Durch schrittweise Erweiterungen ist die Georgeville Residence in Kanada zu einer regelrechten Großvilla mit drei Flügeln angewachsen. Mit den letzten beiden gut durchdachten Adaptierungen wurde das Architekturbüro 1628 Inc. beauftragt.

Manifestieren ist in den letzten Jahren zum „Buzz Word“ in der spirituellen Szene geworden. Die Technik setzt jedoch dazu an, auch die Welt des Business-Coachings zu erobern. Im Prinzip ist nichts Esoterisches daran, die Gedankenkraft bewusst zu nutzen, um Wünsche und Ziele zu erreichen. Ob man eventuelle Erfolge nun der Quantenphysik zuschreibt, oder der Idee, wonach wir mit unseren Gedanken und Emotionen Energie aussenden, die wiederum die uns umgebende Welt beeinflusst oder ob man einer simpleren Theorie nachhängt … Stimmt das Ergebnis, ist dies eigentlich irrelevant.

Rein dadurch, dass wir uns auf unsere Ziele fokussieren und dabei positive Emotionen wie Freude und Dankbarkeit kultivieren, können wir unsere Energie freudvoll nutzen, um unsere Wünsche in die Tat umzusetzen. Sie haben zumindest eine höhere Chance auf Realisierung, wenn wir den Zielen mehr Aufmerksamkeit schenken und den Worten Taten folgen lassen.

Großer Garten braucht großes Haus

Bei der Georgeville Residence in der Region Eastern Townships in Quebec dürfte es weder an der entsprechenden Planungsenergie noch an der Umsetzungsfreude oder gar am nötigen Kleingeld gemangelt haben. Ganz nach dem Motto: Ein großer Garten braucht ein großes Haus. Die ohnehin schon großzügige Bestandsvilla befand sich auf einem schönen Grundstück mit ringsum reichlich Wiese und Altbaumbestand. Die Parzelle öffnet sich nach Westen hin zur hügeligen, weiten Landschaft.

Georgeville Residence in Kanada wird mit einem weiteren Anbau zur Großvilla
Bei der ersten Renovierung und Erweiterung wurde bereits ein dreistöckiger Flügel angebaut. Mit dem zusätzlichen, großzügigen Anbau wurde neuerlich 1628 Inc. beauftragt.

Georgeville Residence: mit den Erweiterungen wurde zwei Mal 1628 Inc. beauftragt
Die Positionierung entlang der Nord-Süd-Achse gewährleistet Privatsphäre und den ungehinderten Blick auf die Wiese und die umliegenden Wälder.

Die Eigentümer, die das Haus schon seit mehreren Jahren besitzen, beauftragten das Architekturbüro 1628 Inc. im Jahr 2004 mit einer ersten Renovierung und Erweiterung des von den Vorbesitzern in den 1980er Jahren erbauten Hauses.

Das ursprüngliche Haus, auf der von Bäumen durchsetzten Wiese, war so konzipiert, dass es sich nahtlos in seine Umgebung einfügte. 2004 wurde die gesamte Außenhülle überprüft. Die Fenster wurden ausgetauscht, eine Isolierung angebracht, das Dach erneuert, die Mauern mit Naturstein verkleidet. Im Rahmen dieses Projekts wurde das Haus auch erweitert und ein dreistöckiger Flügel angebaut. Die Umbauten umfassten auch eine Sanierung und Renovierung der Innenräume.

Im Jahr 2021 reifte bei den Eigentümern die Idee, zusätzliche Räume für den Empfang und die Beherbergung von Gästen und Kollegen zu schaffen. Neuerlich wurde in der Folge 1628 beauftragt. Dieses neue Projekt umfasst ein Wohnzimmer, ein Esszimmer und eine Küchenzeile. Außerdem umgesetzt wurden: eine Dreifachgarage, ein Büro, ein Ruheraum und Abstellräume.

Sensibler Umgang mit dem Grundstück

Die Platzierung des neuen Flügels spiegelt einen sensiblen Umgang mit dem Grundstück wider. Durch die Positionierung entlang einer Nord-Süd-Achse sind die hinzugefügten Räume auf den Pool und die Außenbereiche ausgerichtet und gewährleisten einen ungehinderten Blick auf die Wiese und die umliegenden Wälder.

