Maggie’s Royal Free
#architektur

Alles außer gewöhnlich

Studio Libeskind hat in London mit dem Maggie’s Royal Free ein ganz besonderes Krebszentrum geschaffen. Und das nicht nur in architektonischer Hinsicht.

Es war im Jahr 1988, als die schottische Schriftstellerin, Designerin und Künstlerin Margaret Keswick Jencks mit der Diagnose Brustkrebs konfrontiert wurde. Der darauffolgende, jahrelange Kampf gegen die Krankheit stellte nicht nur sie selbst vor große Herausforderungen, sondern auch ihre Familie, ihre Freunde und Verwandte.

Maggie, wie sie von Nahestehenden genannt wurde, begann daher gemeinsam mit ihrem Mann Charles Jencks Pläne für „bessere“ Behandlungsorte zu entwickeln. Freundliche, ruhige, besondere Orte, an denen sich neben den Erkrankten auch deren Angehörige so wohl fühlen konnten, wie in einer derartigen Situation nur möglich. Margaret Keswick Jencks starb 1995, kurz vor der Eröffnung des ersten Zentrums – ihr Name lebt jedoch in jenem Netzwerk an Krebszentren weiter, die aus ihrer Vision entstanden sind: „Maggie’s“.

Maggie’s Royal Free, London
Wie jede Maggie’s-Einrichtung ist auch das Maggie’s Royal Free in einem außergewöhnlichen Gebäude untergebracht.

Noten in einer Melodie

Auch das Royal Free Hospital (kurz: Royal Free) im Londoner Stadtteil Hampstead ist neuerdings Standort von Maggie’s. Hier finden Krebskranke und deren Nahestehende in hellen und einladenden Räumen fachkundige Pflege und Unterstützung. Und wie jede Einrichtung im Maggie’s-Netzwerk ist auch das Maggie’s Royal Free in einem außergewöhnlichen Gebäude untergebracht.

Das Architekturbüro des US-Amerikaners Daniel Libeskind zeichnet für das Design des neuesten Maggie’s Centre, dem vierten in der britischen Hauptstadt, verantwortlich. Und erklärt, dass dieses durch die geschwungenen Wände und Fenster „wie Noten in einer Melodie“ definiert wird. Schon das Äußere soll damit die Besuchenden in den warmen und einladenden Innenraum geleiten, so das Studio.

Daniel Libeskind, Maggie’s Royal Free, London
Der Fokus im Inneren liegt auf dem Wohlfühlfaktor.

Maggie’s Royal Free Innenraum
Fenster jeder Form und Größe sorgen für Helligkeit.

Collage an In- und Aussichten

Das dreistöckige Gebäude besteht aus einer mit grauen Furnierschichtholzpaneelen verkleideten Stahlkonstruktion. Da die Grundfläche des Projekts auf dem Krankenhausgelände limitiert ist, entschieden sich die Verantwortlichen dazu, es nach oben hin, bis zu seiner Gesamthöhe von gut elf Metern, zu verbreitern.

Der Kontrast vom Maggie’s Royal Free zum angrenzenden brutalistischen Krankenhaus aus Sichtbeton wurde so ganz bewusst erzeugt. Der Fokus liegt zudem auf dem Wohlfühlfaktor im Inneren. Studio Libeskind lässt dabei möglichst viel natürliches Licht ins Gebäude. Geometrische Fenster unterschiedlicher Form und Größe schaffen eine Collage aus unterschiedlichen An- beziehungsweise Aussichten in und aus dem Gebäude.

Gemeinschaftsraum, Maggie’s Royal Free
Eine zentrale Rolle im Maggie’s nimmt die Gemeinschaftsküche ein.

Architektonische Inspiration

Neben dem verglasten Haupteingang gibt es auch die Möglichkeit, über zwei diskretere Seiteneingänge in das Centre zu kommen. Eine von ihnen führt in die Gemeinschaftsküche, der andere in den Wohnbereich. Wie bei allen Maggie’s steht die Küche im Mittelpunkt der Einrichtung. Der offene Kochbereich schließt an die Lobby am Haupteingang an und enthält maßgeschneiderte Möbel, die sich in ihrer Form an den Schwung der Wände anpassen. Die Küche und der Loungebereich sind um einen zentralen Kern herum angeordnet. In diesem sind eine Bibliothek, ein Beratungsraum, ein Aufzug und Toiletten untergebracht. Zur Trennung der offenen Gemeinschaftsräume können zudem Vorhänge zugezogen werden.

Eine geschwungene Treppe führt in die darüber liegende Etage, in der sich weitere Beratungsräume und eine Lounge befinden, die auch als Yoga-Studio genutzt werden kann. Die zweite Etage verfügt über einen Sitzbereich, der sich zu einer Dachterrasse öffnet. Diese erstreckt sich wiederum über die gesamte oberste Ebene. Ihre geschwungene Brüstung sorgt auch hier für ein Gefühl der Privatsphäre.

Daniel Libeskind, Maggie’s Royal Free
Eine geschwungene Treppe verbindet die Etagen …

Lounge Maggie’s Royal Free
… in denen es überall Platz zum Entspannen gibt.

Laura Lee, Geschäftsführerin von Maggie‘s, zeigte sich gegenüber der Architektur-Plattform Dezeen nicht nur über das Libeskind-Design des Maggie’s Royal Free an sich begeistert. Es habe vielmehr auch die Verantwortlichen des Royal Free Hospital dazu veranlasst, dessen Krebsbehandlungseinrichtungen zu erweitern. „Daniel hat das Krankenhaus dazu inspiriert, darüber nachzudenken, wie Architektur von Gebäuden zur Unterstützung von Krebskranken sowie der darin arbeitenden Menschen beitragen kann.“

Text: Michi Reichelt
Bilder: Hufton and Crow Photography

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