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Der Stoff, aus dem die Hallen sind

Die spanische Kinderbekleidungsmarke Mayoral hat nach einem Entwurf von System Arquitectura ein neues Logistiklager in Málaga gebaut. Und das ist nicht nur energieeffizient, sondern punktet auch mit seinem Design.

Spanien ist die Heimat eines der führenden Textilunternehmen, das sich ganz auf Kindermode spezialisiert hat: Mayoral. Vertrieben werden dessen Produkte in über 100 Ländern, mit mehr als 10.000 Kundinnen und Kunden täglich. Allein im Jahr 2019 verkaufte das Unternehmen 30 Millionen Kleidungsstücke. Man muss daher kein Profi in Sachen Mode sein, um zu erahnen, dass derartige Produktionsgrößen eine Menge Platz benötigen. Ein Logistiklager in entsprechender Größe ließ Mayoral nun nach einem Entwurf des lokal ansässigen Architekturbüros System Arquitectura bauen.

Standort des Gebäudes ist der Mayoral-Campus im andalusischen Málaga. Er befindet sich auf dem ehemaligen Areal des Textilunternehmens Intelhorce (Industrias Textiles del Guadalhorce). Nachdem dieses 2004 insolvent wurde, kaufte Mayoral das Gelände und ließ das bestehende Lagerhaus 2018 von System Arquitectura neugestalten. Nun folgte der Neubau einer zweiten Halle – entworfen vom gleichen Studio.

System Arquitectura

Symbiose der Gebäude

Da es auf dem Gelände somit schon andere Gebäude gab, legte System Arquitectura den Fokus darauf, die neue Lagerhalle mit ihrer Fläche von mehr als 15.000 Quadratmetern der bestehenden Umgebung anzupassen. Aufgrund der geplanten Höhe von 20 Metern überragt das Lager das bereits bestehende um neun Meter – was den Eindruck von extremer Massivität zur Folge haben hätte können.

Deshalb entwickelte das Team zwei Ideen für eine sanftere Umsetzung. Anstelle eines typischen rechteckigen Designs sollte die Fassade des Gebäudes geschwungene Formen haben. Zudem sollte es nicht zu nahe am Bestandsgebäude platziert werden, um den großen Höhenunterschied zwischen den Gebäuden so unauffällig wie möglich zu halten. Darüber hinaus wollte man eine Außenhaut für das Gebäude entwickeln, die eine textile Anmutung hat und mit dem alten Lagerhaus harmoniert. Das Team experimentierte mit Texturen hinsichtlich ihrer möglichen Transparenz und untersuchte, wie man diese auf der aus fünf Bogen bestehenden Fassade einsetzen könnte.

Schlussendlich waren die Experimente erfolgreich. Die Fassade setzt sich nun aus zwei Lagen zusammen: Im Inneren isoliert eine Schicht aus transparentem Polycarbonat, die eine wasserdichte Hülle bildet. Außen wurde eine Lage aus mikroperforiertem Zinkblech angebracht. Diese lässt natürliches Licht ins Innere, schützt aber das Polycarbonat vor direkter Sonneneinstrahlung, was den Wärmeeintrag ins Gebäude verringert. So wird der Bedarf an künstlicher Beleuchtung minimiert und in Kombination mit Solarpaneelen der Energieverbrauch des Gebäudes reguliert.

Ein modulares System

Aus technischer Sicht basiert das Projekt auf zwei Grundpfeilern: Vorfertigung und Energieeffizienz. Bis auf das Fundament und einige kleinere Bauteile wurden die Bestandsteile größtenteils vorgefertigt und am Bauort zusammengesetzt. Durch den hohen Vorfertigungsgrad und den Einsatz von BIM-Technologie (für digitale Gebäudemodelle) bei Planung und Bau konnte man Bauzeit und -kosten sehr genau einhalten.

Bei den Baumaterialien setze man ganz auf innerspanische Regionalität. Die dreieckige Konstruktion aus Stahlrohren wurde in Lalín, Galicien, gefertigt. Die langen Träger, die bis zu 32 Meter überspannen, und eine über 16 Meter hohe Wendeltreppe wurden unter größter Vorsicht zum Bauplatz transportiert und dort montiert. Die Außenhaut aus gefaltetem Zinkblech wiederum wurde in Asturien, die Innenverkleidungen aus Polycarbonat im baskischen Álava hergestellt. Das Ergebnis ist ein Logistikzentrum, das mit Nachhaltigkeit punktet und sich zudem auch sehen lassen kann. Damit hat das Architekturteam bewiesen, dass in der Welt der Mode auch im Lagerbereich innovative Lösungen möglich sind.

Text: Resi Reiner
Bilder: Fernando Alda

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