Im grünen Herzen des Schoko-Riesen
Die Barry Callebaut Gruppe ist weltweit führend bei hochwertigen Schokoladen- und Kakaoprodukten. Im neuen Hauptsitz in Zürich stehen Geschmacksvielfalt und Nachhaltigkeit genauso am Programm wie Wohlgefühl am Arbeitsplatz und Upcycling von Materialien.
Ein Klischee hat meist keinen besonders guten Ruf. Darum sollten wir damit auch nicht allzu freigiebig sein. Aber wenn es um nationaltypische Produkte geht, fallen uns zur Schweiz halt meist spontan die Uhr, das Taschenmesser und die Schokolade ein. Vielleicht noch das Alphorn – doch so eins haben nur wenige von uns zuhause, wenn wir ehrlich sind.
Ein süßer Milliarden-Player
Dass Schokolade „Made in Switzerland“ weltweit höchstes Ansehen genießt, ist kein Klischee, sondern Fakt. Weniger bekannt dürfte sein, dass die Barry Callebaut Gruppe mit einem Jahresumsatz von fast sieben Milliarden Euro die global führende Herstellerin von Gourmetschokolade und Spezialitätenprodukten ist.
Das liegt daran, dass man sich als B2B-Company vor allem auf Nahrungsmittelhersteller sowie gewerbliche und professionelle Anwender wie Chocolatiers, Confiseure, Bäcker, Hotels, Restaurants oder Cateringunternehmen konzentriert. Die Gourmetkunden werden etwa mit Produkten der Marken Callebaut®, Cacao Barry®, Carma® und dem Dekorations-Spezialisten Mona Lisa® versorgt. Zudem gibt es noch eine Vielzahl weiterer Brands im Portfolio.
Ein Hauptquartier mit Brückenfunktion
Aber kommen wir zum eigentlichen Thema, denn Barry Callebaut hat 2021 seinen Hauptsitz in den neugebauten ATMOS Business Park in Zürich-West verlegt. Für die Gestaltung der top-modernen Büroräumlichkeiten hat man das Schweizer Architekturbüro Evolution Design beauftragt.
Schokolade ist ein Produkt, für das die meisten Menschen eine große Leidenschaft hegen.
Fabian Stierli, Vizepräsident für Osteuropa, den Nahen Osten und Afrika bei Barry Callebaut
Die Vision des Auftraggebers war es, einen spannenden Ort zum Leben und Arbeiten zu schaffen. „Wir wollten eine starke Verbindung zu unserer Kultur aufbauen und unsere Produkte präsentieren. Schließlich ist Schokolade ein Produkt, für das die meisten Menschen eine große Leidenschaft hegen. Wir wollten also eine Brücke zwischen unseren Mitarbeitern, unseren Kunden und unseren Produkten schlagen“, erklärt Fabian Stierli, Vizepräsident für Osteuropa, den Nahen Osten und Afrika bei Barry Callebaut.
Barry Callebaut – Am Puls der Nachhaltigkeit
Entsprechend der generellen Unternehmens- und Wachstumsstrategie des Schoko-Riesen wurde beim Arbeitsplatzkonzept ein besonderes Augenmerk auf Nachhaltigkeit und Wohlbefinden gelegt. So wurden umweltfreundliche, zertifizierte und upgecycelte Materialien zusammen mit Innenraumbegrünung verwendet, um eine gesunde, produktive und angenehme Raumatmosphäre zu schaffen.
Das heißt im Detail: Speziell ausgewählte, sauerstofferzeugende Pflanzen ermöglichen in Kombination mit Sensoren und dank entsprechender Datenerhebung die Steuerung sowie automatische Anpassung des Innenklimas. „Dafür wurden maßgeschneiderte Nachhaltigkeitsstandards entwickelt, um projektrelevante Benchmarks für optimale Lichtverhältnisse, Raumluftqualität, Raumtemperatur, Lärmpegel und Umweltbelastung zu erreichen“, wie man bei Evolution Design hervorhebt.
Aromen räumlich gestaltet
Eine weitere Aufgabe bestand darin, eine Verbindung zu den Süßwaren herzustellen. Dafür entwarfen die Architekten ein Designkonzept, das die Vielfalt der Geschmacksrichtungen, Aromen und Texturen von Kakaoprodukten reflektiert sowie den Firmenethos in Bezug auf Nachhaltigkeit, Innovation und sensorischer Genusserfahrung widerspiegelt.
