In Dubai, Hauptstadt des gleichnamigen Emirats, auch bekannt als die „Stadt des Goldes“, erhebt sich das House of Courtyards. Ein imposantes Gebäude, das die Lücke zwischen traditioneller Wüstenarchitektur und den Anforderungen einer modernen Welt schließt.

Dubai ist berühmt für seine architektonische Gemengelage, die von hoch aufragenden Wolkenkratzern wie dem Burj Khalifa bis hin zu verschnörkelten Villen reicht. Diese Stadt ist Heimat einer reichen Palette an Stilen, die von der traditionellen Baukultur bis hin zum futuristisch anmutenden Parametrismus des Büros Zaha Hadid reicht. Eine Stadt, in der Gegensätze Hand in Hand gehen. Auch, was die Ideologie betrifft: Zukunftsweisende Technologie trifft in Dubai auf ein archaisches Weltbild der Herrschenden und auf Gesetze jenseits der Menschenrechte.

Das indische Architekturstudio VDGA hat hier ein Projekt entworfen, das die Vielfalt Dubais aufgreift und ihr eine neue Seite hinzufügt – das House of Courtyards.

Haus der Höfe #2
Ganze 4.000 Quadratmeter misst das Grundstück des House of Courtyards.

Feng Shui auf Indisch

Ein imposantes Gebäude, das mehr einem Palast, denn einem Wohnhaus ähnelt. Es verkörpert eine Architektur, die tief in der Geschichte der Region verwurzelt und gleichzeitig von innovativen Ansätzen geprägt ist. Denn bei ihrem Entwurf entschied sich das Architektenteam nicht nur dafür, der landestypischen Bauweise gerecht zu werden, sondern auch die Prinzipien von Vastu – das indische Pendant der chinesischen Lehre des Feng Shui – einfließen zu lassen. Es ist das erste Projekt von VDGA in den Vereinigten Arabischen Emiraten.

Das „Haus der Höfe“ ist so gestaltet, dass es dem Wüstenklima standhält und den kulturellen Gegebenheiten der Region Respekt zollt. Mit einer Grundfläche von 4.000 Quadratmetern wurden dementsprechend hohe Ansprüche an die Raumplanung und Gestaltung gestellt.

Haus der Höfe #4
Mamor bringt Eleganz und Kühle in die Innenräume.

Der Grundriss der Villa ist durchsetzt mit insgesamt fünf Innenhöfen, die ein essenzielles Element bei der passiven Klimatisierung darstellen und gleichzeitig dem Gebäude seine charakteristische Form verleihen. Abgeschiedene, schattige Rückzugsorte, die einen das heiße Wüstenklima vergessen lassen. Und wer eine extra Erfrischung braucht, bekommt diese im großen Pool in einem der Innenhöfe.

Liebe fürs Detail

Ein zentraler Aspekt des Entwurfs war die Berücksichtigung der klimatischen Bedingungen in Dubai. Der Entwurf des Gebäudes entstand unter Berücksichtigung des Sonnenverlaufs sowie der Sommer- und Wintersonnenwende, um eine durchgehend natürlch klimatisierte Umgebung zu schaffen. Dafür wurden spezielle Fenster entworfen. So wurde bei der Südfassade auf große Öffnungen verzichtet, während die Nord-, Ost- und Westfassaden relativ offen gestaltet sind. Hohe, außen vor den Fenstern angebrachte Blenden schützen vor übermäßiger Sonneneinstrahlung, lassen aber dennoch ausreichend natürliches Licht in die Innenräume.

House of Courtyards
In jedem Innenhof steht ein Olivenbaum, der so zu einem verbindenden Element wird.

House of Courtyards
Daneben prägen dem Klima angepasste Kakteen und Sukkulente die Gärten der Höfe.

Zudem ermöglicht die Gebäudestruktur eine natürliche Temperaturregulierung. So wurde das Gebäude gemäß der Tradition mit Lehm verputzt. Dadurch entsteht eine raue Oberfläche, die dank ihrer Struktur nicht so viel Hitze aufnimmt. Traditionell auch ist die Verwendung von handverarbeitetem Natursandstein aus den Wüsten von Rajasthan, der normalerweise für Gehwege und Wasserbecken eingesetzt wird.

Verkleidet ist die Fassade mit vertikalen Lamellen aus Cortenstahl, der sich durch seine besonders hohe Wetterfestigkeit auszeichnet. Zusätzlich schirmen perforierte Paneele aus demselben rostbraunem Stahl direkte Wärmeeinstrahlung ab und verleihen dem Gebäude einen effizienten Brise Soleil.

Haus der Höfe #5
Durch die clever geplanten Fenster kommt genug Licht in die Innenräume, gleichzeitig schützen sie vor der Hitze der Sonne.

Natürliche Felsen und cremefarbene Schottersteine ergänzen die Landschaftsgestaltung im Inneren, die ansonsten hauptsächlich auf Sukkulente, Palmen und Olivenbäume setzt. Letztere finden sich als wiederkehrendes Element in allen Innenhöfen des Hauses, und schaffen so eine symbolische Verbindung zwischen den verschiedenen Bereichen des Hauses.

Tradition und Moderne

Die Räume wurden überwiegend aus Mamorstein gestaltet; auch dieser ist extrem hitzebeständig – und zudem kratzfest, ein nicht unwesentliches Detail in einem Haushalt mit Kindern. So bewegt man sich im Haus auf dem kühlen Stein, der darüber hinaus dem ganzen Gebäude etwas Majestätisches verleiht, und das Palast-Gefühl durchaus verstärkt.

Haus der Höfe #5

„Das Haus ist sowohl introvertiert als auch extrovertiert“, so VDGA. „Es schafft einen geschützten, introspektiven Raum für seine Nutzer und reagiert gleichzeitig auf den physischen und kulturellen Kontext Dubais“.

Die gesamte architektonische Gestaltung ist auffällig, sie sticht heraus, drängt sich aber nicht auf. Diese Dualität ist ein zentraler Bestandteil des Entwurfs. Damit verkörpert das Haus der Höfe das Motto von Studio VDGA, „zeitlose, bedeutungsvolle Räume“ zu schaffen. Sie haben es mit diesem Projekt geschafft, kulturelle Wurzeln mit zukunftsweisendem Design zu vereinen.

Text: Eva Schroeder, Michi Reichelt
Bilder: VDGA

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