Der Pool wurde belassen, neu hinzugekommen sind ein japanischer Garten und ein Mineraliengarten.
Georgeville Residence: Der Pool wurde belassen, neu hinzugekommen sind ein japanisch inspirierter Garten und ein Mineraliengarten.

Eine geschwungene Struktur bildet den Verbindungskorridor
Für die Umsetzung der Erweiterung wurden auf jeder Seite des Hauses geschwungene, mit Glasbausteinen verkleidete Wände hochgezogen.

Für die Umsetzung der Erweiterung wurden auf jeder Seite des Hauses geschwungene, mit Glasbausteinen verkleidete Wände hochgezogen. Die im Innenhof befindlichen Gehwege, Bepflanzungen sowie der Swimmingpool wurden beibehalten.

Erweiterung von Ausblicken und Wohn-Erlebnissen

Der Vorschlag der Architekten von 1628 ist schon allein deshalb originell, da der Anbau an der Nordseite des bestehenden Komplexes die bestehenden Elemente sozusagen „umgeht“. Der neue Flügel ist damit bewusst abgesetzt und trägt auf diese Weise dazu bei, den Hinterhof abzuschließen – was wiederum der Privatsphäre dienlich ist und den Charakter des Grundstücks bewahren hilft.

Die Ausblicke auf die Außenbereiche des Gebäudes aus dem Inneren des Hauses heraus sind – beabsichtigt oder nicht – komplexer geworden.
Im mehrfach umschlossenen Hof sorgt ein japanisch inspirierter Garten plus ein Mineraliengarten für Inspiration und Kontemplation.

Das ursprüngliche Haus betonte die nach Westen gerichtete Aussicht auf die Wiese, wobei die Hauptwohnbereiche auf dieses Panorama ausgerichtet waren. Der neue Anbau respektiert und verstärkt diesen Ansatz, indem er verschiedene Perspektiven auf dem gesamten Grundstück bietet. Durch die großen Fenster in den neuen Wohnbereichen genießen die Gäste Ausblicke sowohl auf die Wiese als auch auf einen nahe gelegenen Laubbaumhain. Die wechselnden Jahreszeiten können so auch im Inneren miterlebt werden.

Funktionale und ästhetische Aufwertung

Auf der Nordseite bleibt das Waldgebiet weitgehend unberührt, so dass sein natürlicher Charakter erhalten bleibt. Ein Rasenstreifen und eine Böschung bilden einen sanften Übergang zum Wald und bilden einen Kontrast zwischen der offenen Wiese und den Bäumen.

Ein weiteres wichtiges Element: Die Ausblicke auf die Außenbereiche des Gebäudes aus dem Inneren des Hauses heraus sind – beabsichtigt oder nicht – komplexer geworden.
Die Ausblicke auf die Außenbereiche des Gebäudes aus dem Inneren des Hauses heraus sind komplexer geworden – was durchaus Charme hat.

Die Experten von 1628 Inc. haben bei der Erweiterung intime Außenbereiche vorgesehen, die den Grundriss des Hauses ergänzen. Dazu zählen unter anderem ein japanisch inspirierter Garten. Er befindet sich im von drei Seiten umschlossenen Innenhof, ist jedoch von verschiedenen Stellen des Hauses aus durch strategisch platzierte Fenster sichtbar.

Ein kontemplativer Mineraliengarten, der in der Nähe einer Wand aus Glasbausteinen angelegt wurde, ergänzt den Bereich, der zu Meditation und Kontemplation einlädt. Das Wechselspiel von Licht und Schatten während des Tages schafft gleichzeitig eine heitere Atmosphäre. Auch der Außenbeleuchtung wurde große Aufmerksamkeit gewidmet.

Verbindung aus Alt und Neu

Um die visuelle Kontinuität zu gewährleisten, verwendete 1628 Inc. bei der Erweiterung Materialien und Oberflächen, die an das ursprüngliche Haus erinnern. Die Steinverkleidung der Fassade stammt aus dem selben Steinbruch wie sie bei der ursprünglichen Renovierung verwendet wurde.

