Die flexible Ikone
Mit dem Büro-Komplex „ICÔNE“ setzten die Foster + Partners Architekten edel um, was aktuelle Arbeitstrends verlangen. Das neue „Flex Office“ Gebäude entsteht im Viertel Belval, das durch Stadterneuerung zu Luxemburgs neuer Top-Adresse wachsen soll.
Manche diskutieren das Für und Wider des Großraums. Andere suchen völlig neue Lösungen. Klar ist: Die Arbeitswelt verändert sich rasant. Flexibilität ist gefragt und wird erwartet. Vor allem auch in Bürogebäuden. Und nicht allein von den Mitarbeitern, sondern auch von den Räumlichkeiten, in denen effizient geleistet werden soll. „Flex Office“ und Desk-Sharing sind in aller Munde. Ein innovativer Entwurf des Architekten-Teams Foster + Partners will alles bieten, was lebenswertes Arbeitsumfeld heute braucht: Der Bürokomplex „ICÔNE“ wird jetzt in Luxemburg gebaut.
Teil smarter Stadtentwicklung
Der Ort, an dem jüngst der Spatenstich für dieses neue Flex Office Projekt erfolgte, kommt nicht von ungefähr. Denn wo einst Luxemburgs größte Eisenhütte stand, wächst eines der ambitioniertesten urbanen Entwicklungsvorhaben Europas. 100 Prozent Industriefläche werden in ein Stadtquartier verwandelt, das hundertprozentige Lebensqualität verspricht.
Das Konversionsprojekt umfasst eine Fläche von rund 170 Fußballfeldern und liegt in den Gemeindegebieten von Esch-sur-Alzette und Sanem. Das Viertel Belval soll zu Luxemburgs neuer Top-Adresse werden. Bis zu 7.000 Menschen aller Generationen finden hier besten Wohnkomfort. Und bis zu 20.000 sollen hier zufrieden arbeiten, forschen und studieren können.
„Flex Office“ für jeden Arbeitsstil
Das Gesamtkonzept der schnell voranschreitenden Veränderung ist absolut zukunftsorientiert: Belval soll alles bieten, was das Herz begehrt – umweltfreundlich, energieeffizient, nutzerfreundlich flexibel und zu Fuß oder per Fahrrad erreichbar. Eines der dazugehörigen Bauprojekte ist der elegante Bürokomplex „ICÔNE“. Und dieser ist tatsächlich ein Paradebeispiel für menschenfreundliche „Flex Office“ Planung.
Hell und mit viel Grün ausgestattet, soll Luxemburgs „ICÔNE“ die Kreativität seiner Benutzer fördern. Die 18.800 Quadratmeter Fläche des Neubaus ermöglichen alle erdenklichen Arbeitsplatz-Varianten. Außerdem unterstützt das transparente, vielseitige Design der britischen Architekten Foster + Partners jede Form der Kooperation. Co-Working-Spaces, Collaborative-Büros, Gemeinschaftsterrassen und ein Atrium als „soziales Herz“ sind zentrale Aspekte des Konzepts.
Vielfältiges Angebot
Der smarte „Flex Office“-Neubau umfasst fünf Ebenen. Neben traditionellen Büros steht eine breite Palette von Flächen zur Verfügung. So werden Startups oder einzelne Mieter 200 bis 3.000 Quadratmeter pro Etage für sich beanspruchen können. 800 Quadratmeter des Komplexes sind für Restaurant und Geschäfte vorgesehen.
Das „ICÔNE“ Gebäude wird über die beiden Eingänge Porte de France und Place de l’Académie erreichbar sein. In den drei Kellern entstehen 237 Parkplätze, Fahrradabstellplätze und Ladestationen für Elektrofahrzeuge. Der größte Teil des Erdgeschosses ist Treffpunkten und Arbeitsbereichen gewidmet.
Zukunft, die auf Geschichte blickt
Auch in den oberen Etagen sind Terrassen für informelle Besprechungen und Breakout-Räume zur individuellen Nutzung vorgesehen. Das Glasatrium ist von zwei Flügeln sowie Innen- und Außenterrassen umgeben. Es bietet Zugang zu den neuen, kommunikativen Büroräumen. Außerdem eröffnet sich vom Atrium spektakulärer Blick auf die beiden, seit 20 Jahren als Industriedenkmäler geschützten Hochöfen von Belval.
Licht, Luft & grünes „Herz“
Die dezente Fassade und das Dach folgen einer Gitterstruktur. Damit erinnert der Look des „Flex Office“ Neubaus an Belvals industrielle Vergangenheit, ohne zu streng zu wirken. Fensterbänder machen die Grünzonen des Gebäudeinneren auch von außen her sichtbar. Und die abgestuften Terrassen sorgen einerseits für Tageslicht, bieten den Räumen jedoch zugleich Schutz vor zu extremer Sonneneinstrahlung.
Weil Nachhaltigkeit und Lebensqualität essenzielle Vorgaben des Projekts sind, streben die Architekten entsprechende Zertifizierungen an. „ICÔNE“ werde sowohl die Voraussetzungen für exzellente BREEAM– als auch WELL Building Standard® Auszeichnung erfüllen.
Nachhaltig und menschenfreundlich
So sind etwa Fernwärme und Kühldeckensystem mit freiliegenden Strukturplatten Teil des Konzepts. Die Fassade ist in einer Tiefe von 1,35 Metern selbstbeschattend angelegt. Für hohe thermische Masse wird Beton verwendet. Freiliegende Laibungen und Kühldeckensystem sorgen für gleichmäßigere Strahlungstemperaturen bei geringerem Kühl- und Heizaufwand.
Die begrünten Dachflächen dienen nicht nur als Erholungszonen. Sie spielen auch eine wichtige Rolle für nachhaltige Entwässerung und Wasserrecycling.
„Die Herausforderung bestand darin, ein offenes und flexibles Gebäude zu schaffen, das auf zeitgenössische Arbeitsmuster reagiert und gleichzeitig das industrielle Erbe des Standorts respektiert“, erklärt Foster + Partners Architekt Darron Haylock. Und er betont den angestrebten „Wellness-Faktor“ des Projekts: „Es konzentriert sich auf Aspekte, die attraktive Arbeitsplätze für Menschen schaffen. Und es bietet neue Büroräume, die die Zusammenarbeit und das Wohlbefinden fördern.“
Von Besix Red entwickelt und in Kooperation mit dem Luxemburger Büro Beiler Francois Fritsch gebaut, soll der „Flex Office“ Komplex 2021 fertiggestellt werden.
„Flex Office“ für die neue „Smart City“
Das ambitionierte Ziel: Das Projekt soll eine Verbindung zur Smart City der Zukunft herstellen. Als weiteres Plus des neuen Viertels, das Luxemburgs Ruf als dynamisches, zukunftsorientiertes Land unterstreichen soll.
Optisch ist „ICÔNE“ zwar bei Weitem nicht so spektakulär wie Konstrukte visionärer „Smart City“- oder „grüne Stadt“-Ideen, die Architekten wie Stefano Boeri, Vincent Callebaut oder Luca Curci entwerfen.
Allerdings: Im Gegensatz zu diesen wird Foster + Partners‘ flexibles Zukunftsbüro bereits gebaut. Und was es bietet, dürfte den Menschen, die dort bald ihre Arbeit tun werden, auf alle Fälle Freude machen.
Text: Elisabeth Schneyder
Bilder: Foster + Partners