Nachhaltig forschen in „Matrix One“
Im Herzen des Amsterdamer Wissenschaftsparks geht ein spannendes Projekt seiner Vollendung entgegen: Der selbst nachhaltige, von MVRDV designte Büro- und Labor-Komplex „Matrix One“ schafft Top-Bedingungen für Forscher, die nachhaltige Lösungen entwickeln.
Sechs Stockwerke hoch, praktisch energieneutral und nahezu komplett recycelbar: Der Neubau, der im Amsterdamer Science Park bald seine Pforten öffnet, ist ganz auf Nachhaltigkeit ausgerichtet. Damit perfektioniert das, vom niederländischen Erfolgsbüro MVRDV für das Matrix Innovation Center entworfene Projekt die im Umfeld gebotenen Möglichkeiten. Denn wichtigstes Ziel der Forscher und Unternehmer, die im Wissenschaftspark arbeiten, sind nachhaltige Lösungen für aktuelle und zukünftige Probleme. Und der neue Büro- und Laborkomplex „Matrix One“ setzt ein innovatives Herzstück in die Anlage, das beste Bedingungen dafür schafft.
Hoffnungsträger „SustainaLab“
„Matrix One“ ist eigens dafür konzipiert, Interaktion zwischen den im Haus tätigen Wissenschaftlern und Mitarbeitern zu erleichtern und zu fördern. Das Gebäude wird unter anderem das so genannte „SustainaLab“ beherbergen: Einen von der Universität Amsterdam für Forscher, Unternehmen und Regierungen entwickelten Treffpunkt, an dem gemeinsam für die Zukunft des Planeten und die Wiederherstellung natürlicher Kreisläufe gearbeitet werden soll.
Was den Neubau besonders macht, ist einerseits die Kombination hochmoderner Büros und Labore mit einem weitläufigen, offenen Gemeinschaftsbereich und dem SustainaLab. Andererseits ist es der Fokus auf Nachhaltigkeit, mit dem die Architekten die begehrte BREEAM „Excellent“ Zertifizierung anstreben.
Umweltschonung, groß geschrieben
Nachhaltigkeit zieht sich tatsächlich wie ein roter Faden durch den gesamten Plan. So sind etwa Stahltragwerk und Betonböden des 13.000 Quadratmeter Fläche umfassenden Gebäudes demontierbar, damit die Gebäudeteile in Zukunft leicht wiederverwendet werden können. Für den Bau genütztes Holz musste, ebenso wie andere Materialien, Nachhaltigkeits-Gütesiegel aufweisen. Und die CO2-Emissionen sollen – der Projektbeschreibung zufolge – extrem gering ausfallen.
Optimale Tageslichtnutzung, spezielle Fassadenverglasung, ein geschlossenes System zur Wärme- und Kältespeicherung sowie Wärmepumpen und LED-Beleuchtung verstehen sich von selbst. MVRDV hat beim Entwurf penibel darauf geachtet, dass der Neubau den ehrgeizigen Amsterdamer Zielen für Energieeffizienz gerecht wird.
Grün auf dem Dach, Vögel in der Fassade
Fast alle Oberflächen des „Matrix One“ Komplexes werden für ökologische Zwecke genutzt: Das Dach ist begrünt und rund 1.000 Quadratmeter Fläche sind mit Solarpaneelen ausgestattet. In den rautenförmigen Fassadenelementen können Vögel nisten.
Obendrein verfügt „Matrix One“ über ein smartes System, das Klima, Belüftung und Beleuchtung nach Zahl und Aufenthaltsort der jeweils aktuell anwesenden Nutzer reguliert. Diese wiederum können unzählige Einstellungen im Gebäude via App nach Belieben kontrollieren.
Vielseitig und wandelbar
Pro Etage stehen rund 2.000 flexibel gestaltbare Quadratmeter zur Verfügung – jeweils mit einem großen Atrium im Zentrum. Natürliches Licht, das von oben einfällt, verleiht den Räumen angenehme Atmosphäre. Und im Erdgeschoss finden sich nicht nur Lokale fürs leibliche Wohl, sondern etwa auch ein Fahrrad-Parkplatz mit Ladestationen für E-Bikes und Scooter.
