Natürlich ein Rückzugsort
Der Name des Projekts könnte innovativer sein, und dennoch sagt er alles aus: Die Hütte im Wald ist ein Rückzugsort in den japanischen Wäldern außerhalb Tokios, der nicht nur aufgrund seiner Holzbauweise eins mit der Natur wird.
Es war einmal … ein wichtiger Verkehrsknotenpunkt in Japan. Gelegen an zwei der bedeutendsten Straßen der Edo-Zeit (1600–1868), war Oiwake, im Gemeindegebiet Karuizawa in der Präfektur Nagano, ein Anziehungspunkt für zahlreiche Menschen aus der nahe gelegenen Hauptstadt, der sich bald zu einem beliebten Ort für Urlaube, Wochenenderholung oder den Zweitwohnsitz entwickelte.
Naturnah
In der bewaldeten Gegend von Oiwake, am Fuße des Vulkans Asana an einer Forststraße in unmittelbarer Nähe der alten Weggabelung gelegen, steht ein Holzhaus mit schlichtem Namen: die Hütte im Wald. K+S Architects mit Sitz in Tokio entwarfen hier einen Rückzugsort vom hektischen, lauten Leben in der Großstadt, fernab von anderen Privathäusern. Da das Grundstück zudem an ein Naturschutzgebiet grenzt, ist sichergestellt, dass es in näherer Umgebung keine weitere Verbauung geben wird.
Die Hütte im Wald ist – prinzipiell – einstöckig. Prinzipiell, weil ihr verschiedene Ebenen einen Eindruck von Höhe verschaffen. Verstärkt wird dieser Eindruck durch kurze Stelzen aus Beton, auf denen sie errichtet wurde. Auch das helle Erscheinungsbild, das sich vom umgebenden Wald abhebt, verleiht dem Haus Leichtigkeit: Während Zwischen- und Außenwände aus Zedernholz sind, wurde für die Querbalken über dem Fundament Kiefer ausgewählt. Das Blechdach wiederum ist mit einer Zink-Aluminium-Legierung (Galvalume) beschichtet.
Flexible Gestaltung
Das Architekturbüro war beim Planen des Projekts bemüht, das Gelände so unberührt wie möglich zu lassen. „Wir schufen Räume auf verschiedenen Ebenen, um die natürliche Topografie zu erhalten“, so K+S Architects. Betreten wird die Hütte im Wald über einen überdachten Außenbereich, von dem man in die mittlere Hauptebene gelangt: einen halboffenen Koch-Wohnbereich, an den weiter oben Schlafplätze und der Sanitärbereich angeschlossen ist. Die oberste Etage, von den Architekten „Loft“ genannt“, ist ein mittels Leiter erreichbarer Raum mit kleinem Fenster, in den man sich zurückziehen kann, um ungestört zu arbeiten. Oder einfach nur ungestört zu sein. Das Konzept hinter dem Design ist eindeutig: „Je höher man geht, desto mehr Privatsphäre hat man“, erklärt das Studio.
Jede Ebene wurde zudem so gestaltet, dass sie flexibel genutzt werden kann. So dient die Terrasse seinerseits als Eingangsbereich, andererseits als Platz, an dem man die Natur ungestört genießen kann. Im Sommer kann sie zudem als Esszimmer fungieren. Auf der mittleren Ebene platzierten K+S Architects die Küche, die Sitzbänke sowie den schwarzen Holzofen ganz bewusst an den Rand. So kann der Freiraum in der Mitte des Zimmers nach Belieben bespielt werden. Die Schiebetür, die Terrasse und Hauptbereich trennt, kann vollständig geöffnet werden, um einen einzigen, großen Raum zu schaffen.
Waldheimat
Der Schlafbereich im „Obergeschoss“ wird tagsüber zu einem Sofa und dadurch zum Entspannungsbereich – ebenso wie das Badezimmer. Hier sorgt eine angeschlossene Veranda beim Baden in der hölzernen Badewanne für einen unbezahlbaren Ausblick in den Wald. Wobei „Ausblick“ auch das Stichwort des Projekts insgesamt ist. Aufgrund der Größe der großen Glasfenster „korrespondieren diese mit dem umliegenden Wald“, wie es aus dem Architekturbüro heißt. „Dadurch, dass sie jeweils auf unterschiedlichen Ebenen angeordnet sind, entstand ein Ort, der stärker in den Wald integriert ist.“
Mehr noch: Die Gesamtplanung war auf Integration in den Wald ausgerichtet, so K+S Architects. „Wir haben darauf geachtet, in die Ökologie so wenig wie möglich einzugreifen. Im gesamten Projekt musste nur ein Baum gefällt werden, statt diesem wird ein großer Bergkirschenbaum gepflanzt.“
Wohnen kann eben im wahrsten Sinne natürlich schön sein.
Text: Michi Reichelt
Bilder: Hiroshi Ueda