Viel Licht zum Lesen
ACDF Architecture ist bekannt für seine klare architektonische Sprache. So hat das kanadische Studio eine besondere Bibliothek in Québec entworfen – und ihre Akzente geschickt betont.
Bibliotheken sind dunkle Gebäude mit wenig Licht und staubigen Büchern? Nicht so in St. Hyacinthe in der kanadischen Provinz Québec. Hier steht eine Bibliothek, die von Licht erfüllt ist. In der man gleichzeitig dunkle, gemütliche Leseecken findet, in denen man mit seinem Buch in eine andere Welt verschwinden kann.
Mit sage und schreibe 4.850 Quadratmetern Bibliotheksfläche wird die T-A-St Germain Library auch „der dritte Ort“ des Stadtzentrums genannt. Und dieser Ort hat so einiges zu bieten. Über drei Etagen erstrecken sich, neben dem klassischen Bibliothekssaal, ein Ausstellungsbereich, ein Coworking Space, ein Computerraum und ein FabLab.
Wer viel arbeitet, muss auch mal Pause machen – und die kann man wunderbar im Café oder auf der großen Terrasse verbringen. Kinder haben ihren eigenen Bereich, in dem sie ungestört spielen und toben können, aber auch Jugendliche und Erwachsene können sich in ihre Bereiche zurückziehen. So kommt die Bibliothek allen Bedürfnissen nach. Ein Ort für alle.
Bibliothek oder Stadtteil?
So hat das Team von ACDF Architecture nicht nur eine Bibliothek, sondern ein Kulturzentrum entworfen. Tatsächlich dient dieses Projekt auch als Ausgangspunkt für ein großes Stadtentwicklungsprojekt. Die Region um den Yamaska Fluss soll aufgewertet werden – entlang einer 2,4 Kilometer langen Promenade ein Kunst- und Kulturabschnitt entstehen, dessen Zentrum die besagte T-A-St Germain Library bildet.
ACDF Architecture stand vor der Herausforderung, ein bestehendes, leerstehendes Bürogebäude aus dem Jahr 1987 entweder zu ersetzen oder zu sanieren. Im Sinne der Nachhaltigkeit und mit Blick auf die Reduzierung der CO2-Belastung entschieden sie sich schließlich für die Renovierung und Erweiterung des Gebäudes.
Das Ergebnis kann sich sehen lassen: Die Bibliothek steht für eine ausgewogene Verbindung aus Alt und Neu. Der Anbau sticht durch die nahtlose Glasfassade heraus, die durch eine quadratisch angeordnete Stahlkonstruktion gehalten wird. Von außen betrachtet wirkt es, als wären makellose Eiswürfel sorgsam aufeinandergestapelt – wie bei einem Iglu. Die klare Geometrie der Fassade lässt sie zeitlos wirken.
Die Innenräume der Bibliothek bieten eine abwechslungsreiche Atmosphäre. Die großen Fensterflächen sorgen einerseits für ausreichend Tageslicht im Inneren und ermöglichen andererseits einen ungetrübten Blick nach draußen. Während die Arbeitsbereiche entlang der Fensterfront angeordnet sind, sind im Inneren des Gebäudes, in einem dunkel gestrichenen Abteil, die Leseecken zu finden. So kann jeder für sich den passenden Ort zum Zurückziehen, Konzentrieren, oder aber auch zum Austausch mit anderen aufsuchen. Ein besonderes Merkmal in der Architektur des Gebäudes ist die beeindruckende Halle, die den Eingang der Bibliothek bildet. Hier sorgt eine helle Holzdecke mit einem Raster aus Lichtelementen für eine warme, einladende Stimmung.
Eine Bibliothek mit Charakter
Im Dämmerlicht strahlt die Bibliothek wie ein kultureller Leuchtturm im historischen Stadtzentrum von Saint-Hyacinthe. T-A-St Germain Library zeigt eindrucksvoll, wie Architektur zur sozialen und ökologischen Nachhaltigkeit beitragen kann. Ein wichtiges Element, dass Maxime-Alexis Frappier, Präsident von ACDF Architecture, in seinen architektonischen Entwürfen berücksichtig: „Wir streben danach, Architektur zu schaffen, die Gemeinschaften strukturiert und bereichert. Dieses Projekt steht exemplarisch für die Balance zwischen Effizienz und Ästhetik, Pragmatismus und Kreativität.“
Die T-A-St-Germain Bibliothek ist ein Ort, an dem Vergangenheit und Zukunft die Gegenwart bilden und die Gemeinde von Saint-Hyacinthe einen Ort der Begegnung, Bildung und Inspiration findet.
Text: Eva Schroeder
Bilder: ACDF
