Die Leere und das Potenzial
Gebäude mit Leerraum: Dubais Museum of the Future ist beinahe fertig. Und gilt als eines der komplexesten Gebäude weltweit – mit umwerfender Optik.
Dubais mit Spannung erwartetes Museum of the Future befindet sich in der Zielgeraden. Außenhülle und Fassade sind mit Stand April 2021 fast fertig und beeindrucken schon jetzt: Nicht nur, dass das Obergeschoß die Form eines Torus hat – das ist so etwas Ähnliches wie ein Donut.
Dieses ist zudem mit „Fenstern” bedeckt, die in Summe ein in arabischer Kalligraphie geschriebenes Gedicht ergeben. Es stammt von Dubais Herrscher Scheich Mohamed bin Rashid Al Maktoum, in dem er von der Vision der Zukunft spricht.
Im Auftrag der Dubai Future Foundation errichtet, könnte das Museum of the Future zweifellos zum neuen Wahrzeichen Dubais avancieren. Ein optischer Hingucker, der die Skyline der Stadt ergänzt, ist es allemal. Die Architekten von Killa Design entwarfen das Museum als ausdrucksstarkes Symbol für den Fortschritt und integrierten gleichzeitig regionale Stilelemente.
„Wir leben vielleicht nicht Hunderte von Jahren, aber das Ergebnis unserer Kreativität kann ein Vermächtnis hinterlassen, lange nachdem wir gestorben sind. Die Zukunft gehört denen, die sie sich vorstellen, die sie entwerfen und umsetzen können. Die Zukunft wartet nicht. Die Zukunft kann aber schon heute gestaltet und geschaffen werden.”
Gleichung mit Variablen
Der philosophische Überbau des Ganzen: Das physische Gebäude gibt das Verständnis der Architekten der „Zukunft” wider. Im Gegensatz dazu stellt die „Leere” des Torus das Unbekannte dar. Das, was noch offen ist und unbelastet. Das, was Menschen dazu antreibt, immer weiter nach Innovationen und Entdeckungen zu streben.
Der Standort in bester Lage neben den Emirates Towers auf dem begrünten Hügel repräsentiert wiederum die Solidität, Beständigkeit und Verwurzelung in Ort, Zeit und Geschichte. Der Hügel erfüllt aber auch die Funktion, das Gebäude auf eine ruhige und unaufdringliche Weise über die U-Bahn-Linie zu erheben.
Dass das Gebäude mit arabischer Kalligrafie bedeckt ist, stehe für die Leidenschaft der Menschheit für die Künste und das kreative Schaffen.
Die Umsetzung des Bauwerks stellte in mehrfacher Hinsicht eine Herausforderung dar: Nicht nur wegen der ungewöhnlichen Form und der komplexen Fassade. Sondern auch wegen der Vorgabe des Auftraggebers, dass das Gebäude eine Zertifizierung nach LEED-Platin-Status erhält.
Mehr als 1.000 GFK-Platten
Diese Aufgabe hat das weltweit tätige Ingenieurbüro Buro Happold meisterlich erfüllt. Dabei wurde der gesamte Entwurfs- und Bauprozess digital gesteuert. Mehr als 50 Design-Entscheidungen wurden so nach nachhaltigen Gesichtspunkten gefällt.
Spezialisierte Ingenieure erstellten ein hauseigenes parametrisches Modellierungstool um die Optionen für die Struktur des Museumsgebäudes zu bewerten. Dadurch erst wurde die Torusform möglich. Das ausgeklügelt errichtete Gerüst ermöglichte das Anbringen von mehr als 1.000 glasfaserverstärkten Kunststoffplatten (GFK), die mit Edelstahl veredelt wurden.
Ganzheitlich mit BIM entworfen
„Die vollständige Digitalisierung war für die Durchführung eines so komplexen Projekts unerlässlich”, wird Tobias Bauly, Projektleiter bei Buro Happold, in Medien zitiert. Der gesamte Design- und Bauüberwachungsprozess sei mit Building Information Modelling (BIM) viel reibungsloser und integrierter abgelaufen.
Das CO2-Fußabdruck sei dank passiver Solararchitektur, energiesparender und wasserarmer sonstiger technischer Lösungen, Rückgewinnungsstrategien sowie der Nutzung integrierter weiterer erneuerbarer Energien gering. Nachts wird das Muesum of the Future (MOTF) mit LED-Solarlampen beleuchtet.
Geht es nach dem Auftraggeber soll sich das Museum der Zukunft als visionäre Kultureinrichtung etablieren, als ein Zentrum der Kreativität und der Toleranz. Es soll Raum bieten für Ausstellungen, Theater, … ein Lern- und Forschungsfeld sein.
Inkubator für Ideen und Designs
Erfinder, Designer und Forscher sollen sich dort über kulturelle, philosophische, soziale und spirituellen Themen austauschen und neue Technologien präsentieren können.
Gelegenheit bietet sich dazu auf sieben Stockwerken Ausstellungs- und Verwaltungsfläche, auf den drei Podiumsebenen einschließlich eines Auditoriums mit 420 Sitzplätzen, im Restaurant, im Café und in der Lobby.
Dem Vernehmen nach wird es Dauer- und temporäre Ausstellungen geben. Sie werden sich mit Themen wie dem Weltraum und seinen Möglichkeiten, Ökosysteme und Ressourcen, Gesundheit und Sicherheit sowie Biotechnik beschäftigen. Daneben sollen auch die Themen Zukunftstechnologien in den Bereichen Nahrung, Energie, Wasser und Transport behandelt werden. Es wird auch einen eigenen Bereich speziell für die Führungskräfte von morgen, die Kinder, geben.
Text: Linda Benkö
Fotos: Museum of the Future, screenshots von MOTF-Videos, Killa Design, Phil Handforth, buro happold