Luxus-Traum für Kunst-Freaks
Das Hotel Rosewood ist die erste Niederlassung der Ultra-Luxus-Hotelmarke in Südamerika. Es beeindruckt mit einfach allem: Dem ökologischen Anspruch und dem Design, den Kunstwerken an allen erdenklichen Stellen des Hotels sowie den gastronomischen Höhenflügen.
Luxuriöse Opulenz – mit nachhaltigem und künstlerischem Anspruch. Das ist fast eine Untertreibung für das vor kurzem eröffnete Sechs-Stern-Hotel Rosewood in São Paulo. Aber was sonst kann dabei herauskommen, wenn sich drei Franzosen zusammentun, wovon zwei, Architekt Jean Nouvel und Designer Philippe Starck, zu den absoluten Größen gehören?
Das Rosewood Hotel ist Teil der „Cidade Matarazzo”, eines Komplex, der das neue Wahrzeichen der Stadt São Paulo markieren wird. Dort schwelgt zwar alles in Luxus, dennoch wollte man mit einem neuartigen Konzept auch den Menschen bewusst machen, dass Umweltschutz und schonender Umgang mit Ressourcen die Wirtschaft der Zukunft sei.
Cidade Matarazzo: Größtes Upcycling-Projekt Brasiliens
Das entstehende prächtige Immobilienensemble vereint Kunst, Würdigung des brasilianischen kulturellen Erbes, Schutz der Umwelt sowie Bio-Diversität mit elegantem Savoir Vivre. Es steht für zeitgenössische bauliche Interventionen bei gleichzeitigem Erhalt der historischen Bausubstanz. Pritzker-Preisträger Jean Nouvel war es seit jeher wichtig, Landschaft, Kultur und Traditionen zu respektieren und zu erhalten, so etwa auch beim Resort Sharaan in Saudi-Arabien.
Der Luxus-Megakomplex befindet sich im Stadtteil Bela Vista, direkt im Herzen der pulsierenden Millionen-Metropole. Im Mittelpunkt des großen, gemischt genutzten Lifestyle-Areals steht das Rosewood São Paulo. Nahe der wichtigsten Geschäftsstraße der Stadt, der lebhaften Avenida Paulista, ist das Hotel eine großstädtische Oase inmitten der historischen Enklave. Cidade Matarazzo ist ein Ensemble mit gut erhaltenen Gebäuden aus dem frühen 20. Jahrhundert.
Rosewood Sao Paulo: Nouvels Erstling in Lateinamerika
Etliche der historischen Gebäude erfahren eine Neunutzung: Der Sechs-Stern-Hotelpalast Rosewood ist in der historischen ehemaligen Entbindungsstation Matarazzo in Kombination mit einem beeindruckenden neuen Turm mit vertikalem Garten untergebracht. Es ist dies der erste Hotelpalast dieser Klassifizierung der Kette in Lateinamerika. Und übrigens auch das erste Werk von Jean Nouvel dort.
Das Entbindungskrankenhaus hat laut Rosewood-CEO Radha Arora „eine große Symbolkraft und auch sentimentale Bedeutung für die Stadt, da dort mehr als eine halbe Million Menschen geboren wurden”. Kongenialer Partner Nouvels ist dabei Innenarchitekt und Designer Philippe Starck. Zudem haben zahlreiche Künstlerinnen und Künstler der brasilianischen Szene mitgewirkt.
Halbe Milliarde Euro Jahresumsatz
Der dritte im Bunde, der französische Unternehmer Alexandre Allard, hat das Gelände 2011 erworben. Auf den etwa 30.000 Quadratmetern befinden sich mehr als zehn denkmalgeschützte Gebäude. Zu ihnen zählen neben dem namensgebenden Matarazzo-Krankenhaus mit der Entbindungsstation Condessa Filomena Matarazzo (1904 bzw. 1943 erbaut) auch die Kapelle Santa Luzia, aus dem Jahre 1922.