Um all dem gerecht zu werden, kamen Texturen aus Holz und verschiedenen Stoffen ebenso zum Einsatz wie erdige Farben und natürliche Materialien. Zum Beispiel besteht der Bodenbelag aus upgecycelten Kakaoschalen. Auch Kork und Moos fanden Verwendung. Dazu gibt es Tapeten, deren natürliche Färbung aus den Blüten von Saflor (Färberdistel) stammt.
Design als Sprache
„Wir haben Barry Callebauts Kernwerte verschiedenen Bereichen im gesamten Büro zugeordnet und eine maßgeschneiderte Sprache aus Materialien, Farben, Mustern, Haptik und Grafik geschaffen. Dieser Ansatz erzeugt eine Arbeitswelt mit großer Vielfalt und Auswahl, und bringt gleichzeitig die Leidenschaft und Werte zum Ausdruck, welche die Mitarbeitenden bei Barry Callebaut teilen und auf die sie stolz sind“, beschreibt Stefan Camenzind, Executive Director von Evolution Design, das gestalterische Leitmotiv.
Eine der größten Herausforderungen des Projekts bestand darin, den Austausch der Mitarbeiter zwischen den drei Etagen zu fördern, die Barry Callebaut in dem mehrstöckigen Gebäude belegt. Evolution Design hat auf diese Herausforderung reagiert, indem es interne Treppen eingebaut hat, um die zentralen Hubs auf jeder Etage miteinander zu verbinden.
Mottos und Kaffeepausen
Jedes dieser Zentren hat seine eigene, unverwechselbare Inneneinrichtung und Farbpalette, die Themen wie „We Care“, „We Craft“, „We Transform“ und „We Live Taste“ entsprechen. Damit werden auch die Grundüberzeugungen von Barry Callebaut repräsentiert. Diese Hubs dienen in erster Linie als Coffee Points für Pausen, informelle Besprechungen und Mittagessen. Parallel dazu ermöglichen sie eine optimale Zirkulation der Menschen und schaffen das Gefühl einer Reise durch die verschiedenen Zonen.
So verbindet etwa ein kleines, stufenförmiges Amphitheater den Empfangsbereich mit dem Hub im Stockwerk darunter. Strategisch günstig zwischen zwei Bürobereichen gelegen, ist dieses Zentrum ein beliebter Ort für Kaffeepausen. Die meisten Büros sind übrigens im Großraumstil mit Desk-Sharing-Konzept konzipiert, aber auch einige Einzelbüros für das Führungsteam sind vorgesehen. Wenn diese nicht besetzt sind, können sie von jedem Mitarbeiter für Meetings genutzt werden.
Der beste Platz für jede Arbeit
Die Großraumbüros sind als unterschiedliche Nachbarschaften gestaltet und wechseln sich mit ruhigeren Bereichen ab, die durch Pflanzen und verschiedene Trennwände abgegrenzt sind. Es gibt auch mehrere Besprechungsräume unterschiedlicher Größe sowie Kabinen für Videokonferenzen und Telefonate.
Um dem wachsenden Bedürfnis nach ruhigeren Umgebungen Rechnung zu tragen, wurden zwei großflächige Räume für konzentriertes Arbeiten eingerichtet. Ausgestattet mit höhenverstellbaren Tischen und Pflanzen erinnert der eine Bereich an einen grünen Dschungel, während der andere einer gemütlichen Bibliothek gleicht.
Schokoproduktion live
Ein weiteres Highlight ist die integrierte Chocolate Academy mitsamt voll ausgestatteter Küche. Dort können Mitarbeiter und Besucher den Chocolatiers bei der Herstellung neuer Produkte zusehen. Gegenüber dem Haupteingang gelegen, vermittelt die voll verglaste Akademie einen ersten Eindruck des neu gestalteten Hauptsitzes und akzentuiert die Leidenschaft von Barry Callebaut für Kakaoprodukte, Handwerkskunst und Innovation.
Der Coffee Point neben der Chocolate Academy ist in sanften Farben gehalten und verfügt über gemütliche Sitzgelegenheiten, die an kleine Gewächshäuser erinnern. Pastelltöne in Rosa, Grün und Blau werden mit Holzfußböden im Fischgrätmuster kombiniert, während Stahlrahmen über den Küchenarbeitsplatten das Metallhandwerk präsentieren.
Leckere Vorstellung
Wenn wir das jetzt ganz subjektiv betrachten, dann ist das schon eine leckere Vorstellung, dass Schokolade sowohl das bestimmende Element des Arbeitsalltags als auch Hauptinhalt eines dort beheimateten Bildungsinstituts ist.
Text: Martin Obermayr
Fotos: Peter Würmli