Um die visuelle Kontinuität zu gewährleisten, verwendete 1628 inc. bei der Erweiterung Materialien und Oberflächen, die an das ursprüngliche Haus erinnern.
Um die visuelle Kontinuität zu gewährleisten, verwendete 1628 Inc. bei der Erweiterung sowohl außen wie innen Materialien und Oberflächen, die an das ursprüngliche Haus erinnern.

Die Bäder sind mit Porzellanfliesen ausgestattet, deren Carrara-Marmor-Muster einen eleganten Touch versprühen.
Die Bäder sind mit Porzellanfliesen ausgestattet, deren Carrara-Marmor-Muster einen eleganten Touch hinein bringen.

In bestimmten Bereichen hingegen wurden kupferfarbene Aluminiumplatten angebracht. So konnte man eine gewisse Leichtigkeit in Textur und Optik herstellen. Diese ineinander greifenden Ziegel ergänzen das Mauerwerk und stellen ein Bindeglied zwischen Tradition und modernen Akzenten dar.

Wir haben einen Anbau geschaffen, der das ursprüngliche Haus kohärent ergänzt, so als wäre das Ganze in einem Zug gebaut worden. Die kupferfarbene Aluminiumverkleidung ergänzt den Stein der Fassade. Sie verleiht diesem Ensemble eine Leichtigkeit und Komplexität, die zeitlos bleibt. Sie respektiert die Ästhetik des Jahres 2004 und entwickelt sie gleichzeitig weiter.

François Parenteau, Architekt und CEO von 1628 inc.

Im Inneren hat 1628 Inc. den Ansatz beibehalten: Gestrichene Gipswände, gebeiztes Kirschbaumholz und polierte hellbraune Betonböden spiegeln die Materialien des ursprünglichen Hauses wider. Im Wohnzimmer bildet ein zentraler, mit Naturstein verkleideter Kamin den Mittelpunkt des Raumes. Die Bäder sind mit Porzellanfliesen ausgestattet, deren Carrara-Marmor-Muster einen eleganten Touch versprühen.

Spiel der Raumhöhen als Echo der Höhen der Baukörper

Die neuen Räume sind so angeordnet, dass sie maximal lichtdurchflutet sind. Der Korridor, der das ursprüngliche Haus mit dem Anbau verbindet, dient sowohl als funktionale Verbindung als auch als zweite Eingangshalle. Sein bogenförmiges Design gewährleistet Privatsphäre und schafft gleichzeitig einen klaren Übergang zum neuen Flügel.

Die unterschiedlichen Höhen der Baukörper sind im Inneren des Zubaus wiedergespiegelt durch die in unterschiedlichen Höhen abgehängten Decken.
Die unterschiedlichen Höhen der Baukörper sind im Inneren des Zubaus widergespiegelt durch die unterschiedlich hoch abgehängten Decken.

Im Inneren des Anbaus spiegelt das Spiel der Deckenhöhen die abgestuften Baukörper des Außenbereichs wider. Die Decke des Wohnzimmers steigt zu den hohen Fenstern hin an, die den Blick nach draußen ziehen. Im Gegensatz dazu ist die Decke in der Mitte des Raumes in der Nähe des Kamins abgesenkt.

1628 Inc. ist ein kreatives Unternehmen in den Bereichen Architektur, Design und Gartengestaltung. Es wurde 1998 von François Parenteau und Annie Charest gegründet und firmierte damals noch unter einem anderen Namen. 1628 Inc. führt Arbeiten im institutionellen, privaten, gewerblichen und industriellen Bereich aus.

Bei zahlreichen Projekten schon hat das kanadische Büro bewiesen, dass es nicht beim gedanklichen Manifestieren bleibt, sondern wohl durchdacht geplant und realisiert wird. Nur ein Beispiel von vielen ist etwa die Hovey Residence. Hier haben die Experten unter Federführung von Parenteau und Charest das Bestandsgebäude sensibel und nachhaltig revitalisiert und nachverdichtet.

Text: Linda Benkö
Fotos: Drew Hadley

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