Studieren mit Alpen-Blick
Das dänische Büro Henning Larsen hat einen Universitätscampus der besonderen Art designt: Der Neubau für das Management Center Innsbruck (MCI) bietet alles, was modernes Studieren braucht – im Herzen der Stadt und mit Alpen-Blick aus allen Fenstern.
Fällt Lernarbeit leichter, wenn ringsum ständig herrliche Natur ins Freie lockt? Wer in Tirol studiert, wird dies bald ausprobieren können. Jedenfalls dann, wenn das Fach der Wahl am MCI, dem Management Center Innsbruck, unterrichtet wird. Denn das von Henning Larsen designte Gebäude, das jetzt dafür errichtet wird, bietet aus allen Fenstern freien Alpen-Blick. Was die dänischen Architekten entworfen haben, verspricht allerdings in jeder Hinsicht beste Aussichten: Einen modernen Universitätscampus, der alles hat, was Studienerfolg beflügeln kann.
Städtisches Leuchtturmprojekt
Das neue, 35.000 Quadratmeter große MCI Gebäude am Rande des Innsbrucker Stadtzentrums ist Henning Larsens erstes Projekt in Österreich. Den Zuschlag dafür erhielt das Büro als Sieger eines zweistufigen Wettbewerbs- und Dialogverfahrens. Besonderes Jury-Lob galt der „idealen städtebaulichen Entwicklung des neuen Campus als Leuchtturmprojekt zwischen dem historischen Hofgarten, der Hochschule für Sozialwissenschaften und dem neuen Sicherheitszentrum“. Ausgeführt wird der 135-Millionen-Euro-Auftrag von der Arbeitsgemeinschaft PORR und Ortner.
Der Neubau beschert dem MCI den ersten einheitlichen Campus seiner Geschichte. 1995 gegründet, wuchs das Management Center rasch über seinen zentralen Innsbrucker Stammsitz hinaus. Die Folge: Die vielen Fakultäten der Hochschule sind über die ganze Stadt verstreut. Dies soll nun bald ein Ende haben: Im Herbst 2023 sollen die Bauarbeiten beginnen, der Einzug wird für Anfang 2025 erwartet. Dann wird alles, was zum MCI gehört, endlich unter einem gemeinsamen Dach logieren.
Aufs Umfeld zugeschnitten
Im Süden und Osten grenzt das neue Universitätszentrum an die Stadt. Im Norden und Westen an den historischen Hofgarten und die Alpen ringsherum.
Henning Larsens elegantes MCI Gebäude ist ohne Rück- oder Vorderseite konzipiert. In jede Fassade sind mehrstöckige Eingänge eingearbeitet, um den Maßstab im Verhältnis zur Umgebung zu brechen. Diese „Taschen“ werden mit Gärten versehen und auf die jeweilige Nachbarschaft abgestimmt. So werden im nördlichen, den Bergen zugewandten Eingang Alpenblumen wachsen. Die südliche Pforte indes, die an die City grenzt, ist als städtische Terrasse gestaltet.
„Wir fanden eine Fülle von Inspiration in Tirols Landschaft und Geografie“, schildert Henning Larsen Associate Design Director Lucas Ziegler. Vor allem die Art, „wie das wechselnde Licht den Blick auf die Berge verändert“, habe den Entwurf beeinflusst: „Die Fassade ist eine Interpretation davon. Ihre Tiefe, Vertikalität und Kantigkeit geben dem Gebäude ein Aussehen, das sich im Lauf von Tages- und Jahreszeiten wandelt.“
Unser Entwurf steht für Offenheit, Identität, Kommunikation und Design Excellence. Wir werden mehr als 60 Jahre Expertise im Hochschulbau in dieses Projekt einbringen und es gemeinsam mit dem MCI weiterentwickeln.
Andreas Schulting, Geschäftsführer des Münchner Henning Larsen Büros
Klassenräume und Hörsäle liegen am äußeren Rand des Erdgeschosses. Sie umrahmen einen fließenden Innenraum mit einer großen Gemeinschaftstreppe in der Mitte. Diese verbindet nicht nur die drei Ebenen der „Lern-Räume“, sondern dient auch selbst als Gemeinschaftsraum. Die Lern-Etagen sind offen und flexibel gestaltet. Sie bieten viel „un-programmierten“ Raum für Lernen, Sozialkontakte und Entspannung. Insgesamt nehmen diese Zonen fast ebenso viel Platz ein wie die eigentlichen Unterrichtsräume.
Zukunftsfitter Bildungsbau
„Bei heutigen Lernprojekten wird viel weniger Wert auf das traditionelle Modell spezieller Klassenräume gelegt, die durch leere Korridore verbunden sind. Fließendere Räume spiegeln ein besseres Verständnis dafür wider, wie Menschen tatsächlich lernen und neue Informationen verarbeiten“, erklärt Lucas Ziegler. „Unser Design unterstützt nicht nur die Vielfalt der Lernmethoden. Es ist auch ein einladender Ort, an dem sich Menschen treffen und aufhalten können“, betont der Architekt.
Die oberen Stockwerke des MCI Gebäudes sind in zwei Abschnitte unterteilt. Einer davon beherbergt Büros für die MCI-Fakultät, die Verwaltung und die Studenten. Im Zweiten befinden sich Labors und Forschungsräume. Das Design ist dicht und höchst effizient gestaltet. Seine vier Kerne dienen nicht nur der vertikalen Zirkulation, sondern auch als soziale Knotenpunkte innerhalb der großen Grundflächen.
Wichtiger Faktor „Tageslicht“
Weil natürliches Licht enormen Einfluss aufs Lernen haben kann, haben die Architekten Vorkehrungen getroffen, die es weit ins Innere des MCI Neubaus leiten. Ziegler: „Wir haben jede Fassade mit einer Tiefe gestaltet, die das Licht hereinlässt, ohne ablenkend direkt zu wirken. In Verbindung mit einem klassischen Henning Larsen Oberlicht in der Mitte des Gebäudes kommt Licht sowohl von innen nach außen, als auch von außen nach innen“.
An Erfahrung mit Bildungsbauten mangelt es bei Henning Larsen nicht. Schließlich hat das erfolgreiche Team auch viel beachtete Projekte wie die Frankfurt Business School designt. Ebenso, wie das Lindner College of Business an der University of Cincinnati. Letzteres ist – wie das Innsbrucker MCI – ganz darauf ausgerichtet, ein Lernumfeld mit „Hygge-Feeling“ zu schaffen. Dänische Lebensqualität, die stets auch Ziel urbaner Erneuerungskonzepte des Studios ist, wie etwa ein Projekt in Brüssel beweist.
Experten-Team fürs MCI
Wie Henning Larsen, gelten auch die am Sieger-Entwurf für Innsbruck Beteiligten als Experten für nachhaltige, lebenswerte Bauvorhaben. Dazu zählen Ramboll Studio Dreiseitl, Transsolar, WH-P Ingenieure, Röhrer Bauphysik und EUROLABORS. Die Stadt und – vor allem – die Studierenden des MCI dürfen sich also auf einen zukunftsfitten, bereichernden Universitätscampus freuen. Mit allem, was dazugehört – inklusive Alpen-Blick aus allen Fenstern.
Text: Elisabeth Schneyder
Bilder: Sora, Henning Larsen