iCampus, i8, Werksviertel, CF Moller
#smart office

Holzbau mit Industrial Chic

Die Fassade besteht aus recyceltem Aluminium, das Tragwerk basiert auf einer hybriden Holzbauweise. Das Office-Gebäude i8 im Münchner Werksviertel setzt auf Dekarbonisierung und knüpft an die industrielle Vergangenheit des Viertels an.

Hinter dem Münchner Ostbahnhof lag einst das Reich von Pfanni. Knapp 70 Jahre lang produzierte die Firma hier Knödelmischungen und Kartoffel-Fertiggerichte. Nach einer Reihe kultureller Zwischennutzungen erblüht dort nun der neueste Szene-Hotspot der Stadt: das Werksviertel-Mitte. Neben Rooftop-Bars, Galerien und Container-Lokalen befindet sich hier auch das Werk 12 von MVRDV, das 2021 zum besten Gebäude Deutschlands gekürt wurde. Vom Riesenrad Umadum hat man den besten Ausblick, unter anderem auf die Dachterrasse des Werk3, wo seit 2017 Schafe auf einer „Stadtalm“ grasen.

Atrium, i8, iCampus, Werksviertel, CF Moller
Das zentrale Atrium lässt viel Tageslicht ins Innere und fördert die Interaktion.

Nachhaltige Architektur aus Dänemark

Gleich ums Eck entsteht das neue Quartier iCampus, das laut Eigendefinition „ein nach vorne gerichtetes Work-Life-Quartier“ ist, mit „Respekt vor Bestand und Umgebung“. Das gesamte Ensemble besteht aus sieben Baukörpern und folgt einem übergeordneten Masterplan. Einer dieser Baukörper ist das i8. Ein innovatives Holz-Hybrid-Gebäude, für das sich die Entwickler R&S Immobilienmanagement GmbH die dänischen Holzbau-Spezialisten von C. F. Møller Architects holten.

Mit dem Wohnhaus Kajstaden in Schweden markierten sie den Beginn einer neuen Generation von massiven Holz-Hochhäusern. Und mit ihrem Projekt Fjordporten entsteht in Oslo gerade ein spektakulärer Büroturm, der ebenfalls eine Pionierleistung im konstruktiven Holzbau darstellt.

Lobby, i8, iCampus, Werksviertel, CF Moller
In der Lobby im Eingangsbereich dominieren kommunikative Bereiche wie die große Holztreppe, die Verbindungsglied und Mobiliar zugleich ist.

Smarte Gebäudetechnik trifft Baustoff Holz

Bei ihrem Entwurf für das i8 im Münchner Werksviertel stand wieder ein durchdachtes Nachhaltigkeitskonzept im Fokus der Architekten. Wie der Name des Quartiers iCampus schon verrät, spielen Vernetzung und neueste Technologien dabei eine wesentliche Rolle. Schließlich kann eine intelligente Gebäudetechnik den Energiebedarf in Echtzeit optimieren, je nachdem wie die einzelnen Räume genutzt werden.

Indem wir Stahl und Beton in der Tragwerk-Struktur durch Holz ersetzen, können wir die verbauten Emissionen um 30 bis 50 Prozent senken.

Mads Mandrup Hansen, Partner und Architekt bei C.F. Møller Architects

Bei der Konstruktion setzen Architekten und Entwickler auf einen Verbund aus Beton und vorgefertigten Holzelementen, um die verbauten CO₂-Emissionen möglichst gering zu halten. Wie aus neuesten Studien bekannt ist, übersteigen die Emissionen, die bei der Produktion von herkömmlichen Baustoffen entstehen, oftmals das Äquivalent, das beim Betrieb des Gebäudes in 50 Jahren anfällt. 

„Indem wir Stahl und Beton in der Tragwerk-Struktur durch Holz ersetzen, können wir die verbauten Emissionen um 30 bis 50 Prozent senken“, erklärt Mads Mandrup Hansen, Partner und Architekt bei C.F. Møller Architects.

Fassade, i8, iCampus, CF Moller
Die Fassade aus recyceltem Aluminium ist eine Referenz an die industrielle Vergangenheit des Viertels und fungiert zudem als Sonnenschutz.

Ein Bürogebäude mit Wohncharakter

Das wohl markanteste Element des Entwurfs ist das zentrale Atrium, in dem alle Ebenen und Einheiten zusammenkommen. Mit seinen Loggien, dem hohen Tageslichteintrag und den vielen Holzoberflächen bekommen die Büroflächen hier einen sehr wohnlichen Charakter. „Mit dem i8 verbinden wir die Prinzipien des gesunden Wohnens mit dem Konzept des flexiblen und kreativen Arbeitens“, so Mandrup.

Mit dem i8 verbinden wir die Prinzipien des gesunden Wohnens mit dem Konzept des flexiblen und kreativen Arbeitens.

Mads Mandrup Hansen, Partner und Architekt bei C.F. Møller Architects

Der gesamte Bürokomplex ist so konzipiert, dass die Räume flexibel sind und an die Bedürfnisse der Nutzer angepasst werden können. „Der Grundriss bietet ein hohes Maß an Flexibilität und Räume, die problemlos als Einzel- oder Teambüros, oder in beliebiger Kombination gestaltet werden können“, so die Beschreibung des siegreichen Beitrags zum ausgeschriebenen Architekturwettbewerb.

Aussen, i8, iCampus, Werksviertel, CF Moller

Eine Referenz an die industrielle Vergangenheit

Die offene Architektur soll für viel Interaktion unter den Nutzern sorgen und Möglichkeiten für Co-Working und Networking bieten. Zur Naherholung in der Mittagspause dient eine Dachterrasse mit Alpenblick und ein kleiner Park mit Waldbestand. Für die nötige Abwechslung dürfte das Werksviertel-Mitte mit seinem großen gastronomischen Angebot sorgen.

Das Erscheinungsbild des i8 ist zurückhaltend und einprägsam zugleich. „Die Fassade besteht aus recyceltem eloxiertem Aluminium in einem gedämpften Grünton, der die Farben des Waldes aufgreift und die warmen Töne hervorhebt“, wie es heißt. Zum einen dient sie als außen liegender Sonnenschutz, zum anderen ist sie mit ihrer markanten Struktur eine Referenz an die industrielle Vergangenheit des Werksviertels.

Text: Gertraud Gerst
Visualisierungen: C. F. Møller

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