Ipai, ein Hotspot für KI-Innovation. (Bild: MVRDV)
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Ein Hotspot für KI-Innovation

Ein neuartiger Campus in Heilbronn soll die Entwicklung von KI-Technologie vorantreiben: Das Stadtquartier Ipai (Innovation Park Artificial Intelligence), das Wirtschaft, Wissenschaft und Öffentlichkeit in einem lebenswert-nachhaltigen Ökosystem zusammenführt.

Noch ist am Standort in Heilbronn nichts vom spannenden Projekt zu spüren, das zum europaweit einzigartigen Hotspot für KI-Innovationen geraten soll. Eigentlich schade. Schließlich ist das Thema „künstliche Intelligenz“ gerade jetzt – befeuert durch die Diskussionen um ChatGPT – in aller Munde. Allerdings: Mit dem Finale des Architektur-Wettbewerbs für den kurz Ipai genannten „Innovation Park Artificial Intelligence“ wurde jüngst ein weiterer Schritt gesetzt: Der Masterplan des niederländischen Büros MVRDV machte das Rennen.

Stadtquartier als Forschung-Turbo

Die Vorarbeiten fürs 23 Hektar umfassende Gesamtvorhaben gehen somit in die nächste Phase. Was ab 2024 auf dem Heilbronner Areal Steinäcker gebaut wird, ist dazu gedacht, die Entwicklung künstlicher Intelligenz voranzutreiben. Und zwar quasi mit vereinten Kräften, in einem Stadtquartier, das fruchtbare Kooperation in lebenswertem Umfeld fördert. 

Nachhaltig, grün & lebenswert

Von MVRDV grün und nachhaltig designt, wird Ipai ein Mixed-Use Projekt besonderer Art. Unternehmenscampus, Labore, Start-up- und Kommunikationszentren, Wohnungen, Lokale, Geschäfte, Kindergarten, Freizeit- und Erholungsangebote: All dies und mehr steht auf dem Plan. 

 

Runde Sache: Der neue Ipai Campus in Heilbronn soll beste Arbeitsbedingungen, aber auch Lebensqualität vom Feinsten bieten. (Bild: MVRDV)
Runde Sache: Der Ipai Campus soll beste Arbeitsbedingungen, aber auch Lebensqualität vom Feinsten bieten.

Der Campus ist sowohl als attraktiver Arbeitsort, als auch als Ziel für interessierte Besucher konzipiert. Und nicht nur das. Der von MVRDV für das Ipai Konsortium unter der Leitung der Stadt Heilbronn und der Dieter Schwarz Stiftung entwickelte Entwurf verfolgt ein großes Ziel: Das Innovationsquartier soll mit weltbekannten Technologiezentren von Silicon Valley bis Shenzhen konkurrieren können. 

„Netzwirksam“ designt

Den Wunsch nach unverwechselbar kühner Form erfüllen die Architekten schon mit der Entscheidung, die Gebäude des Masterplans in einem klar begrenzten Kreis zu organisieren. Denn dadurch wird der Campus auch digital via Google Maps sofort erkennbar sein.

Markanter Teil der Planung ist auch ein 1,2 Kilometer langer Rundweg, der das vorgesehene Ipai Areal umfasst. Er schafft eine Verbindung zur umliegenden Landschaft und bietet viele Möglichkeiten zur Freizeitgestaltung. Dazu zählen etwa eine Sprintstrecke, ein Skatepark, eine Tribüne und Aussichtspunkte in die Umgebung. 

Lageplan des Ipai Campus: Inmitten von viel Grün ein Kreis, in dem sich alles um KI-Entwicklung dreht. (Bild: MVRDV / LOLA)
Ipai-Lageplan: Inmitten von viel Grün ein Kreis, in dem sich alles um KI-Entwicklung dreht.

Innerhalb der Idealform ist MVRDVs Masterplan schlicht und flexibel. Zwei außermittige grüne Achsen strukturieren das Quartier: Der historische Römerweg, der die Hauptachse in Nord-Süd-Richtung bildet. Und der Sport- und Freizeitkorridor, der eine Reihe von Sportplätzen in Ost-West-Richtung platziert.

