Besucher des Krankenhauses Zugang zur Natur haben, setzen die Landschaftsarchitekten von Greenbox auf üppig begrünte Außenräume und schlagen damit eine Brücke zur Naturlandschaft ringsum. Der Genesung von Patienten und dem Wohlbefinden der Mitarbeiter steht somit nichts mehr im Weg.

Text: Gertraud Gerst
Visualisierungen: White Arkitekter / HPP Architekten

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