Die geschätzte Gesamtinvestition von rund zwei Milliarden Reais für die Entwicklung des Areals wird größtenteils von ausländischen Mitteln gespeist. Wenn alles fertig ist – angepeilt ist das Jahr 2024 – sollen am Standort jährlich drei Milliarden Reais, umgerechnet rund 550 Millionen Euro, umgesetzt werden, zitiert die brasilianische Tageszeitung „O Globo” den Initiator Allard.
Fokus auf Nachhaltigkeit
Zu den nachhaltigen Merkmalen des Stadtentwicklungsprojekts Cidade Matarazzo gehört ein Biodiversitätsprogramm, das die einheimische Flora und Fauna des tropisch-subtropischen Mata-Atlântica-Regenwaldes wieder aufleben lässt. Auf dem Mata-Atlântica-Turm stehen unter anderem 250 bis zu 14 Meter hohe Bäume.
Das Rosewood Hotel hat sich zudem verpflichtet, innerhalb eines Jahres 100 Prozent erneuerbare Energie zu generieren. Und es nutzt ein hauseigenes Wasserfiltersystem, um Wasser für die Gäste in Glasflaschen abzufüllen.
Rosewood: Startschuss für die Stadtentwicklung
Aufgrund des Volumens werden die einzelnen Projekte in mehreren Phasen durchgezogen. Der Startschuss fiel mit der Realisierung des Hotels Rosewood. Planungszeit: Zehn Jahre. Es heißt, dass es das luxuriöseste Hotel in ganz Lateinamerika ist – was man sich angesichts von Tageszimmerpreisen um die 450 US-Dollar aufwärts leicht vorstellen kann. Dennoch ist das Hotel genauso ein wichtiger Baustein im ökologischen Stadterneuerungsprojekt Cidade Matarazzo.
Kein Wunder, dass Hospitality-Experten und -Kritiker das Rosewood unter die besten Hotelneueröffnungen im Jahr 2022 einreihen. Die Kriterien dafür? Abgesehen vom Öko-Aspekt eine unvergessliche Erfahrung, die man unbedingt Freundinnen und Geschäftspartnern weitererzählen muss.
„A Sense of Place”
Rosewood São Paulo sei mit den Worten des Vorstands der Hotelgruppe, des Inders Radha Arora, ein Beispiel für die Markenphilosophie „A Sense of Place”, bei der jedes Haus Geschichte und Kultur der jeweiligen Destination widerspiegelt und sensibel mit Neuem kombiniert. Dies ermögliche den Gästen einen persönlichen und zutiefst authentischen Aufenthalt.
Rosewood Hotels & Resorts ist ein internationales Luxushotel- und Resortunternehmen, das an die 30 Häuser in 16 Ländern weltweit betreibt und sich im Besitz der Hongkonger Rosewood Hotel Group befindet. Es wurde 1979 in Dallas, Texas, von Caroline Rose Hunt, der Tochter des Ölmagnaten H. L. Hunt, gegründet.
Die Hotelgruppe hat seit neuestem auch einen Standort in Wien, das Fünf-Stern-Hotel Rosewood Vienna, in einem restaurierten Gebäude aus dem 19. Jahrhundert am Petersplatz in der Wiener Altstadt.
Luxus mit Tabus
Das beliebteste Lokal im Rosewood ist die Bar „Rabo di Galo”. Ausländisches Mineralwasser findet man auf der Karte nicht – schließlich ist der Import nicht nachhaltig. Die obligaten Perlmuttlöffel zum Kaviar-Verzehr (damit das Aroma unverfälscht bleibt) fehlen ebenfalls – bei den Pendants aus Stierhorn ließe sich die Herkunft des Produkts leichter ermitteln, wie es heißt. Der Verzicht auf Einwegplastik versteht sich von selbst.
