Eine Kaserne wird zum Traumhaus
Autofrei, bezahlbar, farbenfroh: Die vom Büro MVRDV designte Anlage „Traumhaus Funari“ in Mannheim setzt ein vielseitiges Wohnquartier aufs Gelände der ehemaligen US-Kaserne. Mit viel Grün und Auswahlmöglichkeiten für künftige Bewohner.
Funari klingt asiatisch, ist aber Teil einer spannenden Stadtentwicklung in Mannheim. Und „Traumhaus“ steht in diesem Fall nicht nur fürs ideale Eigenheim, weil es sich zugleich um einen Firmennamen handelt: Der Fertighaus-Anbieter Traumhaus fungiert als Entwickler der Wohnanlage „Traumhaus Funari“, die jetzt auf dem Gelände der ehemaligen US-Kaserne – im neuen Franklin-Quartier – errichtet wird. Ein zukunftsorientiertes Projekt, das in der Tat Wohnträume erfüllen soll. Schließlich wurde es vom renommierten niederländischen Büro MVRDV entworfen. Und das Entwickler-Unternehmen ist bekannt für serienmäßig hergestellte, standardisierte Elemente, die erschwinglichen, aber hochwertigen Wohnraum schaffen.
Ein neuer Stadtteil entsteht
Die Gesamtfläche der Franklin-Neubebauung ist so groß wie die Mannheimer Innenstadt. Auf 1,4 Millionen Quadratmetern wächst seit 2015 ein moderner Stadtteil für rund 9.000 Menschen. Mit einem Mix aus Wohnraum, Arbeitsmöglichkeiten, Grünflächen, Freizeit- und Bildungsangeboten. „Traumhaus Funari“ umfasst 27.000 Quadratmeter des Areals und fokussiert auf leistbare Wohnqualität. Der Grundstein wurde am 15. Juli gelegt. Die Bauarbeiten sind bereits im Gange.
Das Design beinhaltet eine Reihe von Optionen und Regeln, die vielfältige Architektur fördern. Die künftigen Bewohner sollen dadurch die Möglichkeit bekommen, individuell zu entscheiden, wie ihr Zuhause aussehen soll.
Viel Auswahl für Bewohner
Der Entwurf für „Traumhaus Funari“ erweitert den standardisierten Ansatz des Fertighaus-Herstellers, indem er einen Katalog von Wohnungstypologien schafft: Unzählige Variationen der ursprünglichen Traumhaus-Basismodelle stehen zur Wahl. Eine breite Palette von wunschgemäß kombinierbaren Materialien, Größen, Innenaufteilungen und Verbindungen nach außen. Wobei jede Variante wiederum neue Optionen bietet.
Der Variantenreichtum der „Traumhaus“ Anlage soll Nutzer verschiedenster Budget- und Lebenssituation ansprechen. Auch was die Optik betrifft, ist für Abwechslung gesorgt: Eine große Auswahl an Traumhaus Designs mit individuellen Stilen steht zur Verfügung. Von Stelzenhäusern bis zu solchen mit bunt bedruckten Fassaden.
Jedem sein „Traumhaus“
MVRDVs Pläne sind dazu gedacht, das Wohnquartier für möglichst viele Interessensgruppen attraktiv zu machen. In der Hoffnung, dadurch eine integrative, vielfältige Gemeinschaft zu schaffen. Eine, in der Individualität und Lebensqualität an erster Stelle stehen. Familien, die ökologischen Lebensstil bevorzugen, können Häuser mit grünen Fassaden wählen. Wer außergewöhnliches Design liebt, kann sich für bunte, gemusterte Häuser entscheiden. Für Outdoor-Fans stehen erhöhte Bauten zur Verfügung, deren Erdgeschoss Extra-Freiraum bietet. Und auf Senioren oder Menschen mit Bewegungseinschränkung warten ebenerdige Angebote.
Auch bei den beiden größeren Wohnblöcken setzen die Architekten der „Traumhaus Funari“ Siedlung auf Inklusion und Vielfalt. Zum Beispiel mit Wohnungen, die speziell auf die Bedürfnisse von Studenten zugeschnitten sind. Und mit solchen, die Menschen mit Behinderung Barrierefreiheit sichern. Insgesamt erweitert der Masterplan den Stadtteil Franklin um 124 Einfamilienhäuser und 26 Wohnungen.
