Arbeitest du noch oder wohnst du schon?
Ein Arbeitsplatz wie ein Luxusapartment: Mit dem neuen Büro des Finanzunternehmens Horsley Bridge Partners hat die Huntsman Architectural Group in San Francisco ein Jobumfeld geschaffen, das die Work-Life-Integration im Fokus hat.
Work-Life-Balance. Ein Begriff, der in den letzten Jahren – insbesondere durch die Corona-Pandemie – nicht nur in den Fokus gerückt ist. Vielmehr hat er sich durch diese gewandelt. Denn mittlerweile ist es weniger die „Balance“, die arbeitenden Menschen wichtig ist. Es ist die Work-Life-Integration, die angestrebt wird: Die Welten von Berufs- und Privatleben laufen nicht mehr nebeneinander her, sie werden mehr und mehr aufeinander abgestimmt. Anstatt sie separat zu optimieren, werden sie in Einklang gebracht. Von Arbeitgeberinnen ebenso wie von Arbeitnehmern.
Damit einhergehend gewinnt die entsprechende Architektur ebenfalls immer mehr an Bedeutung. Verantwortliche sind bestrebt, den Arbeitsplatz in Zeiten wie diesen auch in seiner Gestaltung verstärkt zu einem Wohlfühlort zu machen, der den Menschen in den Mittelpunkt stellt und ihm eine produktive, kommunikative Umgebung bietet. Die Risikokapitalgesellschaft Horsley Bridge Partners hat für ihre neuen Büroräume in einem Art-Deco-Hochhaus in San Francisco ebendas bei der Huntsman Architectural Group in Auftrag gegeben: Ein Umfeld, „das über traditionelle Vorstellungen hinausgeht und Zusammenarbeit, Transparenz und Innovation fördert“, wie es offiziell heißt. Auch neue Arbeitszeitmodelle, die in der Vergangenheit so nicht möglich waren, werden dabei mitgedacht.
Modern & zeitlos
Der Schwerpunkt beim Design lag somit darauf, ein Umfeld für Teamwork, Synergie und Kreativität zu schaffen, so das ebenfalls in San Francisco ansässige Architekturstudio. Einen „Raum, der ein besonderes Erlebnis für die Mitarbeiter schafft, wenn sie gemeinsam Zeit im Office verbringen. Sie sollen sich freuen, hierherzukommen.“ Funktional, modern und dennoch zeitlos. Und vor allem flexibel.
Man entwarf ein Büro, das auf den ersten Blick nicht den Eindruck einer Arbeitsumgebung erweckt. Zahlreiche Holzelemente, Parkettböden mit abgestimmten Teppichen, Kassettendecken mit indirekter Beleuchtung sowie eine sorgfältig kuratierte Auswahl an Möbeln und Accessoires erzeugen – ebenso wie das Fehlen eines Empfangsbereichs – das Gefühl, sich in einer geräumigen Wohnung zu befinden. „Jeder Teil des Büros ist darauf ausgelegt, eine bestimmte Funktion zu erfüllen“, erläutert die Huntsman AG. Und jeder Teil ist tatsächlich herzeigbar: Es gibt keinen „Back-of-House-Bereich“, keine Räume, die Kunden verborgen bleiben, in die Besucher keinen Einblick haben.
Beruhigend & inspirierend
Das Konzept von Horsley Bridge Partners sieht drei Bürotage pro Woche für die Angestellten vor. Im eigentlichen Arbeitsbereich gibt es daher ausschließlich Springerplätze. Glaswände sorgen auch hier im wahrsten Sinne für Transparenz, sogenannte Teamräume für bis zu acht Personen schaffen zusätzlich ein Gemeinschaftsgefühl unter den Mitarbeitern. Dieses soll auch abseits des Arbeitsplatzes nicht zu kurz kommen: So gibt es in den Räumlichkeiten neben Telefonzimmern und Wellness Rooms, also Rückzugsbereiche für die Beschäftigten, auch eine weitläufige Küche im Stil eines Cafés. Das Ziel: Eine beruhigende, inspirierende Atmosphäre.
Und das nicht nur optisch und haptisch. Auch die passende Akustik spielt im Büro des Finanzunternehmens eine große Rolle. Trockenbauwände, versteckte White-Noise-Lautsprecher und geräuschabsorbierende Oberflächen tragen bei Horsley Bridge Partners zu einem – im positiven Sinn – gedämpften Arbeitsklima bei.
„Warum und wie wir am Arbeitsplatz zusammenkommen, ist viel wichtiger, als wie oft wir dort sind“, meint Alison Woolf, die leitende Designerin des Projekts. „Wir haben alle gelernt, digital zu kommunizieren, aber eine sinnvolle persönliche Zusammenarbeit erfordert Lösungen, die auf uns zugeschnitten sind.“ Zukunftsorientierte Unternehmen von heute nutzen nicht nur moderne Technologien, sondern ein gezielt gestaltetes Umfeld, um sicherzustellen, dass ihre Mitarbeiter sozial interagieren und sich entfalten können, so Woolf.
Text: Michi Reichelt
Bilder: Garrett Rowland