Aber das Luxuserlebnis von heute muss auch Kultur umfassen. Dem trugen das Architektur- und Design-Team vollends Rechnung, indem es die Immobilie selbst wie ein einmaliges Kunstprojekt behandelte. Wer das Hotel betritt, dem sticht zunächst die gut mit lokaler Literatur bestückte Bibliothek ins Auge. Die permanente Kunstschau zeigt 450 Werke von an die 60 brasilianischen Künstlern. Diese ziehen nicht minder Aufmerksamkeit auf sich.
Die Vorgabe für die Künstler: Kreativität, die die Vergangenheit respektiert und gleichzeitig in die Zukunft weist. Im gesamten Gebäude erzählen die Skulpturen, Gemälde, Fliesen, Zeichnungen, Textilien und Teppiche die diversesten Geschichten vom Leben in Brasilien.
Ebenfalls auf dem Gelände von Rosewood São Paulo befindet sich die Kapelle Santa Luzia. Das Gebäude wurde sorgfältig restauriert, um das kunstvolle historische Erbe aus dem Jahr 1922 zu erhalten. Während der Renovierungsarbeiten kamen Teile des ursprünglichen Fundaments der Kapelle zum Vorschein. Sie wird weiterhin für Hochzeiten und andere Festivitäten genutzt.
In dieser Kapelle schuf Vik Muniz, einer der international bekanntesten brasilianischen Künstler, neue, von Santa Luzia inspirierte Glasrosetten, die die ursprünglichen Glasmalereien ersetzen.
Mit zertifiziertem Holz getäfelt
In Summe werden das Rosewood und der Turm an die 160 Gästezimmer und weitere 100 private Residenz-Suiten, die zum Kauf angeboten werden, beherbergen. Das Interior Design stammt von Philippe Starck. Mit 95 Quadratmetern ist die Matarazzo-Suite mit Wohnzimmer, Terrasse, Schlafzimmer, Bad und sogar einer Gästetoilette die größte Unterkunft in dem historischen Gebäude.
Ein Großteil der Designmaterialien stammt aus der Region und ist von der vielfältigen Kultur des Landes inspiriert. Die Wände sind mit zertifiziertem Holz getäfelt. Etliche der Möbel tragen Starcks Handschrift und wurden vor Ort von Paschoal Ambrósio ausgeführt, wie die beiden geschwungenen Sofas. Der Teewagen stammt von Atelier Clássico.
Größter städtische Wald der Welt?
Aber nicht nur Materialien, auch die lokale Vegetation stiftet Identität, gehört zur brasilianischen Erde, zu Brasilien, dem „Land des roten Holzes”, des emblematischen brasilianischen Nationalbaums, „Pau” beziehungsweise Palisander oder Rosewood.
Für Jean Nouvel, der 2008 mit dem Pritzker-Preis ausgezeichnet wurde, ist der Turm wie ein Baum mit Wurzeln – wie passend, dass er unmittelbar an den Matarazzo-Park angrenzt.
Die Landschaften von Louis Benech, einer der „AD100 Hall of Famer”, umfassen neben den jahrhundertealten Palisanderbäume, Oliven und Zypressen sowie blumengeschmückte Boulevards.
Die AD100-Liste wird jährlich seit 1990 veröffentlicht und listet eine ausgewählte Gruppe von weltweit herausragenden Architekten und Designern für das kommende Jahr. Sie wird von Architectural Digest, einer US-Monatszeitschrift, die seit 1920 mit Fokus auf Innen- und Außenarchitektur sowie Landschaftsgestaltung erscheint, erstellt.
„Gartenturm” als Fortsetzung des Matarazzo-Parks
Der „Gartenturm” ist die vertikale Fortsetzung der Grünfläche, deren sattes Grün der mehr als 10.000 einheimischen Bäume des Atlantischen Regenwaldes sich in den Ebenen und Terrassen wiederfindet. Damit werde Cidade Matarazzo nach seiner Fertigstellung den größten städtischen Wald der Welt beherbergen, heißt es.
