Industrielle Kulisse, modischer Glanz
Für die Modemarke Insilence entwarf das südkoreanische Studio design by 83 einen zweiten Flagshipstore in der Hauptstadt Seoul – und erschuf einen Ort mit industrieller Atmosphäre und modischem Flair.
Seoungsu-dong ist das wohl hippeste Viertel in Seoul. Während sich hier früher etliche Hersteller samt ihren Fabriken ansiedelten, dienen die damaligen Industriekomplexe heute als einzigartige Kulisse für die verschiedensten Cafés, Geschäfte und Kultureinrichtungen. Das Potenzial des Viertels erkennen auch zahlreiche Modelabels – und so wird Seoungsu-dong ein Hotspot für luxuriöse Top-Marken und aufstrebende lokale Brands.
Aus alt mach neu
Kein Wunder also, dass genau hier der zweite Flagshipstore der südkoreanischen Marke Insilence eröffnet werden soll. Das Label erhält damit neben dem Flagship Store im Stadtviertel Hannam-dong sowie 14 weiteren Filialen in verschiedenen koreanischen Städten ein neues Vorzeigeobjekt. Einen, der die Essenz der Umgebung und die des Modelabels perfekt vereinen soll. Ist er doch auf der Yeonmujang Straße gelegen, die sich in den 1960er Jahren als Seongsu Handmade Shoe Street (Straße der handgefertigten Schuhe) etablierte. Von den damals knapp 1.000 Schuhfabriken bleiben die Fassaden und das industrielle Flair erhalten, das nun auch das südkoreanische Studio design by 83 für sich nutzen möchte.
Unter dem Motto „Rebuild“ sollen hier auf 123 Quadratmetern die Akzente der Vergangenheit mit dem modernen Einrichtungsstil des Architekturbüros und der Mode von Insilence verschmelzen. Gleichzeitig ist der Laden eine Hommage an das Viertel, das sich in Vergangenheit mit industriellen Erfolgen schmücken konnte – und sich nun erneut beweisen kann. „Er spiegelt eine Mischung aus Alt und Neu wider und fängt die Essenz des Seongsu-Gebiets ein“, so design by 83 über den Flagshipstore. Das Studio aus Busan, der zweitgrößten Stadt Südkoreas, hatte bereits den ersten Flagshipstore des Modelabels konzipiert.
Grau über grau
Bei Betreten des Ladens ist klar: Das ist keine typische Verkaufsfläche. Der unregelmäßige Weg durch den Raum erinnert viel mehr an eine Kunstausstellung. Dabei verwenden die Architekten eine Reihe an Materialien: die gealterten und abgenutzten Betonböden und -wände, Metalle, Teppiche und PC-Panels. Vereint werden diese verschiedenen Texturen durch ein einheitliches Grau, das sich durch den ganzen Raum durchzieht.
Die Beleuchtungsschienen an der Decke führen Besuchende durch den asymmetrisch angeordneten Laden. Jede Leuchte ist dabei genauestens platziert und soll die kunstvolle Ästhetik des Raums unterstützen. Und diesen optisch erweitern. Auch die strategisch platzierten Möbelstücke – ebenfalls grau – unterstützen das künstlerische Ambiente der Fläche. Sie bieten einen Einblick in die Möglichkeiten des Ladens: Künftig ebenfalls als Gastronomiebereich genutzt zu werden.
Am Zahn der Zeit
Der Flagshipstore in Seongsu ist für Insilence ein entscheidender Meilenstein. Die Architekten erklären dazu: „Dieses neue Geschäft zeigt den mutigen Schritt von Insilence weg vom Konventionellen, indem es neue Verbindungen schafft und sich in verschiedenen Formen und Strategien ausbreitet“. Das 2013 gegründete Label stammt aus der südkoreanischen Hauptstadt Seoul und versucht durch seine Mode den Vibe der heutigen Zeit einzufangen. Mit Erfolg, denn Insilence wird von zahlreichen koreanischen Berühmtheiten getragen. Dazu kommt, dass K-Fashion, die offizielle Bezeichnung für den urbane Modestil Südkoreas, heutzutage in aller Munde ist.
Das Studio design by 83 zeigt mit diesem Laden die neuen Möglichkeiten auf, nicht nur für die Marke, sondern auch für das einst so „produktive“ Viertel. „Der aus einer Vielzahl von Materialien gefertigte Raum ist wie ein einheitliches Kunstwerk gestaltet. Er verkörpert die Stimmung in Seongsu-dong, das für die grenzenlosen Möglichkeiten der MZ-Generation bekannt ist“, so das Architekturbüro. Mit dem Seongsu Store statuieren sie ein raffiniertes Exempel, wie Vergangenheit und Zukunft durch Kunst, Mode und Architektur eins werden.
Text: Katarina Andraschko
Bilder: Donggyu Kim