Schön, schöner, Jacquemus!
Die Luxusmodemarke Jacquemus hat sich in Zusammenarbeit mit AMO, dem Schwesternbüro von OMA, ein einzigartiges Konzept für vier seiner Stores überlegt. Ein Konzept, das dafür sorgt, dass die Stores nicht unterschiedlicher und gleichzeitig nicht ähnlicher sein könnten.
Der Name Jacquemus steht in der Luxusmodenwelt für moderne, puristische und minimalistische Mode für Frauen und Männer. Mode, deren Prêt-à-Porter- und Accessoire-Kollektionen für Leichtigkeit und Lebensfreude steht. Mode, die ihren Ursprung im Jahr 2009 findet. Jenem Jahr, in dem das Label von Simon Porte-Jacquemus in Paris gegründet wurde, der es nach dem Mädchennamen seiner verstorbenen Mutter benannt hatte.
Vier Stores, eine Idee
Nun hat das Luxusmodelabel in Zusammenarbeit mit AMO, dem Schwesternbüro von OMA in Rotterdam, vier Stores gestaltet. Stores, die sich jeweils in einem Luxuskaufhaus in drei Städten befinden: den Pariser Galeries Lafayette, dem Dubai Mall sowie Harvey Nichols und Selfridges in London.
Eine Gemeinsamkeit macht die Stores so besonders: Für jedes Design wurde ein einziges spezifisches Material ausgewählt, das den Raum vom Boden bis zur Decke definiert. Inspiration holte sich das Architekturbüro unter der Leitung von Ellen van Loon dabei insbesondere von der Arbeit der französischen Bildhauerin Valentine Schlegel, die für ihre organischen Keramik-Formen bekannt ist.
Ein Paradies in Paris
So hat sich das Architekten-Team in Paris für cremefarbene Kissen aus Leinenstoff entschieden, die Wände, Türen und Ausstellungsregale formen. Der ganze Store ist im wahrsten Sinne des Wortes ausgepolstert. Regale, Wände, Möbelstücke – sie alle sind aus Kissen errichtet. Übereinandergestapelte Pölster bilden Sitzgelegenheiten, in die Wände eingelassene Kissen-Nischen oder in den Raum Kissen-Regale bilden Ausstellungsflächen für Taschen & Co. Sogar die Vorhänge der Umkleidekabinen wurden aus flachen Pölstern hergestellt.
Ein Vorteil des Designs: Für die Akustik des Raumes ist die Polsterung ideal. Aufgrund der gefilterten Umgebungsgeräusche entsteht eine ruhige, entspannte Atmosphäre. Laut Ellen van Loon solle man „die Leichtigkeit und den Komfort eines im Bett verbrachten Tages“ auf den insgesamt 60 Quadratmetern Verkaufsfläche finden.
Ton in Ton in London
Standortwechsel nach London. Hier findet man auf 82 Quadratmetern im Kaufhaus Selfridges auf der Oxford Street einen Store aus einem Material, das AMO als Terracruda bezeichnet: einem Material auf Lehmbasis – Inspiriert von der südfranzösischen Provence, der Herkunftsregion von Simon Porte-Jacquemus. Prägten in Paris die Kissen den Store, sind es hier kubische Formen, die dominieren. Aus den Wänden entspringen stufenartige Wandvorsprünge, auf denen Taschen und andere Accessoires ausgestellt werden.
Sogar die Sitzgelegenheiten und Tische im Raum sind in Handarbeiten aus Terracruda gefertigt. Die Kombination aus runden und kantigen Formen im erdigen Farbton lässt die Fläche des Stores sehr einladend und gemütlich wirken.
Zwei Kilometer südwestlich, im Luxuskaufhaus Harvey Nichols, ist der zweite Londoner Jacquemus-Standort wiederum ganz in Weiß gehalten. Weißer Kalkstein in ovaler und runder Ausführung prägt diesen Store; gerade Linien haben hier Seltenheit – bei Sitzgelegenheiten, Tischen und Spiegel. Auch vor Wänden und Decke macht das Konzept nicht Halt: Der gesamte Raum weist eine ellipsenförmige Geometrie auf.
Allerlei in Dubai
In der Dubai Mall schließlich entwarf das Architektur-Team monochrome Räume. Auch hier ist fast die ganze Verkaufsfläche in Weiß gehalten – errichtet aus Lehm, Stein oder Holz. Der gesamte Store teilt sich in vier Bereiche auf, die Bögen voneinander trennen. Trotz der Ähnlichkeit zu den Standorten in Paris und London gibt es hier einen entscheidenden Unterschied: Der Store in Dubai ist mit französischer Kunst und Dekoration ausgestattet, wie Stühle des Designers Jean Royère oder Keramik von Le Chene Vert.
Vier Stores, mit einer Idee, die das Einkaufserlebnis der Gäste zu etwas ganz Besonderem macht. Vier Orte, an denen man sich wohlfühlen – und viel Geld ausgeben kann.
Text: Resi Reiner
Fotos: Benoit Florençon