Hype um Bransons Hyperloop
Weil uns Richard Branson bald mit 1.200 Sachen durch die Weltgeschichte schicken möchte, baut ihm BIG ein Hyperloop-Testcenter. Damit ist endgültig klar: Star-Architekt Bjarke Ingels fährt auf futuristische Ideen ab.
Im Fall des dänischen Architekten Bjarke Ingels drängen sich in jüngster Vergangenheit ein paar Fragen auf. Warum setzt der Mann auf futuristische und nicht zwingend realistische Projekte? Geht es dabei um Unternehmens-Strategie? Um Narzissmus? Oder will der Branchen-Star einfach ein bisschen wie Elon Musk und Richard Branson sein? Wie auch immer – die Projekte, in die sich der Gründer von BIG aktuell involviert, sind jedenfalls spektakulär. Und echt spannend.
Hyperloop folgt auf Mondmission
So präsentierte er kürzlich etwa erste realistische Pläne für eine menschliche Siedlung auf dem Mond. Und nun folgte der nächste Streich: Das Konzept für eine Hyperloop-Teststrecke in Charleston, West Virginia. Diese soll ein weiterer große Baustein für die von Musk und Branson intensiv vorangetriebene Transportidee darstellen.
Bevor wir uns aber dem architektonischen Entwurf widmen, werfen wir zuerst einmal einen Blick über die Schultern von Tesla-Gründer Elon Musk. Auf seinen bereits vor acht Jahren veröffentlichen Ideen beruht das „Hyperloop System“ nämlich. Ein Transportmittel, das uns schnell, leise und umweltfreundlich fortbewegen soll, wie er damals betonte.
Was ist ein Hyperloop?
Dabei handelt es sich vereinfach ausgedrückt um eine Metallröhre, in der eine magnetisch angetriebene Transportkapsel unterwegs ist. Im Innenraum der Röhre herrscht ein Vakuum, das ob des so wegfallenden Luftwiderstands hohe Geschwindigkeit ermöglichen soll. Rein rechnerisch kann auf diese Weise ein Hyperloop bis zu 1.200 km/h schnell werden. So ließe sich die Strecke von Hamburg nach München etwa in 45 Minuten zurücklegen.
Solarenergie als Tipfelchen auf dem i
Als Krönung soll der Hyperloop außerdem als Selbstversorger funktionieren. Stichwort: Solarenergie. Laut Musks Konzept wird die Oberfläche der Röhre mit Solarmodulen gedeckt werden, die sogar mehr Energie produzieren, als für den Betrieb des Hyperloops benötigt wird.
Wir sind dem Ziel, Hyperloop-Reisen für Menschen überall auf der Welt Wirklichkeit werden zu lassen, einen Schritt näher gekommen.
Richard Branson, Visionär
Soweit so gut. Die von Musk 2013 vorgestellte Idee präsentierte er jedoch aber nicht bloß, sondern veröffentlichte obendrein sämtliche technische Daten und Details dazu. Lapidare Stellungnahme seinerseits: „Ich hab gerade keine Zeit, den Hyperloop intensiv genug voranzutreiben. Vielleicht will jemand anderer hier weitermachen?“
Branson, übernehmen Sie!
Genau das passiert – Richard Branson hat das Steuer übernommen und entwickelt seither seinen „Virgin Hyperloop One“. Eben dabei hat der Mann mit dem Vier-Milliarden-Dollar-Vermögen nun den nächsten Meilenstein erreicht: Er baut eine Teststrecke, in der besagte Kapseln nicht bloß ein paar Sekundenbruchteile durch die Röhre jagen werden, sondern gleich zehn Kilometer weit.
Daten für die Zukunft
Sinn der Sache: Endlich so valide Daten zu sammeln, dass eine internationale Zertifizierung für zukünftige Hyperloops möglich wird. Ohne eine solche Zertifizierung würden schließlich nirgendwo Genehmigungen für einen öffentlichen Betrieb, schon gar nicht mit Menschen an Bord, erteilt werden.
BIG springt auf Zug auf
Und eben hier kommt nun Bjarke Ingels ins Spiel. Gemeinsam mit Virgin Hyperloop One veröffentlichte er nun erste Bilder des von seinem Architektur-Studio BIG entworfenen Hyperloop-Zertifizierungs-Centers (HCC). Die Renderings zeigen ein großes, pillenförmiges Gebäude, das sich bis zur ominösen Hyperloop-Röhre erstreckt, durch die die Hyperloop-Gondel fahren soll.
Außerdem erkennt man in der Mitte des Gebäudes eine Freifläche und eine Art Hebezug an einer Stahlkonstruktion, die an der Oberseite entlangläuft. Diese dürfte wohl dazu dienen, die Gondel in der Röhre an ihren Platz zu hieven.
Das Runde muss ins Runde
Was abseits der technischen Notwendigkeiten ins Auge sticht, ist die vorrangige Verwendung von geschwungenen und Runden Formen. Diese erinnern eindeutig an die kreisrunde Öffnung des Tunnels, in dem laut Branson die Zukunft des Überlandtransports der Menschheit liegt.
Der Mann im O-Ton: „Heute ist einer der aufregendsten Tage in der Geschichte von Virgin Hyperloop. Das Hyperloop-Zertifizierungszentrum ist der Beginn der Hyperloop-Reise für West Virginia, für die Vereinigten Staaten und für die Welt.“ Außerdem fügt er theatralisch hinzu. „Wir sind dem Ziel, Hyperloop-Reisen für Menschen überall auf der Welt Wirklichkeit werden zu lassen, einen Schritt näher gekommen“.
Wie diese Reisen am Ende aussehen werden, lässt sich derzeit allerdings nur erahnen. Jedoch lässt der geplante Bau laut Insidern zumindest ein durchaus spektakuläres Detail buchstäblich durchblicken: An allen möglichen Stellen kommt Glas als Werkstoff zum Tragen. Das soll einerseits Transparenz vermitteln. Andererseits aber liefert es ein heimliches Indiz auf das finale „Reiseziel“ des Virgin Hyperloops.
Tunnel mit Ausblick?
Dieser soll nämlich nicht etwa durch einen schlichten Tunnel rauschen, sondern vielmehr den Passagieren die Illusion vermitteln, durch einen transparenten Tunnel zu reisen. Einen Tunnel mit Ausblick, also. Wie sich das Bjarke Igels und Richard Branson im Detail vorstellen, demonstrieren sie übrigens in einem eigenen Filmchen.
Also, bitte anschnallen und entspannt zurücklehnen. Die Reise beginnt – jetzt:
Text: Johannes Stühlinger
Bilder: BIG; Virgin Hyperloop