Ferien im weißen Turm
Wenn Architekten für sich selbst planen, entsteht meist etwas ganz Besonderes. Lorenzo Grifantini von DOS Architects hat das mit seinem Ferienhaus La Torre Bianca einmal mehr unter Beweis gestellt.
Mehr als 400 Jahre lang war er konkurrenzlos. Der Glockenturm der Chiesa di San Rocco hatte als höchstes Bauwerk im apulischen Gagliano del Capo mit über zehn Metern Höhe ein Alleinstellungsmerkmal. Doch mittlerweile gibt es in der 5.000-Seelen-Gemeinde ein weiteres Gebäude, das aus der umliegenden Baulandschaft heraussticht: La Torre Bianca, der Weiße Turm, das Markenzeichen eines ganz besonderen Wohnhauses.
Ein Sommertraum
Lorenzo Grifantini, einer der Gründer von DOS Architects, hat sich in Gagliano del Capo im südlichsten Italien sein eigenes Traum-Feriendomizil geschaffen. Ein zweites Zuhause für seine Familie – für Sommer abseits der Hektik in London, wo er gemeinsam mit seiner Frau Allegra Figus und den beiden Kindern im Teenageralter seinen eigentlichen Lebensmittelpunkt hat.
Der zweistöckige Weiße Turm ist einerseits architektonischer Blickfang und Aussichtspunkt: Von der zwölf Meter hohen Dachplattform kann man bis zum Meer sehen, erzählt Grifantini. Andererseits befinden sich auch die beiden Hauptschlafzimmer im Turm; jeweils eines im ersten beziehungsweise zweiten Stock.
Wie ein Blatt Papier
Ein weiteres Herzstück des Hauses ist der große Innenhof samt Swimmingpool. Von hohen Mauern umgeben ist hier ausreichend Privatsphäre gegeben; nicht nur beim (Sonnen-)Baden, sondern auch bei Familienessen im überdachten Außenbereich. Gegenüber befindet sich der Gästebereich mit drei ebenerdigen, von außen separat begehbaren Schlafräumen inklusive dazugehörigen Badezimmern.
Der Innenhof stelle einen „Ort der Zusammenseins und des Spielens“ dar, erklärt Lorenzo Grifantini dazu. Das Wasser des Pools sowie „die sorgfältig ausgewählte Vegetation bilden mit ihrer Präsenz die Natur ab“, so der Architekt. Neben einem Baum sorgt ein, die Veranda überspannendes, Vordach aus weiß lackiertem Eisenrahmen und Bambusadeckung für ausreichend Schatten.
Sonnenflut
Vom Außenbereich gelangt man ins Wohn- und das Esszimmer beziehungsweise die offene Küche. Im gesamten Gebäude sorgen quadratische Fenster für natürlichen Lichteinfall; die großen Glasschiebetüren im Erdgeschoss machen aus diesem ohnehin hellen einen sonnendurchfluteten Raum.
Quadratische Öffnungen findet man auch in den Mauern rund um den Innenhof; diese reduzieren das Gefühl der Enge, sind allerdings hoch genug über Straßenniveau angebracht, um unerwünschte Einblicke von Passant:innen zu verhindern. Sie sorgen allerdings für besondere Licht- und Schattenspiele im Innenhof und in den Räumen.
Einzigartiger Dialog
Der Boden im Haus wurde mit der gleichen Steinpflasterung wie im Innenhof ausgelegt – ein Element, um die Innen- und Außenräume miteinander zu verschmelzen, so Grifantini. In der Küche und den Badezimmern sind die Oberflächen mit Mikrozement beschichtet, um den Effekt durchgehender Flächen zu erzeugen. Diese spiegeln das Äußere des Gebäudes wider. Weiße Wände und Decken bilden zudem einen bewussten Kontrast zu Holzfensterrahmen.
„Jedes einzelne Element des Hauses trägt zu seiner zusammenhängenden architektonischen Synthese bei“, heißt es seitens des Architekten. „Die Gebäude, das Vordach, die Pflanzgefäße, die in das Mauerwerk eingelassene Inneneinrichtung, der Pool und der Kamin bilden im Dialog miteinander einen einzigartigen architektonischen Block.“
Text: Michi Reichelt
Bilder: Carlo Carossio