„Matrix One hat alles, was es braucht, um ein markantes Wahrzeichen zu werden, das sich perfekt in den Amsterdamer Wissenschaftspark einfügt“, resümiert MVRDV-Partner Frans de Witte. Mit De Vries en Verburg Bouw habe man einen Bauunternehmer gefunden, „der diese nachhaltige Konstruktion durchführen kann“.
Think-Tank „Matrix One“
Alle Bereiche des Gebäudes sind flexibel gehalten: Büroflächen können durch minimale Anpassungen in Laborflächen umgewandelt werden und umgekehrt. Im gesamten Komplex soll „ein Geist der gegenseitigen Befruchtung und Innovation“ herrschen. Schließlich soll die Zusammenarbeit der verschiedenen Unternehmen und Labore, die dort logieren, kluge Zukunftslösungen liefern.
In Sinne erfolgreichen Ideenaustauschs im Gebäude hat das MVRDV-Team eine außergewöhnliche Idee umgesetzt: Statt herkömmlicher Aufgänge wartet „Matrix One“ mit einem Treppenhaus auf, das über geräumige gemeinsame Bereiche verfügt. Diese komfortabel gestalteten Zonen laden alle im Haus Tätigen dazu ein, zu verweilen und Kontakte zu pflegen.
Treffpunkt Treppenhaus
Das extravagante Treppenhaus ist essenzieller Teil des Designs. Die Eingänge an beiden Seiten des Gebäudes sind durch ein großes, einladendes Atrium verbunden. Doch wer „Matrix One“ betritt, wird auch gleich vom Stiegenaufgang „empfangen“. Zickzack-förmig angelegt, zieht er sich durch die Stockwerke und bildet quasi die pulsierende „Lebensader“ des Komplexes. Dass er dank der Glasfassade von außen durchgehend sichtbar ist, macht in zugleich zum markanten optischen Element des Neubaus. Inspiriert vom Wegenetz des Wissenschaftsparks, scheinen die Treppen dieses im Haus fortzusetzen.
Mit diesem Konzept sorgen die Planer auch für ausgewogene Balance zwischen den standardisierten Laboren und spielerischer, menschenfreundlicher Architektur. Immerhin ist „Matrix One“ als offenes, soziales Gebäude gedacht.
Qualität für alle Sparten
Außerdem soll die Gestaltung des Treppenhauses als angenehmer Treffpunkt dazu beitragen, Nutzer verschiedener Sparten gleichermaßen zufriedenzustellen.
Wissenschaftliche Mitarbeiter, deren Labore keine ähnlichen Annehmlichkeiten bieten können, sollen sich in „Matrix One“ ebenso wohlfühlen, wie Tech-Spezialisten, die höhere Qualitätsansprüche an ihre Büroräume stellen. Erstere werden für gewöhnlich in gesicherten, für Außenstehende verschlossenen Bereichen tätig. Der Neubau soll diese Isolation durchbrechen und auch ihnen mehr Möglichkeiten für informelle Kontakte in angenehmem Rahmen verschaffen.
Neues Grün für den „Science Park“
Auch rund um „Matrix One“ wird bald für mehr Lebensqualität gesorgt. Denn Amsterdams Stadtverwaltung will diesen Bereich des Science Parks weiter aufwerten. Geplant sind etwa zusätzliche Baumpflanzung, attraktive Sitzgelegenheiten und neue Gehwege mit Klinkersteinbelag. Mit diesen Arbeiten soll noch vor 2023 begonnen werden.
Während das neue Highlight des Wissenschaftsparks seiner Eröffnung entgegengeht, macht MVRDV in Amsterdam übrigens auch mit einem weit größeren Projekt Furore: Mit der ebenfalls nachhaltigen, spektakulären Mixed-Use Anlage „Valley“, die wie eine zerklüftete, grüne Bergkette wirkt. Auch diese soll in Bälde fertig werden. Damit drücken die weltweit erfolgreichen niederländischen Baukünstler „ihrer“ Hauptstadt einen eindrucksvollen architektonischen Stempel auf. In Form sehenswerter, umwelt- und menschenfreundlicher Werke, die deren Zukunft mitbestimmen.
Text: Elisabeth Schneyder
Bilder: MVRDV