Von dezent bis ikonisch

Die meisten Gebäude zeichnet das MVRDV-Team mit einfacher, rechteckiger Form und einheitlicher Höhe von 27 Metern. Modulare Bauweise ermöglicht effiziente Errichtung und verleiht den verschiedenen Einheiten optische Gemeinsamkeit. Im Herzen des Plans jedoch stechen mehrere „Specials“ hervor. Mit außergewöhnlicher Typologie, ikonischen Formen und höheren Strukturen werden sie die Skyline des Ipai Campus prägen.

Die Entwicklungen, die wir in jüngster Zeit im Bereich der künstlichen Intelligenz gesehen haben, verlangen nach Aufmerksamkeit. Von allen und in allen Bereichen des Lebens.

Jacob van Rijs, MVRDV Gründungspartner

Der „Innovation Park Artificial Intelligence“ ist auch als attraktiver Treffpunkt für die Öffentlichkeit konzipiert. (Bild: MVRDV)
Der „Innovation Park Artificial Intelligence“ ist auch als attraktiver Treffpunkt für die Öffentlichkeit konzipiert.

Den attraktiven Mittelpunkt bildet das Kommunikationszentrum: Ein runder, auf dem zentralen Platz positionierter Turm mit einer Medienfassade. Dort soll der Öffentlichkeit Information über die Arbeit auf dem Campus geboten werden. Außerdem stehen Veranstaltungsräume, Ausstellungen, Konferenzen sowie ein Besucher- und Schulungszentrum auf dem in Kooperation mit REALACE aus Berlin konzipierten Nutzungsplan.

KI-Innovation & Info für alle

„Die Entwicklungen, die wir in jüngster Zeit im Bereich der künstlichen Intelligenz gesehen haben, verlangen nach Aufmerksamkeit. Von allen und in allen Bereichen des Lebens. Mit diesem Entwurf tragen wir dazu bei“, stellt MVRDV Gründungspartner Jacob van Rijs fest. Die markante Optik des Ipai Campus werde mithelfen, das Projekt international bekannt zu machen und Talente von Weltrang nach Heilbronn zu locken: „Die einladende, einnehmende Atmosphäre und das erkennbare Erscheinungsbild machen diesen Ort zu einem Ziel, an dem sich die Menschen den Möglichkeiten dieser Technologie widmen können.“

Natur, die Forschung unterstützt

Durch die kompakte Form, die MVRDVs Masterplan dem Ipai Campus verleiht, steht ein großer Teil des Gesamtgeländes für erbauliches Grün zur Verfügung. Und dort soll die bestehende natürliche Vegetation künftig noch intensiver als bisher gedeihen. 

Landschaftsplanung mit KI-Bezug: Ipai bekommt Test-Zonen für neue biologische und landwirtschaftliche Technologien. (Bild: MVRDV)
Landschaftsplanung mit KI-Bezug: Ipai bekommt Test-Zonen für neue biologische und landwirtschaftliche Technologien. 

Die entsprechende Landschaftsplanung haben die niederländischen Spezialisten von LOLA Landscape Architects übernommen. Mit einem parametrisch entwickelten Konzept – und mit KI-Bezug im Blick: In einem Teil des Heilbronner Grünlands werden Wälder, Obstwiesen und Weiden wachsen, die Testfelder für biologische und landwirtschaftliche KI-Technologien bieten. 

Im Fokus: Umwelt und Zukunft

Die Einbindung der Natur ist allerdings auch ein Element der Nachhaltigkeitsstrategie des Masterplans: Das CO2 bindende Grün soll den ökologischen Fußabdruck des Projekts maßgeblich positiv beeinflussen. Und intelligentes, nachhaltiges Regenwasser-Management wird dem Mikroklima nützen.

Klimaneutral ab 2030

Die Planer gehen davon aus, dass der Energieverbrauch des Campus im Betrieb um etwa 80 Prozent niedriger ausfallen wird als jener typischer Anlagen gleicher Größe. Im Einklang mit den Klimazielen der Stadt Heilbronn wird derzeit weiter getüftelt, um ab 2030 klimaneutralen Betrieb des Quartiers zu sichern.

Zur Senkung des Energiebedarfs werden bioklimatische Fassaden und energieeffiziente Haustechnik beitragen. Außerdem sind vor Ort Windturbinen und Sonnenkollektoren vorgesehen, die erneuerbare Energie erzeugen. Ebenso, wie Batterien zu deren Speicherung.

