Verbund LernWerkstatt-Donau, Viereck Architekten, Ybbs-Persenbeug, Holz-Hybridbau
#greenbuilding

Ein Holzbau für die Energiewende

Die neue LernWerkstatt Donau des österreichischen Stromproduzenten Verbund ist ein preisgekrönter Holz-Hybridbau, der den Lehrlingen der Wasser-, Wind- und Solarkraft ein biophiles Ambiente liefert und dem Unternehmen die Fachkräfte von morgen.

Auch wenn der Höchststand des Fachkräftemangels im Jahr 2022 überwunden scheint, so liegt er in Österreich und Deutschland nach wie vor auf einem sehr hohen Niveau. Aufgrund der demographischen Entwicklung gehen Experten davon aus, dass sich die Lage in den nächsten Jahren weiter zuspitzen wird. Zu den Berufen mit den größten Rekrutierungsschwierigkeiten zählen unter anderem die Bereiche Elektronik und Elektrotechnik. Das ist vor allem deshalb relevant, weil dies die Energie- und Klimawende erschweren könnte. Statt sich dem allgemeinen War for Talents anzuschließen, setzt man bei Österreichs teilstaatlichem Stromkonzern Verbund darauf, eigene Fachkräfte auszubilden. Nun hat man am revitalisierten Gelände des ältesten Donaukraftwerks Ybbs-Persenbeug die neue LernWerkstatt Donau errichtet: ein modernes Lehrlings- und Ausbildungszentrum, dessen komfortable Wohnunterkünfte einen unverstellten Blick auf die Donau bieten.

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Es könnte sich auch um die Lobby eines Hotels handeln: das Atrium des neuen Lehrlingsheims von Verbund.

Ein biophiles Ambiente

Der transparente dreigeschossige Holz-Hybrid-Bau hat auch sonst sehr wenig gemein mit den Lehrlingsheimen der Vergangenheit. Ein lichtdurchflutetes Atrium verbindet die einzelnen Ebenen miteinander. Das beauftragte Büro Viereck Architekten hat dies auf eine ästhetisch anspruchsvolle Weise umgesetzt. Genauso gut könnte es sich bei diesem luftigen Erschließungsbereich um die Lobby eines Hotels handeln. Die runden Deckeneinschnitte bilden zusammen mit der senkrechten Holzlattung und den Bepflanzungen ein ruhiges, biophiles Ambiente. 

Biophile Gestaltungsprinzipien nehmen in der Architektur einen immer größeren Stellenwert ein. Der Begriff der Biophilie, der wörtlich „Liebe zum Leben“ bedeutet, wurde in den 1980er-Jahren vom amerikanischen Soziobiologen Edward O. Wilson geprägt. Demnach lebe trotz allen Fortschritts der evolutionäre Instinkt in uns weiter, stets eine Verbindung zur Natur und zu anderen Lebewesen zu suchen.

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Dass es sich um einen Holzbau handelt, ist auch an der Fassade des Gebäudes ablesbar.

Studien zufolge fördern naturnahe Umgebungen und biobasierte Materialien das Wohlbefinden, die Leistungsfähigkeit und die Gesundheit des Menschen. Eine Erkenntnis, die zeitlich ungefähr mit der Einsicht zusammenfiel, dass nachwachsende Rohstoffe dazu beitragen können, die CO2-intensive Baubranche zu dekarbonisieren. Holz als Baumaterial wirkt sich somit für den Menschen und für die Umwelt gleichermaßen positiv aus.

Beton trifft Holz 

Die LernWerkstatt Donau konnte in nur 18 Monaten in hybrider Bauweise errichtet werden. Das Erdgeschoss und der Erschließungskern sind in Beton ausgeführt, während die beiden Obergeschosse vorwiegend aus Holz bestehen. „Großzügige, verglaste Öffnungen in allen Geschossen verschmelzen Innen- und Außenraum und erlauben spektakuläre Blicke über die Donau“, heißt es vonseiten der Planer.

Im Fokus ihrer Überlegungen standen die Funktionalität und Energieeffizienz, sowie kurze Wege im Ausbildungsbetrieb. Der Y-förmige Grundriss des Neubaus trägt dem Rechnung und sorgt dafür, dass alle der 42 Einzelzimmer Donaublick haben. 

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Großzügige Loungebereiche stehen für das soziale Leben der Lehrlinge bereit.

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Alle 42 Einzelzimmer verfügen über einen unverstellten Blick auf die Donau.

Großzügige, verglaste Öffnungen in allen Geschossen verschmelzen Innen- und Außenraum und erlauben spektakuläre Blicke über die Donau.

Viereck Architekten

Abgesehen von den Unterkünften verfügt das Ausbildungszentrum über multifunktionale Unterrichtsräume und diverse gemeinschaftliche Bereiche. Dazu zählen Ruhezonen, Wohnzimmer, ein Fitnessraum und eine voll ausgestattete Kantine, die sich bei Bedarf auch zu einem Veranstaltungssaal umfunktionieren lässt. 

Ein Campus für die Kraftwerker 

Für den Bildungsbau erhielten Viereck Architekten mehrere Auszeichnungen, darunter den zweifachen Big See Award 2025, der ihnen sowohl für die Architektur als auch für das Interior Design verliehen wurde.

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Eine parkähnliche Anlage zwischen dem Neubau und der bestehenden Trainingswerkstatt schafft einen eigenen Campus.

Das neue Lehrlingsquartier befindet sich in unmittelbarer Nähe zu den bestehenden Trainingswerkstätten. Zwischen den beiden Bauteilen sorgt eine parkähnliche Anlage dafür, dass so etwas wie ein eigener Campus für die Ausbildung der künftigen „Kraftwerkerinnen und Kraftwerker“ entsteht. 

Am Standort Ybbs bietet der Verbund eine Doppelberufsausbildung an, die sowohl Elektro- als auch Metalltechnik umfasst. Österreichs größter Stromerzeuger setzt seit über 70 Jahren auf die betriebseigene Ausbildung von Lehrlingen. Mit dem Neubau hat das Unternehmen nach eigenen Angaben mehr als 12 Millionen Euro in den Ausbildungsstandort Niederösterreich investiert. Eine Wertanlage für die Zukunft, denn schließlich sind die Lehrlinge von heute die Fachkräfte von morgen.

Text: Gertraud Gerst
Fotos: VERBUND, Viereck Architekten

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