„Ich würde uns als Finanzpsychopathen bezeichnen …“
Nur drei Monate nach Montagebeginn konnte UBM Development den ersten Bauteil von Timber Praha mit 15 Wohnungen forward an den tschechischen Immobilienfonds Future X verkaufen. Warum Future X das „Haus M“ gekauft hat und welche Rolle Holzbau und Energieeffizienz dabei spielten, darüber sprechen Future X-Geschäftsführer Ondřej Záruba und UBM-CEO Thomas G. Winkler.
Timber Praha ist ein Ensemble von vier Gebäuden mit insgesamt 62 Wohnungen im aufstrebenden Prager Stadtteil Stodůlky und Teil der von UBM Development entwickelten Wohnanlage „Arcus City“, einer Anlage mit insgesamt 270 Wohnungen, zehn Einfamilienhäusern und fünf Einkaufspassagen. Die vier Apartmenthäuser von Timber Praha sind die ersten mehrgeschossigen Wohnbauten in Holzbauweise in der Tschechischen Republik.
Das Gespräch findet im „Haus M“ statt. Im Rohbau riecht es intensiv und angenehm nach Holz, das vorgefertigte Badezimmermodul ist bereits eingepasst. Zwar werden die Wände noch mit Gipskartonplatten verkleidet, doch in den Decken der Wohnräume, in den Fluren und Stiegenhäusern bleibt Holz als atmosphärisches Element erhalten.
In Prag sind einige interessante Immobilien auf dem Markt. Warum hat Future X gerade in eines der vier Apartmenthäuser von Timber Praha investiert?
Ondřej Záruba: Dieses Projekt ist sehr interessant, weil es sehr viel grüne Technologie enthält, die Geld und Energie spart. Das ergibt für uns natürlich Sinn.
Thomas G. Winkler: Als Entwickler müssen wir alles tun, um den Carbon Footprint beim Bau zu reduzieren. Aber kein Investor würde ein Wohngebäude kaufen, nur weil beim Bau wenig CO2 ausgestoßen wurde. Für den Investor muss der CO2-Fußabdruck vor allem im Betrieb niedrig sein. Und das ist bei Timber Praha absolut der Fall.
Die Tatsache, dass Timber Praha in Holzbauweise errichtet wird, hat bei der Kaufentscheidung keine Rolle gespielt?
Záruba: Nein. Ich würde uns als Finanzpsychopathen bezeichnen, deren Aufgabe ausschließlich darin besteht, Geld für unsere Investoren zu verdienen. Uns geht es nur darum, dass sich die Investitionen rechnen.
Future X wird die 15 Wohnungen vermieten. Befürchten Sie keine Vorbehalte der Mieter gegenüber der Holzbauweise?
Záruba: Nein, absolut nicht. In Prag gibt es genügend Menschen, die die Qualitäten dieses Projekts erkennen. Die Nachfrage nach qualitativ hochwertigem Wohnraum ist in Prag sehr groß, und daher ist es meine geringste Sorge, dass ich Mieter für Timber Praha finde.
Mit Timber Praha hat UBM in Tschechien Neuland betreten. War das nicht riskant?
Winkler: Die Frage ist eigentlich, ob es nicht riskanter gewesen wäre, weiter konventionell zu bauen. Ich glaube nämlich, dass das konventionelle Bauen mit Stahl und Beton zu teuer wird. Der Holzbau produziert viel weniger Mängel, weil wir einen Teil der Produktion in die Fabrik verlagern. Und eine Fabrik macht immer weniger Fehler als ein schlecht ausgebildeter Bauarbeiter.
Die vier Apartmenthäuser von Timber Praha sind durch den Einsatz von Geothermie, Wärmepumpen und Photovoltaik sehr energieeffizient. War das ein Kaufkriterium?
Záruba: Natürlich müssen bei allen Projekten, die wir uns anschauen, die Betriebskosten stimmen. Höhere Betriebskosten einer Wohnung schmälern automatisch das Potenzial der erzielbaren Miete. Wenn wir aber die Betriebskosten einer Wohnung niedrig halten, können wir im Gegenzug höhere Mieten lukrieren.
Winkler: Jeder Mieter schaut heute auf die Gesamtkosten und kalkuliert, wie viel er von seinem verfügbaren Einkommen für das Wohnen ausgeben kann. Je niedriger die Betriebskosten sind, desto höher kann die Miete sein. Und das ist natürlich besser für denjenigen, der den Kaufpreis pro Quadratmeter kalkuliert.
Haben EU-Taxonomie und ESG bei der Kaufentscheidung eine Rolle gespielt?
Záruba: In der Tschechischen Republik ist das noch kein Thema. Ich gehe aber davon aus, dass wir in den nächsten fünf bis zehn Jahren darauf angesprochen werden. Im Moment denken wir nur in wirtschaftlichen Kategorien. Die Anschaffungskosten für dieses Projekt ergeben für uns Sinn, und in Verbindung mit den Energieeinsparungen im Betrieb rechnet es sich einfach. Eine grüne Philosophie steckt bei uns nicht dahinter.
Interview: Karl Abentheuer