Der Ipai Campus, ein Hotspot für KI-Innovation, soll ab 2024 in Heilbronn entstehen. (Bild: MVRDV)

Der Heiz- und Kühlbedarf des Ipai Campus wird laut Plan mittels Geothermie sowie Wärme- und Kältespeicher im Boden gedeckt. Durch den in den Gebäuden gebundenen Kohlenstoff (einschließlich durch Aufforstung der Landschaft gespeichertes CO2), soll das Projekt über seine gesamte Lebensdauer hinweg zu 100 Prozent kohlenstoffneutral sein.

Luftig, ruhig und autofrei

Die strategisch versetzten Gebäude ermöglichen ausreichende Windströmung zur Kühlung im Sommer. Zugleich schafft ihre Positionierung Lärmbarrieren. Wobei: Belästigung durch Verkehrslärm im neuen KI-Quartier brauchen die künftigen Nutzer nicht zu fürchten. Denn der autofrei konzipierte öffentliche Raum bleibt Fußgängern, Radfahrern und intelligenter Mikromobilität vorbehalten. Und der Zugang zu einem smarten Logistiksystem und zu Parkplätzen liegt unterhalb des Ipai Areals.

Der Innovation Park Artificial Intelligence wird einen entscheidenden Beitrag dazu leisten, dass Baden-Württemberg bei der Kommerzialisierung ethisch-verantwortungsvoller KI weltweit ganz vorne mitspielen kann.

Nicole Hoffmeister-Kraut, Wirtschaftsministerin Baden-Württemberg

Die Bauarbeiten auf dem Areal Steinäcker in Heilbronn werden 2024 beginnen. Ende 2026 sollen ersten Gebäude des Ipai Campus bezugsfertig sein. (Bild: MVRDV)
Die Bauarbeiten auf dem Areal Steinäcker in Heilbronn werden 2024 beginnen. Ende 2026 sollen ersten Gebäude des Ipai Campus bezugsfertig sein.

Baden-Württembergs Wirtschafts-, Arbeits- und Tourismus-Ministerin Nicole Hoffmeister-Kraut setzt große Hoffnungen aufs Ipai Vorhaben: „Innovation braucht Raum. Raum für Vernetzung, Zusammenarbeit und Kreativität. Ich bin tief beeindruckt, wie spektakulär die Architekten diese Vision umgesetzt haben. Der Innovation Park Artificial Intelligence wird einen entscheidenden Beitrag leisten, damit Baden-Württemberg bei der Kommerzialisierung ethisch-verantwortungsvoller KI weltweit ganz vorne mitspielen kann.“

Siegerentwurf „spiegelt Ipai Ökosystem“

MVRDVs Entwurf für den zukünftigen KI-Hotspot setzte sich im Finale des internationalen Wettbewerbs gegen jene der Konkurrenten Herzog & de Meuron, OMA und Wulf Architekten durch. Der flexible, individuelle Ansatz spielte laut offizieller Ipai Website dabei eine entscheidende Rolle. Zudem heißt es dort: „Einladende Freiräume, unterschiedliche Gebäudetypologien und architektonische Ausdrucksformen spiegeln die Vielfalt des Ipai Ökosystems wider.“

Meister zukunftsfitter Planung

Dass sich die niederländischen Architekten darauf verstehen, große Vorhaben auf innovativ-kreative und nachhaltige Art im Sinne der Auftraggeber zu gestalten, hat ihnen längst globales Renommee beschert. Man denke nur an die „Oasis Towers“, die ein Tal ersehnten Grüns ins Häusermeer der chinesischen Großstadt Nanjing setzen. Und dass das MVRDV Team weiß, was kluge Köpfe bei Erforschung und Entwicklung zukunftswichtiger Lösungen brauchen, beweist ihr Design des Büro- und Labor-Komplexes „Matrix One“ in Amsterdam. 

Grund genug, auf das Projekt gespannt zu sein, das Heilbronn zum Top-AI-Innovationszentrum Europas machen soll. Auch wenn der Weg vom Masterplan bis zum eröffnungsreifen Ipai Campus noch weit ist und die KI-Entwicklung längst auf Hochtouren läuft. Immerhin: Die ersten Gebäude sollen Ende 2026 bezugsfertig werden.

Text: Elisabeth Schneyder
Bilder: MVRDV

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