„Traumhaus hat bereits gezeigt, wie ein systematischer Bauansatz die Erschwinglichkeit und Zugänglichkeit im Wohnungsbau erhöhen kann“, erklärt MVRDV-Gründungspartner Winy Maas. Funari soll noch einen Schritt weitergehen. Es soll zu einem Modell werden, das diese Erschwinglichkeit beibehält, zugleich jedoch zeitgemäße Erwartungen in Sachen Lebensstil erfüllt.
Nachhaltig und sozial
Das Wohnquartier soll alles bieten, was man sich gemeinhin vom Leben in einem Vorort oder Dorf erhofft. Dies und mehr, wie Maas formuliert: „Damit schaffen wir etwas, das nachhaltiger und sozialer ist. Ein Modell, das in ganz Deutschland und darüber hinaus repliziert werden kann. Zum Nutzen aller. Vom Traumhaus zur Traumwelt“.
Dass ausgedehnte Grünflächen dabei nicht fehlen dürfen, liegt auf der Hand. So umgibt und durchdringt ein Park das „Traumhaus Funari“ Gelände. Dieser wird durch ein Netz von Fußwegen in die Nachbarschaft eingebunden. Weil die gesamte Wohnsiedlung autofrei bleiben soll, werden die Parkplätze mittels weitläufiger Tiefgarage unter die Erde verlegt. „Überirdisch“ laden indes Sportparks, Obstalleen, Gärten und andere Freiflächen die Bewohner zu Outdoor-Genuss ein.
Farbenpracht für Mensch & Tier
Zudem sorgen die Architekten nicht allein durch bunte Haus-Varianten für Farbe im Quartier. Auch die Landschaftsgestaltung trägt mit speziell für diesen Zweck ausgewählten Pflanzen dazu bei. Das schöne Plus: Die leuchtende Blütenpracht fördert obendrein die Biodiversität. Und die verschiedenen Wohntypen geben den Bewohnern die Möglichkeit, ihre eigenen Gärten nach Lust und Laune zu gestalten.
Für das Büro MVRDV ist „Traumhaus Funari“ nicht das einzige Projekt in Mannheims neuem Stadtteil: Die Niederländer haben nämlich auch den Abschnitt „Franklin Mitte“ entworfen. Dieser Masterplan gestaltet eine Fläche von 41 Hektar. Anstelle abgerissener Kasernen entstehen dort ein grüner Hügel und vier markante Wohnhäuser, die das Wort „HOME“ bilden. Die Detailpläne zur Grünzone und zu zwei der neuen Gebäude arbeitet das Team selbst aus. Die beiden anderen sowie weitere Neubauten werden von anderen Architekturbüros designt.
Gefragtes Architekten-Team
Zeitgleich erntet MVRDVs Arbeit aktuell quasi rund um die Welt Applaus. Von der „gestapelten“ Anlage in Shenzhen und einem faszinierenden Teil des „Mission Rock“ Projekts in San Francisco bis zum Hochhaus „The Sax“ in Rotterdam: Die Architekten beeindrucken mit nachhaltigen, achtsamen Designs. Ihre Pläne für Mannheim stellen also absolut Besonderes in Aussicht.
Kleine „Aufklärung“ zu guter Letzt: Robert Funari jr. (geboren 1925 in Trenton, New Jersey, verstorben im April 1945 in Heilbronn) war Private First Class im 398th Infantery Regiment der US-Armee. Mannheim hat er nur auf dem Durchmarsch erlebt. Dass der junge Mann zum Namensgeber der „Funari Barracks“ im dortigen Stützpunkt wurde, ist dem Wunsch der USA geschuldet, ihr demokratisches Gesellschaftsverständnis zu unterstreichen. Stellvertretend für die vielen alliierten Soldaten, die im Kampf gegen das Hitler-Regime ihr Leben ließen, wurde Funari diese Ehre zuteil. Und so kommt es nun, dass auch eine visonäre Wohnsiedlung auf jenem Boden nach ihm benannt ist, von dessen Befreiung einst so viele träumten: „Traumhaus Funari“.
Text: Elisabeth Schneyder
Bilder: MVRDV, Antonio Luca Coco, Pavlos Ventouris, Matteo Artico