Der 93 Meter hohe Wohnturm verfügt über 22 unterschiedlich große Stockwerke mit Balkonen und üppigen tropischen Gärten im Inneren. Die sich überschneidenden Spaliere und Brise-Soleils geben dem vertikalen Wald einen Rahmen.
Auch mit mittelhohen und hohen Gebäuden könne man sich eine Lebensart zurückzuerobern, bei der die Privatsphäre durch Zäune, Bäume und Sträucher geschützt werde – mit Rhythmen und Schatten, die gewundene Äste und sich im Wind wiegende Blätter schaffen.
Kulinarische Highlights im Rosewood
Das elegante Le Jardin erstreckt sich von der Lobby bis zu den wunderschönen Gärten und ist ein gemütlicher, lichtdurchfluteter Raum, in dem rund um die Uhr moderne Küche serviert wird.
Das Blaise, inspiriert von dem französisch-schweizerischen Schriftsteller Blaise Cendrars, ist eine zwanglose Brasserie, in dem ein Mix aus französischer Küche mit brasilianischen Einflüssen mundet. Im Restaurant sind handgefertigte Keramikfliesen von Fernando de La Rocque zu sehen.
Das dritte Restaurant, Taraz, ist auf südamerikanische Küche spezialisiert. Es befindet sich vor den hundertjährigen Olivenbäumen des Anwesens und ist im traditionellen und rustikalen Stil gehalten. Das bereits erwähnte Rabo di Galo ist eine Jazz-Bar mit Live-Musik und lokalen Snacks. Hier sorgen Ledermöbel, dunkles Holz und indirekte Beleuchtung für die stimmige Atmosphäre.
Inspiriert von der natürlichen Schönheit der kristallklaren Gewässer in der brasilianischen Gemeinde Bonito, ist The Emerald Garden Pool & Bar ein Restaurant inmitten einer wunderschönen tropischen Landschaft. Belavista Rooftop Pool & Bar wiederum ist ein exklusiver, ausschließlich Erwachsenen vorbehaltener Bereich, wo sich ein fantastischer Panoramablick auf die Stadt bietet.
Der gesamte Dach- und Poolbereich besteht aus Holz, das ausschließlich vom Möbelhändler Tora Brasil stammt und vom brasilianischen „Forest Stewardship Council” (FSC) als Teil des Engagements des Hotels für Nachhaltigkeit zertifiziert wurde.
In Planung: Der „Aya Hub”
Wurde schon das glamouröse Rosewood in die Hände des französischen Stararchitekten Jean Nouvel gelegt, so wird die zweite Realisierung – auch unter seiner Federführung – nicht minder ambitioniert ausfallen: der sogenannte „Aya Hub”.
Das vollständig in die Natur integrierte Gebäude soll laut dem TV-Sender CNN zu einer Art „Meeting Point” für die 1.000 CEOs der größten brasilianischen Unternehmen werden. Dort können sie gemeinsam für die Umwandlung Brasiliens in eine weltweit „maßgebliche grüne Kraft und Wirtschaft” an einem Strang ziehen.
Klein Denken ist Allards Sache nicht. Mit dem neuen Entrepreneur-Hub will er jährlich 10 Milliarden US-Dollar an Investitionen ins Land holen, zitiert ihn der zu Globo gehörende Wirtschafts-Infodienst „epocanegocios”.
Weitere Projekte der Cidade Matarazzo: Ein von Architekt Rudy Ricciotti entworfenes Firmengebäude, ein Einkaufszentrum mit Boulevard und 300 Luxusmarken-Modeboutiquen, 34 Restaurants, ein Parkplatz mit 1.500 Stellplätzen, 68 Kunsthandwerks-Stätten sowie ein Kulturbetrieb für Ausstellungen, das „Haus der Kreativität” (Casa da Criatividade).
Text: Linda Benkö
Fotos: RWSPO, Ruy Teixeira